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„Echt entspannend!“ Praxis-Tipps von Allein- und Getrennt-Erziehenden

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Wann entspannen wir uns? Wenn wir (innerlich und äußerlich) zur Ruhe kommen, wenn unsere Bedürfnisse nach Rückzug und Erholung, oder andererseits nach Austausch und Gemeinschaft, befriedigt sind, wir uns sicher und geborgen fühlen. Gar nicht so leicht für Allein- und Getrennt-Erziehende? 

Nachdem ich hier im Blog bereits aus meiner Perspektive über konkrete Entspannungs-Möglichkeiten im Alltag als getrennt erziehende Mutter geschrieben hatte, wollte ich wissen, wie sich andere allein- und getrennterziehende Eltern entspannen. Also habe ich die Teilnehmerinnen in einem Online-Forum für Allein- und Getrennterziehende, sowie zahlreiche allein- und getrennt erziehende Freundinnen und Bekannte genau danach gefragt. Die Antworten dieser starken, reflektierten Frauen sowie meine eigenen Erfahrungen als getrennt erziehende Mutter eines mittlerweile dreijährigen Sohnes findet ihr in diesem Artikel.

Raus in die Natur

Interessanterweise drehten sich viele der genannten Tipps darum, mit den eigenen Kindern etwas in der Natur zu unternehmen. Im Wald, am Strand oder im Park ergeben sich Spielideen oft wie von selbst. Eben noch überreizte und zugleich gelangweilte (Klein-) Kinder wandeln sich offensichtlich zu unternehmungslustigen Entdeckern, bzw. fröhlichen Genießerinnen, sobald wir unsere Wohnungen verlassen. Ich kann das nur bestätigen. Tatsächlich hat auch auf mich die Mischung aus frischer Luft und Bewegung in der Natur eine eindeutig positive Wirkung. Warum ist das so? Offensichtlich ist ein Teil von uns eben doch „archaisch“ gepolt. So reagiert eines unserer Hirnareale, das für die Verarbeitung von Reizen zuständig ist, offenbar positiv auf Naturgeräusche wie Vogelgezwitscher oder Blätterrauschen, und das vor allem, wenn wir bereits gestresst sind (vgl. GEO-Online: „Darum wirken Naturgeräusche so entspannend“).

Kein Wunder also, dass folgende Tipps uns wirklich Entspannung schenken: 

  • Kind auf den Kindersitz, bzw. in dem Radanhänger packen und ab an den nächsten Fluss, bzw. ins nächste Waldstück. Weinberge gehen auch, wie Petra, alleinerziehende Mutter zweier kleiner Kinder, in ihrem Blog auf unterhaltsame Weise beschreibt. Von Christinas Bericht über einen Tag im Wald mit ihrem Sohn, den sie gemeinsam mit dessen Vater getrennt erzieht, könnt ihr euch hier inspirieren lassen. Wie eine andere alleinerziehende Mutter bestätigt, sind offene, gut überschaubare Flächen ohne Gefahrenquellen wie z.B. stark befahrene Straßen optimal. Ein kleines Picknick, bzw. ein Eis unterwegs hebt zusätzlich die Stimmung.
  • Eine Mutter gibt den Tipp, mit Kind auf dem Spielplatz parallel auf zwei Schaukeln zu schaukeln, jeder in seinem Tempo; oder gemeinsam liegend in der Nestschaukel in den Himmel zu schauen. Alle „Beobachtungs- und Sammelspiele“ (Wolken oder Schiffe zählen, Eicheln oder Stöcke sammeln) können zusätzlich Ruhe in einen gemeinsamen Ausflug bringen.
  • Gemeinsam im Garten werkeln, Erde und Natur fühlen. Falls kein eigener Garten vorhanden ist: in vielen Städten gibt es inzwischen tolle Urban Gardening-Projekte, eine Übersicht über einige davon findet ihr z.B. hier und hier. Auch ein Schrebergarten kann eine Alternative sein.
  • im Tierpark oder Zoo Tiere beobachten und ggf. füttern.
  • Bei Regen gut eingepackt trotzdem auf die Straße gehen, bzw. auch einfach nur ans (geöffnete) Fenster setzen, die an der Scheibe herunterlaufenden Regentropfen beobachten und eine besonders leckere Knabberei essen, die es nur bei dieser Gelegenheit gibt.

Entspannen in Gemeinschaft

Neben Ruhe fehlt vielen allein- und getrennt erziehenden Elternteilen oft vor allem eins: sozialer Kontakt. Einsamkeit bis hin zu sozialer Isolation ist ein massiver Stressfaktor und kann uns sogar krank machen. Mit unseren Kindern sind wir selten allein, fühlen uns ohne erwachsene Ansprechpartner, körperliche Berührung, bzw. seelischen Austausch, aber zuweilen doch einsam. Entsprechend empfinden viele, die alleine für ihr Kind zuständig sind, es als extrem wohltuend, einmal nicht mehr bloß zu zweit unterwegs zu sein. Eine der von mir befragten Mütter bringt es auf den Punkt: „Wenn der Fokus von uns beiden weg ist, ist definitiv weniger Spannung in der Luft, also auch mehr Entspannung möglich.“ 

Daher hier einige konkrete Tipps für Entspannung in Gemeinschaft: 

  • Kocht und esst mit Freund/innen, die in der Nähe wohnen. Über meine Erfahrung damit habe ich auch bereits in meinem ersten Artikel zum Thema „Entspannung“ geschrieben.
  • Geht mit euren Kindern ins Café. Das funktioniert z.B. mit meinem Sohn, seit er etwa 21/2 Jahre alt ist, erstaunlich gut. Wir bestellen uns einen Crêpe oder ein Stück Kuchen (auch das schon ein Highlight), beobachten Leute, plaudern, und zumindest mein Sohn liebt es, als „Großer“ in Mamas Begleitung „auszugehen“.
  • Für noch Kleinere gibt es inzwischen in vielen (größeren) Städten „Kindercafés“, die mit Spielmöglichkeiten und kindgerechter Speisekarte auf die Bedürfnisse von Kleinkindern und ihren Eltern ausgerichtet sind. Im Winter eine nette Möglichkeit, auch ohne konkrete Verabredung als Mutter oder Vater unter „Gleichgesinnten“ zu sein. Allerdings oft leider laut, daher vielleicht nicht für jede/n entspannend.
  • Macht Yoga oder belegt sonstige Sportkurse mit Kinderbetreuung. Entsprechende Angebote findet ihr z.B. im Veranstaltungsprogramm von Kirchengemeinden oder Bürgerzentren. Auch Fitnessstudios bieten oft Kinderbetreuung während ihrer Kurse an. Zumindest in großen Städten gibt es schon seit einiger Zeit speziell für Mütter und Väter Sportabgebote mit Baby in der Trage (Kurse wie Kangafit etc.) oder Laufgruppen, die sich zum Joggen mit Kleinkind im Buggy treffen. Ich persönlich habe das nicht ausprobiert, weil es mir mit meinem lebhaften und früh mobilen Sohn wenig entspannend erschien, aber je nach Naturell und Alter des Kindes ist es einen Versuch wert.
  • Spezielle Alleinerziehendentreffs und Stammtische (fragt in Familienberatungsstellen oder gründet vielleicht sogar selbst einen? Gemeinsam mit einer Freundin habe ich das vor etwa einem Jahr getan und schon mehrere schöne Vormittage beim Frühstück mit sehr netten anderen allein- und getrennt erziehenden Müttern verbracht.
  • Verreist mit anderen Allein- und Getrennterziehenden. Wirklich lohnenswerte Seminare speziell für diese Zielgruppe bietet z.B. im Raum Köln das Alleinerziehendenpastoral des Erzbistums an. Aber auch ohne organisiertes Programm kann ein solcher Kurzurlaub ein voller Erfolg sein. Ich habe hier im Blog bereits einmal über ein solches Wochenende geschrieben. Auf der Seite unterwegsmitkind.com berichtet eine alleinerziehende Mutter von ihren eigenen Erfahrungen. Hier findet ihr viele praktische Tipps und auch eine erste Übersicht an Reiseunternehmen, die Single-Reisen mit Kind anbieten. Auch die Seite frauenparadies.de bietet Tipps für die Planung einer Reise als einzelne/r Erwachsene/r mit Kind.

Sich (seelisch und körperlich) berühren lassen 

Nicht zuletzt sehnen sich viele Allein- und Getrennterziehende, die (noch) keine neue Partnerschaft eingegangen sind, schlicht nach körperlicher und seelischer Berührung. Es versteht sich von selbst, dass unsere Kinder nicht dazu da sind, einen Partner oder eine Partnerin zu ersetzen, aber auch ihnen können wir unsere Berührung schenken und es genießen, von ihnen freudig und liebevoll umarmt zu werden. Eine alleinerziehende Mutter beschreibt eine, wie ich finde, besonders originelle Art der spielerischen Berührung:

„Wir spielen Pizzabacken. Dabei kneten wir uns abwechselnd den Rücken durch und belegen ihn mit leckeren Sachen. Ich liebe, diese 5 Minuten auf dem Bauch liegend „beackert“ zu werden. Thai Massage ist ein Abklatsch dagegen.“

Weitere „Berührungs-Ideen“ mit Kind?

  • sich bewusst Zeit nehmen und Kaffeeklatsch zelebrieren (mit einer leckeren und laaaangsam gemeinsam zubereiteten Tasse Kakao oder Tee/Kaffee).
  • Etwas lesen, je nach Alter der Kinder jeder für sich oder gemeinsam das Lieblingsbuch vorlesen. Geht natürlich auch mit Hörspielen und – klar – dem Lieblingsfilm der Kleinen.
  • Malen, basteln und dabei ggf. entspannende Musik oder ein Hörspiel hören.
  • Ausgelassen und eng umschlungen tanzen.
  • Laut singen.
  • Morgens im Bett – natürlich nur, wenn das Kind Lust darauf hat – noch zehn Minuten KUSCHELN!🙂
  • Gemeinsam kochen und das Kind seinem Alter entsprechend mithelfen lassen. Funktioniert zumindest bei uns gut: Mein Dreijähriger liebt es gerade, „groß“ zu sein und mir im Alltag zu helfen – und ich bekomme ganz nebenbei noch das Notwendige erledigt.
  • Miteinander im Winter abends baden, bzw. das Kind im Wasser planschen lassen und sich mit einer Tasse Tee daneben setzen.

Die innere Haltung

Natürlich trägt zur (gemeinsamen) Entspannung auch ganz entscheidend die innere Haltung bei. Ich muss mir Entspannung gönnen, um sie überhaupt suchen – und finden – zu können. Und nicht zuletzt muss ich mich selbst und auch mein Kind erst richtig kennenlernen: was entspannt mich – und was ist für mich, gemeinsam mit meinem Kind, wirklich entspannend? Eine kluge alleinerziehende Freundin fasst es, wie ich finde, treffend zusammen: 

„Mir geht es so, dass ich dann gut entspannen kann, wenn ich meine Gesamtsituation grundsätzlich akzeptiere, gut mit mir im Kontakt bin, mich auf die Situation/die Stunden mit Kind gut einlassen kann und wir dann gemeinsam überlegen, was uns gerade gut tut/wozu wir Lust haben. Dann genieße ich die Zeit sehr, bin dankbar für mein Kind und fühle, wie glücklich und ruhig mich das macht. Wenn ich selbst nicht bei mir bin und mich im Hamsterrad drehe, können dieselben Aktivitäten sich zusätzlich stressig anfühlen. Kommt also ganz auf meine Selbstfürsorge an, inwieweit ich überhaupt in der Lage bin mit meinem Kind gemeinsam zu entspannen und es nicht als Last zu empfinden!“

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen!🙂 

Herzlichen Gruß, Sunnybee

Eure Meinung interessiert mich:

Wie entspannt ihr euch?

Könnt ihr mit (einigen) dieser Tipps etwas anfangen? Habe ich eurer Meinung nach etwas Wichtiges vergessen? Ich freue mich auf eure Kommentare!

[Alle Links in diesem Artikel sind persönliche Empfehlungen, ich habe durch den Verweis auf sie keinen finanziellen Vorteil.]

[Foto: Pixabay]

6 Gedanken zu „„Echt entspannend!“ Praxis-Tipps von Allein- und Getrennt-Erziehenden“

  1. Liebe Sunnybee,
    danke für diesen tollen Beitrag zu meiner Blogparade! Besonders süß finde ich ja die Geschichte mit dem Pizzabacken. Sowas habe ich als Kind selber mit meiner kleinen Schwester gemacht, deshalb kann ich mir total gut vorstellen, wie schön und entspannend es ist.
    Da ich selber keine Kinder sondern nur zwei flauschige Vierbeinige habe, sind Deine Anregungen für mich natürlich nicht ganz direkt anwendbar, aber ich finde Deine Gedanken und „Umfrageergebnisse“ sehr inspirierend und schön!
    liebe Grüße
    Lea

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    1. Liebe Lea,
      danke für dein direktes Feedback!😀
      Ich habe ja sozusagen noch einen zweiten Text „eingereicht“ mit allgemeineren Tipps für gute Selbstfürsorge im Alltag: https://mutter-und-sohn.blog/2019/04/13/6-garantiert-wirkungsvolle-entspannungs-tipps-fuer-alleinerziehende/ Vielleicht spricht dich davon ja was an? Die Idee, auch spontan mit Freund/innen zu essen oder die eigene Wohnung auszumisten und wirklich „wohnlich“ zu gestalten, entspannt mich persönlich jedenfalls ganz unabhängig von meinem kleinen Sohn!🙂 Lg, Sunnybee

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  2. Liebe Sunnybee,

    […] als ich so deinen Beitrag zu Entspannung mit Kindern gelesen habe, ach… da fielen mir so viele schöne Momente aus meiner Kindheit ein, das hat richtig gutgetan! Da ich ja selbst (noch?) keine Kinder habe, hat mich natürlich eher die Seite der Erinnerung angesprochen. Ganz tief in meinem Herzen liegen die Momente, wenn mir vorgelesen wurde. Das waren ganz besondere Momente und wirklich wunderschöne Erfahrungen. Manchmal, wenn ich die Augen schließe, kann ich hören, wie mein Vater mir „der kleine Hobbit“ vorliest – ich entsinne mich an die Stimmnuancen, an gewisse Betonungen und an die Geschichte natürlich auch, obwohl ich damals wohl noch sehr jung gewesen bin. Ganz toll ist auch die Erinnerungsblase, wie meine Mutter sich beim Vorlesen des Sams total kaputtgelacht hat und kein weiteres Wort mehr herausbringen konnte. Das war eine Szene, als das Sams mit dem Klassenlehrer spricht und es ein lustiges Durcheinander mit dem Siezen gibt. Herrlich!

    Vielen Dank für diese kleine Nostalgiewolke und das geborgene Gefühl, dass ich dadurch hatte ❤

    Herzliche Grüße
    Lisa

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    1. Liebe Lisa,
      ganz herzlichen Dank für deinen Kommentar und dass du diese schönen Erinnerungen hier teilst! Ja, das klingt tatsächlich nach Geborgenheit und Entspannung!🙂
      Bis bald wieder einmal, Sunnybee

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