Familie, Hochsensibilität

Hochsensibel leben: So liest du die Signale deines Körpers

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Immer wieder schreibe ich hier im Blog über meine hochsensible Wahrnehmung. Darunter verstehe ich eine besonders intensive Reizwahrnehmung und -verarbeitung, die einhergeht mit der Notwendigkeit, mir Ruhezeiten einzuräumen, in denen ich die Vielzahl an Eindrücken (Geräusche, Gerüche, aber auch Stimmungen und Emotionen) verarbeiten kann. Im Alltag werden mir laute Geräusche und auch mein quirlig tobender und inzwischen dauerplappernder Sohn oft nach einiger Zeit zuviel. Ich spüre dann körperlich das Bedürfnis nach Rückzug und Ruhe. 

Welche Botschaften kann mir mein Körper vermitteln?

In diesem Artikel möchte ich darauf eingehen, welche – überaus hilfreichen – Botschaften mir mein Körper als Hochsensible vermitteln kann. Das Bewusstsein für die Klugheit meiner körperlichen Reaktionen zu entwickeln hat mich tatsächlich Jahre gekostet. Viel zu lange habe ich meine vermeintlich „schwache“, überempfindliche Seite abgelehnt, mochte mich selbst nicht, wenn ich mich nach arbeitsintensiven Phasen auf einmal tagelang zu nichts mehr aufraffen konnte. Diese in mich zurückgezogene, melancholische Verfassung erfüllte mich immer mit einem gewissen Unbehagen. Ich hatte Angst, aus diesen „Tiefs“ nicht mehr herauszufinden, meinen vorherigen Antrieb und Optimismus nicht wiederzuerlangen und damit auch nicht die Stärke, die mein sehr aktives, von vielseitigen Interessen geprägtes, Leben schon immer forderte. 

Hochsensibel Mutter sein

Mit der Geburt meines Sohnes 2015 kam noch ein weiterer Aspekt dazu, der mich – nun als hochsensibel empfindende Mutter – stark forderte und noch immer fordert: wie damit umgehen, dass erst einmal nicht mehr meine Bedürfnisse, sondern die meines Sohnes, im Vordergrund stehen? Wie einen Weg finden, trotz geringer Zeit gut für mich zu sorgen und bei mir selbst zu bleiben? 

In gewisser Weise entsprach das Wechselmodell, für das der Vater meines Sohnes und ich uns nach unserer Trennung entschieden, diesbezüglich meinen Bedürfnissen, hatte ich dadurch doch regelmäßig sicher einplanbare Zeiten für mich, auch ohne mein Kind. Die Ruhe und Selbstbestimmtheit dieser Zeiten trug – und trägt – für mich definitiv zu meinem Wohlbefinden bei und ermöglichte mir, in der sonstigen Zeit liebevoll und zugewandt für mein Kind da zu sein. 

Mein Körper als Signalgeber

Zuverlässig ist dabei mein Körper Signalgeber für eine etwaige „Überreizung“. Auch nicht hochsensibel wahrnehmende Menschen kennen natürlich Überlastungssymptome wie plötzlich aufkommende Gereiztheit, Kopfschmerzen oder die klassischen Rückenbeschwerden. Im Vergleich dazu ist mein „Kanal nur rascher voll“. Dabei spielen innere Reize (Müdigkeit durch das frühe aus dem Schlaf gerissen Werden, ggf. noch die Stimmung eines Traumes, Gedanken an die zu erledigenden Aufgaben des Alltags) eine genauso große Rolle wie äußere Reize (die laute und fordernde Stimme meines Sohnes, sein Wunsch, im Bett mit mir zu toben etc.). Im Ganzen kann das dazu führen, dass ich mich zehn Minuten nach dem Aufwachen bereits wieder nach Ruhe sehne, die ich im Alltag als berufstätige Mütter oft allerdings lediglich in dem kurzen Moment zwischen dem Abgeben meines Sohnes im Kindergarten und meinem Arbeitsbeginn finde. 

Balance zwischen Aktivität und Ruhe

Hier die Balance zwischen Aktivität einerseits und Rückzug andererseits zu bewahren ist für mich eine stetige Herausforderung. Und eben hier ist mein Körper hilfreicher Ratgeber und auch eine Art Schutzmechanismus für mich. 

Ausgerechnet zu Beginn des Sommers wurde mir das wieder einmal bewusst: nach fordernden letzten Arbeitswochen reiste ich gemeinsam mit meinem Sohn direkt am ersten Ferienwochenende zu meiner Familie und danach allein mit ihm für eine Woche nach Lanzarote. So schön beide Unternehmungen waren, offensichtlich überlastete mich die Organisation und dauernde Aktivität doch. Prompt reagierte mein Körper ab dem dritten Tag unseres Urlaubs mit einer dicken Erkältung. Ich hatte buchstäblich „die Schnauze voll“ davon, ständig präsent und aktiv sein zu müssen.

Unsere Rückkehr nach Hause fiel mit der deutschlandweiten Hitzewelle zusammen. Noch immer erkältet und von starker Heiserkeit geplagt („es hatte mir die Sprache verschlagen“), folgten weitere Tage voller Aktivität bei um die 40 Grad Hitze. Da der Kindergarten geschlossen war und der Vater meines Sohnes gerade Urlaub hatte, unternahmen wir auch mehrmals etwas gemeinsam. Einerseits eine schöne Familienzeit, andererseits traten dabei wieder Schwierigkeiten der Kommunikation zu Tage, die mich schon vor unserer Trennung mit Anspannung erfüllt hatten – und mich auch jetzt wieder reizten und belasteten. 

Von einem Tag auf den anderen war es dann einfach zuviel. Ein Magendarminfekt oder schlicht die ungewohnte Hitze? Im übertragenen Sinn fand ich wohl einiges „zum Kotzen und Beschissen“ (man entschuldige die Wortwahl). Letztlich zeigte mir mein Körper mit Durchfall und Übelkeit bis zum Erbrechen sowie anschließender Erschöpfung nur allzu deutlich, was ich nun brauchte, nämlich dringend Ruhe und wieder einmal Zeit nur für mich. Zum Glück fuhr mein Ex-Partner zu diesem Zeitpunkt mit unserem Sohn für eine Woche zu seiner Familie, so dass ich die dringend benötigte Auszeit auch erhielt.

Die Symbolkraft körperlicher Symptome

Die Metaphorik, die körperlichen Symptomen innewohnt („mir platzt der Kopf“, „das schlägt mir auf den Magen“, „ich huste dir was“, „ich habe die Schnauze voll“ etc.) ist mir dabei inzwischen ein wichtiger Ratgeber, um bewusst und achtsam mit mir selbst und meiner Umwelt umzugehen. Letztlich erkenne ich in ihr, über reine Psychosomatik hinaus, die Verbindung zwischen Körper und Geist, zwischen Empfinden und Befinden. Meiner Meinung nach ist es für jeden Menschen wichtig, seine körperlichen Empfindungen wahr- und ernstzunehmen. Bereits ein verspannter Nacken kann mich auf eine seelisch anspannende Situation hinweisen. Ich muss nicht warten, bis sich daraus chronische Rückenschmerzen und schließlich ein Bandscheibenvorfall ergeben.

Als hochsensibel Wahrnehmende ist diese Sensibilität für meine körperlichen Signale doppelt wichtig. Zum einen, weil ich sie intensiver wahrnehme und somit auch auf sie reagieren muss um langfristig körperlich und seelisch gesund zu bleiben – und zum anderen, weil sie eine wichtige Ressource für mich sind. Mein Körper zeigt mir den Weg zu einem Leben tatsächlich in Balance: zwischen Weltzugewandtheit und Rückzug, Ruhe und Aktivität.

Alles Gute auf eurem Weg zu guter Selbstfürsorge, egal ob hochsensibel wahrnehmend oder nicht. 

Herzlichen Gruß, Sarah

PS. Ein interessantes Buch zum Thema ist z.B. „Krankheit als Weg“ von Thorwald Dethlefsen und Ruediger Dahlke, das körperliche Symptome unter genau diesem ganzheitlichen Aspekt betrachtet. 

Ebenfalls hilfreich zur Selbsthilfe eine Auflistung körperlicher Symptome mit dazugehöriger positiver Affirmation, die Ray Wilkins in seinem Buch „Fühl dich gesund. Ein Arbeitsbuch für innere Balance“ auflistet. Einen Auszug daraus findet ihr hier.

[Foto: Pixabay]

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