Formel 1-Pilotin. Kindergärtnerin. Grundschullehrerin.
Ich weiß schon, warum ich all diese Berufe NICHT gewählt habe. Die Fähigkeit zu blitzschneller Reaktion, ein Talent zum Multitasking und stoische Ruhe angesichts enormer Lautstärke – nö, nö, eher nix für mich.
Dafür habe ich jetzt einen kleinen Sohn.
„Ha-aalt, nicht mit dem Quirl in die Blumenerde. Was gibt das? Moderne Kunst? Oh – NEIN, nicht an die Wände. Nicht an die Wände!! Gib den Quirl her. JETZT.“ Kind grinst, versteckt sich samt Quirl unterm Tisch, verschmiert Blumenerde-Wasser-Gemisch großflächig auf dem Boden. – „Das REICHT!“ Mutter verschwindet ebenfalls unter dem Tisch, Kind schaut erwartungsvoll. Mutter entwendet den Quirl; innerhalb von Sekunden Wechsel von Freude zu Gebrüll in Rasenmäherlautstärke: „Dooofe Mamiiii! Quilll, ich will den Quillll!“
So was ist in (genau) dieser Form bei uns zuhause natürlich noch nie passiert.😉 Aber ich denke, das Prinzip ist klar: Kleinkinder sind nichts für Weicheier.
„Mama-Monster“ werden – so geht’s!
Und daher hier das ultimative Rezept, wenn ihr angesichts eures kreativen, unglaublichen, nerven- und willensstarken Kleinkinds zum sozial inkompatiblem Mama- (oder Papa-) Monster werden wollt – und zwar SOFORT:
- Gebt eurem Kleinkind Befehle („Lass das liegen!“, „Stell das wieder hin!“, „Nicht in die Toilette!“), aber tut dies aus sicherer Distanz und im eher beiläufigen Ton.
- Beobachtet euer Kind, wie es weitermacht und lasst Gereiztheit, Verärgerung, Wut ungebremst in euch aufsteigen (das geht je nach vorherigem Stresspegel oder Anzahl ähnlicher Situationen mehr oder weniger schnell).
- Wiederholt eure Befehle, baut euch dabei gegebenenfalls vor eurem Kind auf und verwendet Phrasen wie „aber flott!“, „Hörst du nicht, was ich sage?“ „Du machst das jetzt, SONST -“ Wichtig: letztgenannter Satz muss eine Phrase sein, ihr dürft nicht genau wissen, was passieren soll, wenn euer Kleinkind tatsächlich die Teppichfransen mit der Kinderschere kürzt, seine Stiefel im Klo versenkt, sich morgens partout nicht anziehen lassen möchte. Im Zweifelsfall droht mit Dingen, die ihr ohnehin nie umsetzen könnt, wie „Dann lass ich dich hier!“, „Dann darfst du die Schere nie wieder benutzen!“ usw.
- Wenn das alles nichts fruchtet, euer Kind im Gegenteil euren Auftritt regelrecht unterhaltsam zu finden scheint, dann ist der Zeitpunkt für eure „Mama- (Papa-) Monster“-Performance gekommen: Werdet laut, jagt euer Kind durch die Wohnung und entwindet ihm Gegenstände – oder knallt andererseits selbst Türen, behauptet, diese „Schweinerei etc.“ nicht mehr auszuhalten zu können und verschanzt euch entnervt im Nebenraum.
Tja, nicht gerade pädagogisch wertvolle Verhaltensweisen. Aber Spitzen-Pädagog/innen sind „Mama-, bzw. Papa-Monster“ ja ohnehin eher selten.
Liebe in Zeiten der Formel 1
Daher: wollt ihr sicher sein, dass die Liebe zu eurem Kind auch in Zeiten der Formel 1 (lautes, schnelles, tendenziell wutbereites Kleinkind) gedeiht, dann gönnt ihr – und euch selbst –
- Nachsicht (nicht jeder Tag ist ein Tag pädagogisch wertvollen Handelns)
- Ruhe (und im Notfall wirklich Ohropax…)
- Unterstützung (alle Mama- und Papa-Monster der Welt können keine Gewalt über euch erlangen, wenn ihr drei, vier, viele seid!)
- und ganz viel „schöne Zeit“ mit eurem Kind (ohne Zeitdruck, mit Lieblings-Spielzeug, viel Kuscheln, Versteckenspielen, Basteln, durch den Park flitzen – was eben eurem Kind – und euch – ein Lächeln ins Gesicht zaubert!)
Und dann los: LAUT, SCHNELL und WILD. Mit klingenden Ohren und klopfendem Herzen. Mit Wut im Gesicht oder herzhaftem Lachen. Aber ohne den Zweifel: „Seid ihr eine gute Mutter oder ein guter Vater?“ Allein, wenn ihr diesen Text bis zum Ende gelesen habt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass
JAAA.
Herzlichen Gruß, Sunnybee