Familie, Gesellschaft, Persönliches

Warum ich (k)eine Superheldin bin (Blogparade #HeldenStorys)

Comicfigur Wonder Woman

„Bäääms!!!“ höre ich meinen Fünfjährigen rufen: „Mama startet duuuurch!“ Und schon stehe ich oben auf dem Dach, in der einen Hand die Einkäufe, in der anderen sein Kinderrad, am Hüftgurt Tablet und Smartphone – ach ja, und unser Baby hängt an meiner Brust. Mein Haar weht im Wind, die Leggings, die ich trage, betonen meinen Po und der Push-Up schiebt die Brust nach oben, an der das Baby gerade nicht trinkt. Gestatten? Super-Mom, Heldin des Alltags mit Kind.

Held*innen des Alltags 2020

Das letzte Jahr hat ja so mancher und manchem von uns Held*innenhaftes abverlangt. Als Mutter oder Vater mussten wir Anfang des Jahres von einem Tag auf den anderen Beruf und Familie gänzlich ohne Kinderbetreuung unter einen Hut bringen. Die zuvor politisch vielbeschworene Vereinbarkeit von Familie und Beruf – für quälend lange Wochen wurde sie zur Privatsache hunderttausender Eltern erklärt. Und es dauerte tatsächlich eine Weile, bevor in Form von Initiativen wie #familieninderkrise oder #coronaeltern merklicher Protest zustande kam – und noch einmal einige Monate, bis auf diesen seitens der Politik reagiert wurde.

Schreib-Coach und Texterin Anna Koschinski fragt im Rahmen ihrer Blogparade nach den Superheld*innen-Kräften ihrer Leserinnen und Leser.

Ich persönlich stehe dem Pathos der Superheld*innen ja eher skeptisch gegenüber. In Filmen und Romanen ist es oft die Antiheldin, bzw. der Antiheld, die durch ihre Brüche und Widersprüche mein Interesse wecken. Und dennoch: ist nicht auch in den Held*innengeschichten etwas angelegt, was mich anspricht und worin ich mich wiederkennen kann?

Ob Antigone, Heldin des gleichnamigen Dramas, die sich gegen den tyrannischen Herrscher ihrer Heimatstadt auflehnt, oder Spidermann, der nach einem Spinnenbiss die Welt rettet – ihnen ist gemeinsam, dass sie eigentlich ganz „normal“ sind – unauffällig, fast unscheinbar – bis sie eben das Moment des Held*innenhaften erleben. Ein Impuls, der sie aus ihrer Normalität herausgebt, sie anders handeln lässt als viele in ihrem Umfeld und sie dadurch Dinge vollbringen lässt, die von anderen – oft in der Retrospektive – als groß und held*innenhaft wahrgenommen werden. Dieses Momentum des Wandels, des Über-mich-Hinauswachsens, kenne ich aus den letzten Monaten durchaus

Inneres Wachstum – äußeres Engagement 

Anfang des Jahres habe ich meine ganz persönlichen Heldinnenschritte getan, habe mir eine Auszeit von meinem Beruf als Lehrerin genommen, ein Buch veröffentlicht („Alleinerziehend – und nun?“) und begonnen, als Autorin freiberuflich zu arbeiten. Parallel dazu habe ich noch einmal wirklich Ja zu einer Beziehung gesagt und bin mitten in der Pandemie im Herbst diesen Jahres Mutter eines zweiten Sohnes geworden.

Bewege ich mich mit meinen Heldinnenschritten im rein Privaten? Ja – und nein. All diese Schritte habe ich durchaus mit Blick auf meine persönliche Zufriedenheit getan. Aber als Autorin meines Buches “Alleinerziehend – und nun?“ erreiche ich inzwischen zahlreiche Menschen, beziehe in meinen Blogbeiträgen und Artikeln auch gesellschaftlich Stellung, organisiere in Köln seit mittlerweile drei Jahren einen Stammtisch für Allein- und Getrennterziehende und denke, ich bewege dadurch durchaus etwas – wie mir die Rückmeldung meiner Leserinnen und Leser bestätigt. 

Vor allem aber lebe ich gerade wirklich dem entsprechend, was mein innerer Ruf mir sagt. Das ist vielleicht am ehesten das, was mich mit den Heldinnen und Helden der großen Erzählungen verbindet: ich bin bei mir angekommen. Und die Freude und Zufriedenheit darüber setzt Kräfte frei, die ich wieder nach außen richten kann

Meine Superheld*innen-Kräfte

Ich bin Kraftquelle und Fixpunkt für meine zwei kleinen Kinder. Ich übe mich mit Liebe, Überzeugung und Hartnäckigkeit im Führen einer gleichberechtigten Partnerschaft, setze mich über meinen Blog und den von mir geleiteten Stammtisch für Allein- und Getrennterziehende für Frauen und Männer ein, die alleine für ihre Kinder sorgen. Ich habe aus der Trennung vom Vater meines Fünfjährigen im Jahr 2017 wirklich Gutes entstehen lassen und lebe inzwischen in vielerlei Hinsicht so, wie es mir und meinen Werten entspricht

Darauf bin ich stolz, denn tatsächlich bin ich bis zu diesem Punkt einen ziemlich langen Weg gegangen. Ob mich das zu Superheldin macht? Ich bezweifle es. Zur zufriedenen, in der Welt etwas bewirkenden, Frau macht es mich allerdings – und das ist ganz schön toll. Oder Bääääms, wie mein Fünfjähriger sagen würde: nicht Super-Mom, einfach nur Ich!

Herzlichen Gruß, Sarah (mutter-und-sohn.blog)

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Alle Infos finde ihr hier: Blogparade „Warum ich ein*e Superheld*in bin“ und unter dem Hashtag #HeldenStory.

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8 Gedanken zu „Warum ich (k)eine Superheldin bin (Blogparade #HeldenStorys)“

  1. Wow, ich bin beeindruckt. Ich lese hier ja sporadisch mit, aber einiges habe ich dann wohl doch verpasst.

    Ich glaube, es ist egal ob Held oder Antiheld – wir tun, was wir können und wir haben einen Effekt. Ich finde das allein schon irre cool – oder halt super. Und dass du dich noch mal an dieses große Abenteuer kleiner Mensch herantraust: Chapeau! Und ganz viel Spaß und Liebe für euch alle.

    Danke, dass du bei der Blogparade dabei bist! LG, Anna

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  2. Für mich bist du auf jeden Fall eine Superheldin. Ich finde großartig, was du bewegst und wie du schreibst. Auch dass du ein Buch herausgebracht hast, beeindruckt mich sehr ❤ Weiter so! Du bist sehr inspirierend 🙂

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