Persönliches, Politik

Sprechen, Schreiben, Schweigen? Bloggen in unruhigen Zeiten

Kurt Tucholsky „Eine Treppe“ (Sprechen - Schreiben - Schweigen€

Wieviel Politik passt in einen Elternblog? Das frage ich mich aktuell immer wieder. Auch andere Bloggerinnen wie die Journalistinnen Lisa Harmann und Katharina Nachtsheim des großen Elternblogs Stadt Land Mama fragen ihre Leser/innen in den sozialen Medien, welche Schwerpunkte sie sich wünschen: Berichte über Hilfsaktionen und den Alltag geflüchteter Familien aus der Ukraine oder das bekannte bunte Spektrum aus Geschichten und Interviews rund um das Leben mit Kind, das den Blog sonst auszeichnet. Und bei der von mir geschätzten Bloggerin und dreifachen Mutter Laura Städtler lese ich sogar, sie stelle ihren Blog demnächst ganz ein. Angesichts der bedrückenden politischen Lage fehlten ihr die Worte – sie wolle nicht über ihren Alltag schreiben, während Familien andernorts um ihr Leben fürchteten. Berechtigte Gedanken. Und doch: ist Schweigen – auch als Elternblogger/in – der richtige Weg?

Sprechen – Schreiben – Schweigen?

Mir fällt hierzu das Zitat des von mir geschätzten Autors Kurt Tucholsky ein, der 1929, vier Jahre vor Machtergreifung der Nazis, aus Deutschland emigrierte. Sein – doch recht resignatives – Fazit am Ende seines Lebens in drei knappen Worten: Sprechen – Schreiben – Schweigen.

Kurt Tucholsky „Eine Treppe“ (Sprechen - Schreiben - Schweigen)

Angesichts der politischen Lage in Europa und der Welt zum damaligen Zeitpunkt schien ihm nur noch die Sprachlosigkeit zu bleiben. 

Für mich ist das Schweigen nicht der richtige Weg. „Nur“ über apolitische und hauptsächlich unterhaltsame Familienthemen will ich hier im Blog aber auch nicht schreiben. Daher wage ich weiter den Weg, beides zu verbinden: Ich greife in meinen Kommentaren und Betrachtungen aktuelle familien- und gesellschaftspolitische Themen auf, richte den Blick darüber hinaus aber auch immer wieder auf die Dinge, die wir „im Kleinen“, in uns selbst und innerhalb unserer Familien, bewegen können – jenseits der bedrückenden (welt-)politischen Lage. 

Blogparade zur Ermutigung und Stärkung

So frage ich zum Beispiel in meiner noch bis 31.03.2022 laufenden Blogparade ganz bewusst: „Was stärkt dich gerade?“ Ein Gegenpunkt zu Aspekten des Alltags, die wir auch als Eltern gerade vielleicht als überwältigend, verwirrend und bedrückend erleben!

Falls ihr als Autor/innen und Blogger/innen mitmachen wollt: hier findet ihr meine Einladung zur Blogparade!

Sprechen, Schweigen oder Schreiben – Was ist euer Weg?

Wie seht ihr das? Sprechen, Schreiben oder Schweigen als Blogger/innen in diesen unruhigen Zeiten? Und worüber schreibt ihr gerade? Ich freue mich über eure Kommentare!

Herzlichen Gruß, Sarah Zöllner (mutter-und-sohn.blog)

Die Autorin ist Lehrerin, Autorin für Familienthemen und Mutter eines Babys sowie eines Kindergartenkindes.

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[Foto: Wikipedia Commons]

4 Gedanken zu „Sprechen, Schreiben, Schweigen? Bloggen in unruhigen Zeiten“

  1. Wenn das Schreiben nicht von Klicks und Mainstream-Meinung abhängig ist, sondern einfach davon, was ganz tief in dir ist, unbedingt sprechen und schreiben.
    Leider beobachte ich bei den Elternblogger*innen seit Pandemiebeginn zunehmend ein Ausblenden des Politischen – was gerade in Bezug auf Kinder fatale Folgen hat – das ist für mich nicht mehr authentisch und kann ich auch nicht mehr lesen. Immer in dasselbe Horn blasen und die Marschrichtung der Mainstreammedien wiedergeben ist weder differenziert, noch bildet es die Meinung/ Wünsche aller ab und wirkt eben auch nicht mehr authentisch.

    Deinen Blog lese ich gerne – ich finde ihn sehr differenziert und du bist mit Herzenssache dabei – das merkt man.

    Schlussendlich: auch in einer Welt voller Grauen darf man auch über den eigenen Alltag schreiben und diesen anstrengend oder lustig finden. Sich das nicht zu erlauben finde ich aktuell in Deutschland ehrlicherweise verlogen. Auf der Welt verhungern jährlich so unendlich viele Menschen (und viele unter ihnen sind noch Kinder). Es gibt so viele Kriegsschauplätze und und und. Das blenden wir doch auch schon seit Jahrzehnten aus, wahrscheinlich weil Mensch so viel Leid täglich nicht ertragen kann oder aber weil es „normal“ geworden ist.
    Dann hätte auch vor der Pandemie und Ukrainekrise niemand mehr den eigenen Alltag beschreiben oder anstrengend finden können.

    Aber ja: der Ukrainekrieg ist näher als alles andere – deshalb wahrscheinlich auch greifbarer und die Gesellschaft beeinflusster. Noch immer sind wir im Pandemiemodus und die Kinder werden da wohl auch nach dem neuem Infektionsschutzgesetz drin stecken bleiben, von daher wären wahrscheinlich Gedanken gut wie es sich in einem andauernden Krisenmodus weiterhin leben lässt o.ä.

    Liebe Sarah ich komme nicht so richtig auf den Punkt heute: schreib bitte weiter 🙂

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    1. Danke, Anna, für deinen langen Kommentar! Und ja, eines versuche ich auf jeden Fall: mir treu zu bleiben, sowohl hier im Blog, als auch außerhalb, aber zugleich auch offen zu bleiben für neue Erkenntnisse.

      Die Gefahr allzu großer Gewissheit ist immer die Blindheit für andere Möglichkeiten, das gilt meiner Meinung nach für private Beziehungen und pädagogische Ansätze z.B. in der Schule, ebenso wie für die große Politik.
      Wo Menschen beginnen, Dinge als „alternativlos“ darzustellen, lohnt sich sicher die Frage nach ihrem Beweggrund. Da nehme ich mich selbst nicht aus. Den Austausch darüber empfinde ich dann definitiv als fruchtbarer als das Beharren darauf, ein Weg sei der Richtige, der andere der Falsche. Denn wie wir gerade ja national und international sehen: wo sich Fronten erst einmal gebildet haben, werden für alle befriedigende friedliche Lösungen schwierig.

      In dem Sinn: ein Hoch auf die Möglichkeit der Uneindeutigkeit – sie schließt für mich nicht aus, einem klaren Standpunkt zu haben, aber mit der Offenheit, auch Alternativen in Erwägung zu ziehen und anzuerkennen.

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  2. Hi Sarah, für mich ganz klar: Reden, Bloggen, Schreiben, Gedanken austauschen! Auch über Nebensächlichkeiten, auch mal Humor. Wenn wir jetzt durch einen Krieg in Osteuropa beginnen zu schweigen, dann müsste man sich die Frage stellen, warum nicht auch im Kontext von Syrien, Afghanistan, Jemen? Warum nicht mit Myanmar, Somalia und Sudan?

    Wenn wir schweigen, haben solche Despoten und Autokraten ihre Ziele erreicht. Nein, Nein.

    Gefällt 1 Person

    1. Danke dir, T.!🙂 Ja, und als passionierte Schreiberin kommt (dauerhaftes) Schweigen für mich auch nicht in Frage. Wobei ich mich schon manchmal frage: wie vermeide ich gerade zuviel Negativität im Blog – ohne zugleich zuviel Rosarot zu pinseln…
      Nun, der Blick auf das, was stärkt und (innere) Orientierung gibt, ist ein Weg, den ich gehe. In dem Kontext auch nochmal dreist Werbung für meine noch bis 31.03. laufende Blogparade…😉 https://mutter-und-sohn.blog/2022/03/20/blogparade-was-staerkt-dich-gerade/.
      Beste Grüße nach Berlin, Sarah

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