Familie, Gesellschaft

Kühler Kopf im Chaos? Was ich als Mutter darüber denke

Chaotisches Zimmer
Mein Arbeitszimmer…

Mein Arbeitszimmer, wie es sich vor kurzem präsentierte: ein mittelgroßer Wäscheberg auf dem Boden, Kissen, die auf ihren Bezug warteten, der Schreibtischstuhl verziert mit den Resten kreativer Arbeit meines Ältesten… Unprofessionell? Ich würde sagen: super professionell. Weil genau so der Alltag eben oft aussieht als Mutter zwischen Familie und Beruf. 

Vor der Kita noch schnell die Wäsche in die Maschine, Knie verarzten, Tränen trocknen, Kinderstreit schlichten, Abschied. Dann ein hochkarätiges Interview führen, das Herzklopfen danach beruhigen, ein rascher Kaffee, Kartoffeln schälen, den Pitch für das nächste Kundengespräch formulieren, Mails beantworten, Kind abholen usw. Das zu bewältigen, an (mindestens) fünf von sieben Tagen pro Woche und auch noch gute Ergebnisse zu liefern, ist eine echte Leistung. Inklusive der hoch professionellen Fähigkeit zu Prioritätensetzung, Aufgabenkoordination, Kommunikation auf verschiedensten Ebenen, Delegation, Konfliktmanagement, Projektplanung und so weiter und so fort…

Kein Lob der „Super-Mütter“

Dennoch soll das hier kein Beitrag werden im Sinne von „Schaut, was wir Super-Mütter leisten!“ Denn zwar ist es tatsächlich super, was wir als Mütter häufig leisten. Super easy ist das alles aber oft ganz und gar nicht. Und so richtig super ist es auch nicht, dass wir das alles überhaupt leisten müssen. 

Deswegen habe ich während des gesamten letzten Jahres mit meiner wunderbaren Mitautorin ein Buch geschrieben, das – Heureka! – voraussichtlich noch diesen Herbst erscheinen wird. Ganz bald darf ich euch mehr verraten. Und deswegen schreibe ich auch hier im Blog immer wieder: 

Erlaube dir als Mutter, wahrzunehmen, was du zwischen Beruf und Familie täglich auf die Beine stellst! Aber nimm nicht wie selbstverständlich an, dass das eben „normal“ und „dein Job“ ist. Dass wir als Mütter überhaupt in dieser Weise kühlen Kopf im Chaos bewahren müssen – es ist eigentlich ein Skandal. 

Wo ist der Sekretär, der uns den Kaffee kocht, wo der Haushälter, der die Wäsche wäscht, faltet und im Schrank verstaut, während wir Essays schreiben, Verhandlungen führen, Projekte planen? Wo sind all die gut bezahlten Jobs, bei denen ich als Mutter neben 30 Stunden Erwerbsarbeit pro Woche noch wirklich Zeit für meine Kinder habe? Wo ist meine Rentenversicherung als Mutter? Wo mein gleicher Lohn? Wo die angemessene Gesundheitsversorgung, wo die soziale Absicherung, wenn mal nichts mehr geht?

Dass wir kühlen Kopf im Chaos bewahren, ist eine Leistung. Dass es noch immer „normal“ ist für den weit überwiegenden Teil aller Mütter in Deutschland, bis zur Erschöpfung täglich diese Leistung erbringen zu müssen ist eher das Gegenteil: ein Armutszeugnis für eine Gesellschaft, die Fürsorge für andere als täglich erbrachte kostenlose Ressource nutzt – und zugleich die Menschen, die sie leisten, an dem Rand drängt, benachteiligt und bis zur Erschöpfung schuften lässt. 

… Bedingungen schaffen, die Mütter stärken

Kühler Kopf im Chaos: was ich als Mutter darüber denke? Schafft eine Gesetzgebung und die gesellschaftlichen Strukturen, die Mütter stärken und entlasten – und hört auf, uns dafür zu loben, dass wir im Chaos einen kühlen Kopf bewahren. Ob wir Mutter werden wollten, mag unsere private Entscheidung gewesen sein. Wie wir unser Muttersein tatsächlich leben können, ist eine gesellschaftliche Frage!

Nachdenkliche Grüße, Sarah Zöllner

Die Autorin ist Lehrerin, Autorin für Familien- und Gesellschaftsthemen und Mutter eines Kindergarten- sowie eines Grundschulkindes.

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Ich freue mich auf dich!

[Foto: privat]

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