Mein Arbeitszimmer, wie es sich vor kurzem präsentierte: ein mittelgroßer Wäscheberg auf dem Boden, Kissen, die auf ihren Bezug warteten, der Schreibtischstuhl verziert mit den Resten kreativer Arbeit meines Ältesten… Unprofessionell? Ich würde sagen: super professionell. Weil genau so der Alltag eben oft aussieht als Mutter zwischen Familie und Beruf.
Liebe moderne Väter! Ihr seid großartig. Ihr wechselt Windeln, macht dem Kind bei 40 Grad Fieber Wadenwickel, diskutiert mit uns, wer es wann und wie oft vom Kindergarten abholt und dafür früher bei der Arbeit Schluss macht, wer das Knickjoghurt kauft und den Abfluss reinigt. Daneben wechselt ihr weiter die Autoreifen und spielt euren Chef vor, top vorbereitet und leistungsfähig zu sein, obwohl ihr wie wir nur vier Stunden geschlafen habt. Ihr arbeitet Vollzeit (die Statistik sagt: 93 Prozent von euch), teilt euch den „Mental Load“ zuhause, macht es allen recht – und seid bald so erschöpft wie wir. Liebe moderne Väter – wir Mütter brauchen euch mit im Boot – aber nicht, damit ihr mit uns untergeht.
Homeoffice – oder chicer: „Remote Work“, das mobile Arbeiten von zu Hause oder unterwegs aus – Schlagwort der Stunde in der Debatte um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Erzähle ich Bekannten, dass ich als Mutter meine Arbeit als Journalistin und Autorin von zu Hause aus mache, erhalte ich fast immer die Reaktion: „Wie praktisch! Das kannst du sicher gut mit der Betreuung deiner zwei (noch kleinen) Jungs verbinden!“ Ja – und nein. Es stimmt: mein Job zuhause tut mir gut und Arbeitswege ins Büro oder wie bei meiner früheren Stelle als Lehrerin in die Schule fallen weg – easypeasy ist Homeoffice mit zwei Kindern aber trotzdem nicht immer.
Stell dir vor, dir schreibt ein Chefredakteur und erklärt, dein Blogbeitrag sei genau das, was er für die nächste Ausgabe seines Magazins brauche. „Im Rahmen der Recherche nach Perspektiven auf das Thema der Vereinbarkeit von Spitzenpolitik und Familienleben anlässlich des Rücktritts von Anne Spiegel bin ich auf Ihren Blogbeitrag gestoßen. […] Sie haben genau den Text verfasst, den sich unser Team gewünscht hat und den zu schreiben ich beabsichtigt habe. Ich würde ihn also am liebsten für unsere nächste Print-Ausgabe übernehmen“.
Im Familienblog StadtLandMama stellt eine Leserin die Frage, wie Familie mit einem Vollzeitjob beider Eltern zu vereinbaren sei. Sie hat ein interessantes Stellenangebot für 40h Arbeit mit flexiblen Arbeitszeiten und der Möglichkeit, im Homeoffice arbeiten zu können (wobei ihr erst Teilzeit versprochen, nun aber doch nur ein Vollzeit-Arbeitsvertrag angeboten wurde). Ihre Frage an die Leser*innen des Blogs: „Ich habe keine Ahnung, wie ich Vollzeit stemmen soll. Mein Mann arbeitet ebenfalls in Vollzeit, ist aber in den Arbeitszeiten nicht flexibel. Das heißt: Das Kind zur Schule bringen und abholen ist IMMER mein Job. Unser Kind ist 7 Jahre alt und die Schule ist 5 Kilometer entfernt im Nachbarort. Gibt es hier Eltern, die ebenfalls beide Vollzeit arbeiten und die mir praktische Orga-Tipps geben können? Wie könnte ich 40 Stunden schaffen, ohne täglich nach der Schule oder am Wochenende arbeiten zu müssen?“ Tja, willkommen im Mütter-Dilemma zwischen Beruf und Kind.