Familie, Gesellschaft, Persönliches

„Super-Moms“: Warum Power-Mütter ganz schön einschüchternd sein können

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7. In Worten: SIEBEN. Da musste ich doch kurz schlucken.

Was mir gestern via Handy-Display entgegenblinkte, war eine Ansage: die sieben (!) offensichtlich wohlgeratenen Sprösslinge einer Berliner Bloggerin und Autorin. Weiterlesen „„Super-Moms“: Warum Power-Mütter ganz schön einschüchternd sein können“

Beruf, Familie, Gesellschaft

Wer hat die dickste Posaune? – Die Last des sozialen Vergleichs

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„Willst du glücklich sein, bau dir ein Haus. Willst du glücklich bleiben, vergleiche es nicht mit dem deines Nachbarn.“

Konkurrenz im Beruf

Ein Bekannter von mir ist Musiker. Unter Musikern sei es üblich, sich zu vergleichen, erklärte er mir kürzlich: Wer werde wie oft angerufen, um an einem interessanten Projekt mitzuarbeiten? Wer spiele in welchem Orchester? Wer sei der Schüler von Koryphäe XY, bzw. habe selbst namhafte Schüler? 

Mein Bekannter empfindet diese „Vergleicheritis“ durchaus als belastend, kann sich jedoch von dem Konkurrenzdruck, den sie mit sich bringt, nicht ganz frei machen. „Ich frage mich, was habe ich bisher (beruflich) erreicht? Ist es das, was ich wirklich will? Geht da noch was? Ein Ortswechsel, neue Projekte?“ Er artikuliert es nicht in genau dieser Weise, aber sein Leben ist bestimmt durch (gefühlt) hundert unterschiedliche Aktivitäten, jeden Tag ist er in einer anderen Stadt, möchte man sich mit ihm verabreden, hat er einen „Termin“ in einer Woche anzubieten.

Nichts dagegen zu sagen? Die „Rushhour“ des Lebens eben zwischen 20 und 50? Oder die Normalität im Leben eines Berufsmusikers, dessen Arbeit Mobilität und ein überdurchschnittliches Engagement erfordert? 

Ich betrachte aus etwas Distanz dieses bewegte Leben und bin eigentlich ganz froh, in meinem mehr Konstanz zu haben, auch nicht mehr so drängend die Frage: wo geht es beruflich – und damit auch in Bezug auf Lebensmittelpunkt und innere Orientierung – hin? 

Konkurrenz im Privaten 

Dennoch kenne ich Momente, in denen auch ich beginne, mein Leben mit dem anderer zu vergleichen. Kollegin XY, jünger als ich, kehrt nach einem Jahr aus der Elternzeit zurück, arbeitet gleich Vollzeit und übernimmt auch noch eine Führungsaufgabe. Soweit bin ich bis jetzt nicht – sollte ich?! Oder: Ich spaziere mit meinem Sohn an einem Sonntag allein durch den Zoo, eine Bekannte hat mir absagen müssen, da ihr Kind krank geworden ist. Überall Papa-Mama-Kind-Familien. Ich bin hier als Mutter allein mit meinem Kind. Ok so – oder ein Defizit? 

Was ich merke: Häufig machen gar nicht die Lebensumstände an sich unzufrieden, sondern der Vergleich mit anderen. Das mag vor allem in Bereichen geschehen, in denen ich nicht ganz sicher bin, ob mein Weg der richtige (für mich) ist, oder wenn ich meine Lebenssituation nicht frei gewählt habe, wie das oft nach einer Trennung der Fall ist. Dann beginne ich gegebenenfalls auf die zu schielen, die „haben, was ich nicht habe“ und werde nur noch unzufriedener. 

Andererseits kann ich durchaus sehr erfolgreich sein in dem, was ich tue – und doch auf das schielen, was (noch) nicht da ist. Mit einer sicheren, gut bezahlten Arbeitsstelle, einem gesunden Kind, einem seit Jahren bestehenden Freundeskreis und einer hübschen Wohnung kann ich zufrieden sein – oder ich schaue neidisch auf die, deren Wohnung größer ist, die in einer Partnerschaft leben, mit zwei Kindern oder anderem Beruf.

Ich bin sehr froh, dass mich diese Momente der Unzufriedenheit nur selten heimsuchen. Bemerke ich dennoch, dass ich mit Unmut – oder Trauer – auf das Leben anderer blicke, hilft mir immer sehr die Erkenntnis: es ist das Leben anderer. Du würdest es selbst nie so leben, würdest dich selbst ganz mit in dieses Leben nehmen und bist du jetzt unzufrieden, wärst du es nach kürzester Zeit unter anderen Umständen auch. 

Zufriedenheit ist kaum abhängig von dem was „außen“ ist

Eine Studie des Psychologen Philip Brickman der amerikanischen Northwestern University ergab bereits 1978, dass sich die Zufriedenheit von Menschen nach einem Lotteriegewinn nicht bedeutend von der derjenigen ohne Gewinn unterschied und dass selbst Menschen, die eine Querschnittslähmung zu akzeptieren hatten, nicht gravierend schlechter über ihr Leben dachten als die Vergleichgruppe ohne Lähmung.

Was schließe ich daraus: bestehe nicht darauf, das Leben der „anderen“ zu haben. Bist du wirklich unzufrieden mit dem, was in deinem Leben ist, stelle fest, was dich stört – und ändere es. Ein Berufs- oder Ortswechsel mit 30, 40 oder 50? Nicht einfach, aber auch nicht unmöglich. Du fühlst dich ungeliebt und allein: lerne, dich selbst anzunehmen und weniger um dich selbst zu kreisen, dann kommen Menschen von ganz alleine auf dich zu. 

Manchmal bist du aber wirklich krank, sehr geschwächt oder die Situation, mit der du unzufrieden bist, lässt sich tatsächlich im Moment nicht ändern. Dann – altes Lied natürlich, und dennoch wahr – nimm an, was ist. 

Und hier kann dir vielleicht tatsächlich der soziale Vergleich hilfreich sein. Nicht, indem du dich weiter mit anderen misst, oder dich über die stellst oder gar auf die herabsiehst, denen es „noch schlechter als dir“ geht. Nein, indem du wahrzunehmen beginnst, was du alles hast, selbst in deinem Unglück – und oft ist das noch erstaunlich viel. 

Interessanterweise sind ja oft nicht diejenigen am glücklichsten, die am meisten haben, sondern die, die zufrieden mit dem sind, was sie haben. Und ganz sicher hast auch du in diesem Moment sehr viel. Sollte dich also wieder einmal die Unruhe packen des „Höher-schneller-weiter“, des „Ich will, was ich nicht habe“ – dann halte inne und übe dich in der Dankbarkeit für das, was du hast – es wird, dadurch, dass du es siehst, wertvoll. Ganz ohne sozialen Vergleich. 

Klingt für dich plausibel, was ich hier schreibe – oder bist du anderer Meinung? Ich freue mich, von dir zu lesen!

Herzliche Grüße, Sunnybee

Familie, Gesellschaft

„Er spielt den Hund“: Entwicklungs-Gespräche in der Kita

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Auch in unserer Kita (Kinder von 0-3) besteht Dokumentationspflicht. Seitenweise Bögen mit Skalen, in denen die Erzieherinnen anzukreuzen haben: verwendet Julius, Clarise, Cem eine Schere? Isst Pia mit dem Löffel, spricht S-Laute? Läuft Hannes rückwärts, malt Kreise, pupst im Takt.. hoppla, letzteres Kriterium wurde, soweit ich weiß, noch nicht erhoben.

In sogenannten „Entwicklungsgesprächen“ bekommen wir Eltern einmal pro Jahr die ausführliche Rückmeldung: In der Ampelmetaphorik gesprochen – alles im grünen, gelben oder roten Bereich? Evaluation beginnt heutzutage, bevor die Kleinen ihren Namen sagen können.

Er ist sozial und spielt den Hund

Wollt ihr wissen, wie unser Sohn abgeschnitten hat? Sehr sozial (yippieh, wusste ich schon!…), langsam im Sprechenlernen, kann Schere, Kreise, Rückwärtslaufen, zieht sich, wenn Stress in der Kitagruppe herrscht, eher zurück anstatt sich ins Gemenge zu werfen. Ein sensibles Kind – und „er spielt öfter den Hund“, den die älteren Mädchen der Gruppe dann Gassi führen… Gut, das wusste ich noch nicht.

„Seine“ Erzieherin, die, zu großen Teilen in ihrer Freizeit, die Dokumentation für ihn erledigt hat, ist herzlich, klug und unaufgeregt: „Wir stärken ihn, damit er nicht untergeht, wenn die Kleinen kloppen und die Großen kommandieren.“ „Das wird schon im Kindergarten. Er zeigt, was er möchte und sucht sich seine Bereiche, in denen er dann sein Ding macht.“

In der Wettbewerbsarena

Also alles gut soweit. Warum fühle ich mich nach dem Gespräch trotzdem erschöpft? Vielleicht, weil es eigentlich absurd ist, das eigene Kind schon vor dem Kindergarten an „Normkurven“ messen zu lassen. Und weil es bei aller – angestrebten – Gelassenheit die Vergleicheritis ausbrechen lässt: ist der Junior nicht zu forsch, zu devot, zu langsam, zu schnell, zu sozial, zu eigenbrötlerisch? Eigentlich müssten da schon alle Alarmglocken schrillen – und zwar nicht wegen des Kindes, sondern wegen einem selbst: was tue ich hier gerade? Bin ich wirklich bereit, meinen Sohn in diese Wettbewerbsarena zu stoßen? Wer bastelt den schönsten Fisch, wer spricht mit 2 1/2 am gewähltesten, wer hat die besten Spielideen? Was schleichen sich da für Gedanken in meinen Kopf? Schafft er das im Kindergarten? Kommt er mit bei dem, was gefordert wird? Behauptet er sich unter den anderen Kindern?

Kinder können grausam sein, schlicht (noch) gefühllos für die Gefühle anderer. Kinder können aber auch sehr liebevoll sein, oft gerade, wenn man gar nicht erwartet hat, dass sie schon so viel von dem, was zwischen Menschen passiert, verstehen. Was Kinder höchst selten tun: gefühllos oder liebevoll sein „auf Kommando“. Wachsen auf Kommando. Sich für Dinge begeistern, aufhören mit Dingen zu schmeißen, zuhören und „brav sein“ auf Kommando.

Bepunktet statt gesehen 

Vor allem Kinder im Kleinkindalter sind meiner Meinung nach oft noch sehr nah an dem, was wirklich ihnen entspricht. Sie sind draufgängerisch, wild, zögernd, suchen Aufmerksamkeit, wollen gesehen werden und ihre Entdeckungen der Welt mit den „Großen“ teilen. Wenn wir dann sagen: „Jetzt ist aber Kreise malen dran, nicht Schnecken streicheln“ oder vermerken: „Ungelenk mit Schere und Papier“, dabei war der wackelige Stuhl und das Balancieren darauf im Moment einfach spannender – dann landet das Kreuz in der Skala am Ende bei gelb oder rot.

Wir haben das Kind gut eingeordnet. Gesehen haben wir es nicht. Und wenn klein Luise, klein Tim oder Lukas dann in der Kita beißen, weil zuhause alle immer nur meckern oder Carla „Hund und Frauchen“ spielen will, um wenigstens einmal das Kommando zu haben – dann können wir Erwachsenen uns fragen: was genau haben wir da eigentlich beigebracht?

Vielleicht würde uns so ein Evaluationsgespräch manchmal auch ganz gut tun. Gelb-rot-grüne Skala inklusive.

Herzlichen Gruß, Sarah Zöllner (mutter-und-sohn.blog)

Die Autorin ist Lehrerin, Autorin für Familien- und Gesellschaftsthemen und Mutter eines Kindergarten- sowie eines Grundschulkindes.

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[Foto: Pixabay]