7. In Worten: SIEBEN. Da musste ich doch kurz schlucken.
Was mir gestern via Handy-Display entgegenblinkte, war eine Ansage: die sieben (!) offensichtlich wohlgeratenen Sprösslinge einer Berliner Bloggerin und Autorin. Mit 44 ist Kerstin Lüking nicht nur vielfache Mutter, sondern auch beruflich engagiert als Hebamme und Erfinderin der „Wochenbettbox“, einer Art Survival-Kit für Wöchnerinnen, die im Fall akuten Hebammenmangels auf ein Paket aus Pflegeprodukten und praktischen Tipps rund um die ersten Tage mit Kind zurückgreifen können. Ach ja, und nett, locker und witzig schreiben kann sie auch, z.B. über die 10 verrücktesten Erlebnisse ihrer Hebammenkarriere oder die alltägliche Komik ihres (Groß-) Familienlebens.
Speedboot und Holzbarke
Alles prima, oder? Warum komme ich mir dann vor, als sei ich, auf meiner Holzbarke schippernd, gerade von einem Speedboot überholt worden? Inklusive Spritzwasser und dem sprichwörtlichen „Begossener-Pudel“-Gefühl?!
Vielleicht, weil eben immer „noch mehr“ geht. Ich habe hier im Blog bereits einmal über Lust und Last des sozialen Vergleichs geschrieben. Ein ganz besonderes Feld der sozialen Konkurrenz ist das der Mütter untereinander. Und während es mich tatsächlich kalt lässt, ob ich den perfekten Gemüsebrei zubereiten oder den Wickeltisch per Do-It-Yourself zur Raumfahrt-Spielstation umfunktionieren kann, so merke ich, dass mich die Liga „berufstätig“, „sozial engagiert“, „klug und kreativ“ sowie offensichtlich auch noch „sympathisch“ durchaus beeindruckt – und, wie jetzt bei Kerstin Lüking, auch schon mal mit latentem Minderwertigkeitsgefühl erfüllt.
Habe ich realen Anlass zu solcherlei Gefühlen? Sicher nicht. Wecke ich selbst, mit Blog, Beruf und Kind sowie dem Stammtisch für Allein- und Getrennterziehende, den ich mit einer Freundin organisiere, in anderen Müttern ähnliche Gefühle? Vielleicht.
Konkurrenz unter Müttern
Konkurrenz unter Müttern ist ein Tabu. Wo in der Herrenwelt spielerisches Kräftemessen und „Wer-hat-den-größten-Hahnenkamm“-Gepose angesagt ist, haben wir Damen uns lieb. Oder wollen uns lieb haben.
Wettbewerb taucht dabei ganz nebenbei in der Form der „Bei-uns-alles-easy“-Attitüde auf, in lässig unterschlagenen, bzw. humorvoll aufbereiteten, Problemen oder – online – eben als photoshop-optimierte „Happy Family“- und „Coole Mutti“-Bilderwelt.
Da ich mich bei Facebook und Instagram ausgeklinkt habe, bekomme ich davon nicht viel mit. Im echten Leben habe ich es mit zahlreichen wirklich starken, klugen, faszinierenden Frauen und Müttern zu tun. Dafür bin ich sehr dankbar und diese Kontakte tun mir spürbar gut.
Ich bewundere auch Frauen wie Kerstin Lüking. Lasst euch von Müttern wie ihr beeindrucken, anregen oder auch überraschen! Aber vergesst dabei nicht: Echte Mütter-Power hat viele Gesichter. Manchmal kann sie auch nur bedeuten, dass ihr es nach einem „Sch…-Tag“ noch fertigbringt, eurem Kind mit einem Lächeln im Gesicht die Nase abzuwischen.
Der Candy-Apple der „Super-Moms“, den uns soziale Medien unter die Nase halten, mag beeindruckend süß und leuchtend rot glasiert sein – aber unter der Zuckerschicht ist er – tata – eben auch nur Obst.🙂
Herzlichen Gruß, Sunnybee
[Foto: Pixabay]