Familie, Gesellschaft, Persönliches

„Super-Moms“: Warum Power-Mütter ganz schön einschüchternd sein können

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7. In Worten: SIEBEN. Da musste ich doch kurz schlucken.

Was mir gestern via Handy-Display entgegenblinkte, war eine Ansage: die sieben (!) offensichtlich wohlgeratenen Sprösslinge einer Berliner Bloggerin und Autorin. Weiterlesen „„Super-Moms“: Warum Power-Mütter ganz schön einschüchternd sein können“

Familie, Gesellschaft, Persönliches

„Lasst sie spielen!“ Warum das für uns Eltern manchmal gar nicht so einfach ist

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Als engagierte Mama mache ich mir natürlich den ein oder anderen Gedanken dazu, was mein Kind, so wünsche ich es mir, zu einem selbstbewussten, mit sich zufriedenen und eigenständigen Menschen heranwachsen lässt. Weiterlesen „„Lasst sie spielen!“ Warum das für uns Eltern manchmal gar nicht so einfach ist“

Beruf, Familie, Gesellschaft, Politik

Gut ist gut genug. Vom Umgang mit Perfektionismus (Teil 2)

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Ich habe meinen Artikel „Gut ist gut genug. Vom Umgang mit Perfektionismus“ einigen Freunden und Bekannten gezeigt und zwei Reaktionen erhalten, auf die ich hier eingehen möchte:

Die erste Reaktion war folgendes Video:

Kabarettist Florian Schroeder in der NDR Talk Show vom 28.1.2016

Eine Parodie auf gesellschaftlichen Erwartungsdruck, der 2018 (bzw. 2016) in Deutschland (und sicher nicht nur da) auf Frauen lastet. Wie Schroeder unter anderem sagt:

„Sie muss Karriere machen und zwar selbstbewusst, aber nicht als Emanze, aber emanzipiert muss sie sein, feministisch organisiert und überhaupt gut drauf. Sie darf keine Rabenmutter sein; wenn sie zu Hause ist, muss sie trotzdem Karriere machen. Und den Stress, den sie hat, den darf man niemals spüren!“

Der Kommentar der jungen Frau und Mutter, die mir das Video schickte: „Ein etwas satirischer, aber leider auch zutreffender Clip“.

„Perfekt ist widersprüchlich“

In der Tat wird in Deutschland Frauen (und zunehmend auch Männern) suggeriert, Beruf und Familie seien gut vereinbar und es sei möglich und wünschenswert, zugleich einfühlsame Mutti (oder Vati), sexy Geliebte/r und toughe/r Arbeitnehmer/in zu sein. Auch Männern wird meiner Meinung nach vermittelt: Machst du Karriere und erwartest, dass deine Frau dir zuhause den Rücken freihält, bist du komplett „old school“ – aber Karriere machst du gefälligst, sonst nimmt dich auch keiner ernst. Der „moderne Mann“ ist somit emotional feinfühlig, beruflich durchsetzungsstark, kümmert sich engagiert um seine Kinder, falls er welche hat, arbeitet aber dennoch weiter Vollzeit, da er dank gender pay gap ohnehin (meist) mehr Geld als seine Partnerin nach Hause bringt.

Zwei Strategien: Ausblenden oder Anpassen

Meiner Meinung nach unterscheiden sich die Erwartungen, die im Jahr 2018 in Deutschland an Männer und Frauen gerichtet werden, gar nicht so sehr, der Umgang damit jedoch nachwievor: Männer versuchen die innere Spannung, die dieser Druck sicher auch in ihnen erzeugt, tendenziell aufzulösen, indem sie einen der Bereiche „ausblenden“ und den Fokus eben auf den – noch immer gesellschaftlich anerkannteren – legen. Wie viele Väter reduzieren tatsächlich ihre Arbeitszeit dauerhaft, um mehr Zeit für die Familie zu haben? Wie viele Männer engagieren sich ernsthaft und über Jahre – wie es viele Frauen tun – in der sogenannten  „Care Arbeit“, der (bezahlten und nicht-bezahlten) Fürsorge für Kinder, Alte oder Kranke?

Frauen andererseits versuchen meiner Meinung nach oft tatsächlich, alles „unter einen Hut“ zu bringen und es damit letztlich allen recht zu machen: das endet dann in der Teilzeitstelle (in Deutschland in vielen Branchen noch immer das Karriere-Aus), neben der Dutzende private Verpflichtungen  „gewuppt“ werden wollen.

Welche „Gesellschaft“ erwartet hier etwas? 

Die zweite Reaktion, die ich an dieser Stelle erwähnen will, war die Frage eines aus dem Iran eingewanderten Bekannten: „Wer ist diese, im Video genannte, „Gesellschaft“ und woher wissen wir von solchen Erwartungen? 

Gute Frage! Wer transportiert diese „überladenen“ und damit kaum erfüllbaren Vorstellungen von „Männlichkeit“ bzw. „Weiblichkeit“? Die Gesellschaft sind in einer Demokratie doch WIR, ihre Mitglieder! Letztlich bestimmen wir, durch unser Handeln und unsere Entscheidungen, jeden Tag, wohin sich die Werte unserer Gesellschaft entwickeln.

Ich habe meinem Bekannten geantwortet: 

„Ich bin der Meinung, dass es nicht abstrakt eine „Gesellschaft“ gibt, sondern dass es immer konkrete Menschen und Institutionen sind, die die Werte dieser Gesellschaft prägen. Insofern kann jeder Einzelne auch mitbestimmen, in welche Richtung sich diese Werte entwickeln – und in einer Demokratie hat meiner Meinung nach auch jeder die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass z.B. Grundwerte wie die Meinungsfreiheit oder der Schutz von Schwächeren nicht in Frage gestellt werden.“

In diesem Sinn noch einmal mein Plädoyer an mich selbst, aber auch an alle „Entscheiderinnen und Entscheider“ in Politik oder Wirtschaft und letztlich an jeden von uns:

Gut ist gut genug.

Der Anspruch, „alles“, „immer“ und „perfekt“ zu leisten, erzeugt nicht nur für jede/n Einzelne/n von uns enormen Druck, sondern hat konkrete gesellschaftliche Folgen: In einer Leistungsgesellschaft zählt eben wenig, was unvollkommen und nicht wirtschaftlich verwertbar ist. Das zeigt sich in der Art, wie Care-Arbeit oder eben oft auch sogenannte „weiche“ Themen wie Tier- und Umweltschutz, Frauen- und Kinderrechte marginalisiert werden.

Wollen wir das nicht hinnehmen, sollten wir meiner Meinung nach auch im Privaten beginnen, das Diktat des „Höher-Schneller-Weiter“ zu hinterfragen. Insofern kann ein tief empfundenes und gelebtes „Gut ist gut genug“ nicht nur ein privater „Befreiungsschlag“ sein, sondern ist auch ganz klar ein relevanter Gegen-Kommentar zu der (Leistungs-) Gesellschaft, deren weitere Entwicklung wir mit bestimmen.

Was ist eure Meinung zu diesem Thema? Hier bin ich wirklich gespannt auf eure Anmerkungen und Kommentare. 🙂

Schreibt mir, was ihr dazu denkt!

Mit herzlichem Gruß, Sunnybee 

 

 

Beruf, Gesellschaft, Persönliches

Gut ist gut genug. Vom Umgang mit Perfektionismus

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Kürzlich bat ich die Schüler einer meiner Kurse um ihr „Feedback“ zu meinem Unterricht. Wir arbeiten inzwischen seit knapp einem Jahr zusammen, begegnen uns zwei- bis dreimal pro Woche und ich habe jede und jeden von ihnen schon diverse Male bewertet – ich fand, es war an der Zeit, dass meine Schülerinnen und Schüler auch ein Urteil zur Qualität meines Unterrichts abgeben würden. 

Tja, und dann erhielt ich unter anderem diese Rückmeldung:

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WOW! Grund zur Freude? Ich ertappte mich tatsächlich bei folgenden Gedanken: Na, der scheint ja leicht zufriedenzustellen sein!… „Glücklich und zufrieden“? Bisschen übertrieben, oder? Sooo besonders ist mein Unterricht nun auch wieder nicht!… 

Ist denn das zu glauben?! 

Ich mache mich selbst schlecht, obwohl ich in diesem Kurs definitiv mit Engagement und gut vorbereitet – und oft auch mit echter Freude unterrichte. Die Themen, die wir behandeln, interessieren mich und die Diskussionen und Fragen, die sich daraus unter meinen (erwachsenen) Schülerinnen und Schülern ergeben, faszinieren mich tatsächlich häufig selbst. Ich versuche außerdem, so fair und gut einschätzbar wie möglich zu sein und habe zu Beginn unserer gemeinsamen Zeit viel Energie und einiges an Zeit und Nerven investiert, um das Kursklima, das anfänglich desolat war (ich habe hier schon einmal darüber geschrieben) zu verbessern. Vermutlich mache ich also tatsächlich meinen Job gut und biete meinen Schülerinnen und Schülern objektiv „guten Unterricht“. 

Warum dann diese (inneren) Stimmen? Weil ich nie – natürlich nicht – jeden und jede mit meiner Begeisterung erreiche? Weil ich auch schon mal keine Lust habe, in diesen Kurs oder zur Arbeit überhaupt zu gehen? Weil mein Unterricht manchmal passabel ist, ok, ganz in Ordnung und eben nicht jeden Tag ein Feuerwerk?!

„Klappe zu, ihr Nörgler!“

Unglaublich, dass ich diese (selbst-) abwertenden Gedanken habe und wie abwertend eigentlich auch meinem Schüler gegenüber, der etwas kann, was mir, mir selbst gegenüber, offensichtlich schwerer fällt als gedacht, nämlich: loben. Herzlich, unverblümt, einfach so.

Also „Klappe zu!“, ihr inneren Nörgler, ihr Perfektionisten, (Selbst-) Zweifler und Grantler. 

Gut ist auch, was nicht perfekt ist! Gut ist gut genug.

Kennt ihr diese nörgeligen Stimmchen? Selbstkritisch, obwohl ihr euch eigentlich der Qualität dessen, was ihr leistet, bewusst seid? Ist das jetzt leichtfertig oder selbstbewusst, dass ich hier so offen darüber schreibe?!😉 

Was ist eure Meinung zum Thema Perfektionismus? Ich freue mich über eure Kommentare! 

Liebe Grüße, Sunnybee

Beruf, Familie, Gesellschaft

Wer hat die dickste Posaune? – Die Last des sozialen Vergleichs

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„Willst du glücklich sein, bau dir ein Haus. Willst du glücklich bleiben, vergleiche es nicht mit dem deines Nachbarn.“

Konkurrenz im Beruf

Ein Bekannter von mir ist Musiker. Unter Musikern sei es üblich, sich zu vergleichen, erklärte er mir kürzlich: Wer werde wie oft angerufen, um an einem interessanten Projekt mitzuarbeiten? Wer spiele in welchem Orchester? Wer sei der Schüler von Koryphäe XY, bzw. habe selbst namhafte Schüler? 

Mein Bekannter empfindet diese „Vergleicheritis“ durchaus als belastend, kann sich jedoch von dem Konkurrenzdruck, den sie mit sich bringt, nicht ganz frei machen. „Ich frage mich, was habe ich bisher (beruflich) erreicht? Ist es das, was ich wirklich will? Geht da noch was? Ein Ortswechsel, neue Projekte?“ Er artikuliert es nicht in genau dieser Weise, aber sein Leben ist bestimmt durch (gefühlt) hundert unterschiedliche Aktivitäten, jeden Tag ist er in einer anderen Stadt, möchte man sich mit ihm verabreden, hat er einen „Termin“ in einer Woche anzubieten.

Nichts dagegen zu sagen? Die „Rushhour“ des Lebens eben zwischen 20 und 50? Oder die Normalität im Leben eines Berufsmusikers, dessen Arbeit Mobilität und ein überdurchschnittliches Engagement erfordert? 

Ich betrachte aus etwas Distanz dieses bewegte Leben und bin eigentlich ganz froh, in meinem mehr Konstanz zu haben, auch nicht mehr so drängend die Frage: wo geht es beruflich – und damit auch in Bezug auf Lebensmittelpunkt und innere Orientierung – hin? 

Konkurrenz im Privaten 

Dennoch kenne ich Momente, in denen auch ich beginne, mein Leben mit dem anderer zu vergleichen. Kollegin XY, jünger als ich, kehrt nach einem Jahr aus der Elternzeit zurück, arbeitet gleich Vollzeit und übernimmt auch noch eine Führungsaufgabe. Soweit bin ich bis jetzt nicht – sollte ich?! Oder: Ich spaziere mit meinem Sohn an einem Sonntag allein durch den Zoo, eine Bekannte hat mir absagen müssen, da ihr Kind krank geworden ist. Überall Papa-Mama-Kind-Familien. Ich bin hier als Mutter allein mit meinem Kind. Ok so – oder ein Defizit? 

Was ich merke: Häufig machen gar nicht die Lebensumstände an sich unzufrieden, sondern der Vergleich mit anderen. Das mag vor allem in Bereichen geschehen, in denen ich nicht ganz sicher bin, ob mein Weg der richtige (für mich) ist, oder wenn ich meine Lebenssituation nicht frei gewählt habe, wie das oft nach einer Trennung der Fall ist. Dann beginne ich gegebenenfalls auf die zu schielen, die „haben, was ich nicht habe“ und werde nur noch unzufriedener. 

Andererseits kann ich durchaus sehr erfolgreich sein in dem, was ich tue – und doch auf das schielen, was (noch) nicht da ist. Mit einer sicheren, gut bezahlten Arbeitsstelle, einem gesunden Kind, einem seit Jahren bestehenden Freundeskreis und einer hübschen Wohnung kann ich zufrieden sein – oder ich schaue neidisch auf die, deren Wohnung größer ist, die in einer Partnerschaft leben, mit zwei Kindern oder anderem Beruf.

Ich bin sehr froh, dass mich diese Momente der Unzufriedenheit nur selten heimsuchen. Bemerke ich dennoch, dass ich mit Unmut – oder Trauer – auf das Leben anderer blicke, hilft mir immer sehr die Erkenntnis: es ist das Leben anderer. Du würdest es selbst nie so leben, würdest dich selbst ganz mit in dieses Leben nehmen und bist du jetzt unzufrieden, wärst du es nach kürzester Zeit unter anderen Umständen auch. 

Zufriedenheit ist kaum abhängig von dem was „außen“ ist

Eine Studie des Psychologen Philip Brickman der amerikanischen Northwestern University ergab bereits 1978, dass sich die Zufriedenheit von Menschen nach einem Lotteriegewinn nicht bedeutend von der derjenigen ohne Gewinn unterschied und dass selbst Menschen, die eine Querschnittslähmung zu akzeptieren hatten, nicht gravierend schlechter über ihr Leben dachten als die Vergleichgruppe ohne Lähmung.

Was schließe ich daraus: bestehe nicht darauf, das Leben der „anderen“ zu haben. Bist du wirklich unzufrieden mit dem, was in deinem Leben ist, stelle fest, was dich stört – und ändere es. Ein Berufs- oder Ortswechsel mit 30, 40 oder 50? Nicht einfach, aber auch nicht unmöglich. Du fühlst dich ungeliebt und allein: lerne, dich selbst anzunehmen und weniger um dich selbst zu kreisen, dann kommen Menschen von ganz alleine auf dich zu. 

Manchmal bist du aber wirklich krank, sehr geschwächt oder die Situation, mit der du unzufrieden bist, lässt sich tatsächlich im Moment nicht ändern. Dann – altes Lied natürlich, und dennoch wahr – nimm an, was ist. 

Und hier kann dir vielleicht tatsächlich der soziale Vergleich hilfreich sein. Nicht, indem du dich weiter mit anderen misst, oder dich über die stellst oder gar auf die herabsiehst, denen es „noch schlechter als dir“ geht. Nein, indem du wahrzunehmen beginnst, was du alles hast, selbst in deinem Unglück – und oft ist das noch erstaunlich viel. 

Interessanterweise sind ja oft nicht diejenigen am glücklichsten, die am meisten haben, sondern die, die zufrieden mit dem sind, was sie haben. Und ganz sicher hast auch du in diesem Moment sehr viel. Sollte dich also wieder einmal die Unruhe packen des „Höher-schneller-weiter“, des „Ich will, was ich nicht habe“ – dann halte inne und übe dich in der Dankbarkeit für das, was du hast – es wird, dadurch, dass du es siehst, wertvoll. Ganz ohne sozialen Vergleich. 

Klingt für dich plausibel, was ich hier schreibe – oder bist du anderer Meinung? Ich freue mich, von dir zu lesen!

Herzliche Grüße, Sunnybee