alleinerziehend, Familie, Persönliches

Meine erste Fernreise allein mit Kind. Organisation, Flug und Unterkunft (Teil 1)

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Zwischen 20 und 30 war ich ein richtiger Reisevogel: Städtetrips nach Budapest, Krakau, Marseille und London, Wandern auf Madeira oder Segeln vor Dänemarks Küste – alles rasch geplant – und los ging’s.

Auch Fernreisen schreckten mich nicht. Selbstorganisiert entdeckte ich während mehrerer Monate u.a. Australien und Neuseeland. Dabei war mir vor allem eins wichtig: Ich wollte von den Ländern, die ich bereiste, mehr als das „Touristenprogramm“ erleben. Daher versuchte ich, bei Einheimischen unterzukommen oder über Praktika während längerer Aufenthalte etwas vom Alltagsleben vor Ort zu erfahren. Praktischerweise reiste ich so auch relativ günstig und genoss das Gefühl von Unabhängigkeit sowie die Möglichkeit der Begegnung mit den unterschiedlichsten Menschen. 

Reisen mit Kind

Meine Reisen mit Kind (mein Sohn ist inzwischen knapp vier) sahen da zunächst anders aus. Langsam tastete ich mich an das Unterwegssein mit ihm heran. Zuerst Familienbesuche per Bahn innerhalb Deutschlands (anfänglich noch gemeinsam mit seinem Vater), später Kurzurlaube, auch allein, u.a. an die Nordseeküste.

Dieses Jahr hatte ich jedoch wieder einmal Lust auf einen richtigen „Sommer-Strand-Urlaub“. Warme Temperaturen und blaues Meer, in einer möglichst kinderfreundlichen Unterkunft. Meine Planung begann ich ähnlich spontan wie noch zu Studienzeiten: online recherchierte ich bei mehreren Reiseunternehmen, die sich auf Angebote für Alleinreisende mit Kind spezialisiert haben (hier eine Übersicht) und blieb recht bald an einer Unterkunft hängen, die wirklich vielversprechend aussah: kleine weißgetünchte Ferien-Bungalows, eine nicht zu große Anlage, geführt nach anthroposophischen Prinzipien, mit Möglichkeit zur Kinderbetreuung und mehrere positive Reiseberichte anderer Eltern, die offensichtlich allein mit Kind ihre Zeit dort genossen hatten. Das Ganze – nun ja – auf Lanzarote. 

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Karge Schönheit: Lanzarote

Eine Vulkaninsel vor der afrikanischen Küste, etwa 4 1/2 Stunden Flugzeit von Deutschland entfernt. Warm, aber (zumindest laut Reiseführer) aufgrund des Antlantikklimas selbst im Hochsommer nicht drückend heiß). War das mit meinem knapp 4-jährigem Sohn machbar? Traute ich mir eine solche Reise zu? War nach fast zehn Jahren wieder einmal eine (Langstrecken-) Flugreise „just for  fun“ akzeptabel? Ich entschied: JA und buchte die Unterkunft. Den Flug musste ich selbst organisieren, ebenso wie den Transfer vom Flughafen zur Ferienanlage.

Tücken der Urlaubsplanung

Tja… und damit begann die Organisation. Ein Urlaub mit Kind außerhalb Europas? Ganz so spontan wie bei einer Bahnfahrt innerhalb Deutschlands konnte ich dabei nicht sein. 

Der Flug also: online über ein Vergleichsportal schnell gefunden. Aber wie dann entscheiden? Nach Preis? Nach Abflugs- oder Ankunftszeit? Nach Zahl und Dauer der Zwischenlandungen? Vier Wochen vor geplantem Urlaubsbeginn war ich offensichtlich schon „spät dran“, musste also abwägen: ein Direktflug nach Arrecife kurz nach 6 Uhr morgens oder aber ein Flug mit Zwischenstopp am späten Vormittag? Um wieviel Uhr würden wir ankommen? Nachtflüge und Flüge mit mehr als einem Zwischenstopp schieden von vorneherein aus. Aber war eine knappe Stunde Umsteigezeit allein mit kleinem Kind und Gepäck an einem fremden Flughafen machbar? 

Ehrlich gesagt achtete ich beim Flug vor allem auf die Abflugzeit und den Preis. Versteckte Kosten entdeckte ich allerdings erst nach und nach. So beinhalten die preiswertesten Angebote oft nur Handgepäck – und dabei teilweise sogar nur eine relativ kleine Tasche, die unter den Vordersitz passt. Alle weiteren Gepäckstücke müssen zusätzlich bezahlt werden. Das aber wurde bei der Auflistung des von mir verwendeten Vergleichsportals nur über mehrere weiterführende Links ersichtlich. Die Fluggesellschaften wiederum unterscheiden sich in ihren Bestimmungen beträchtlich. So war mir bei dieser Reise bis zum Schluss nicht ganz klar, ob ich unser Gepäck für eine Woche (ein Koffer in Handgepäckformat, ein kleiner Rucksack und eine Handtasche) überhaupt bei Hin- und Rückflug mit an Bord würde nehmen können. Auch die Bestimmungen bezüglich erlaubter Flüssigkeitsmengen im Handgepäck und Gewicht der Koffer bereiteten mir einiges an Kopfzerbrechen. Auch erhielt ich bis zum Schluss über das Buchungssportal keine Bestätigung, dass ich Aufgabegepäck für den Hinflug hinzufügen konnte und konnte auch bei der Airline selbst nichts buchen, so dass ich davon ausging, zumindest bei diesem Flug mit Handgepäck im Minimalformat auskommen zu müssen. 

Mit Kind braucht die Planung mehr Zeit 

Hier hätte eine etwas bedächtigere Planung meinem Nervenkostüm sicher gut getan und gegebenenfalls die Buchung über die Seiten der Airlines selbst, die sich in ihrer Benutzerfreundlichkeit doch stark unterschieden. Schlussendlich ging aber dann doch alles gut – na ja, fast alles… – wie ihr im 2. Teil meines Reiseberichts erfahren werdet. 

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Auch Babys und Kleinkinder brauchen einen Kinderreisepass

Der zweite Aspekt, um den ich mich kümmern musste: einen Kinderreisepass für meinen Sohn beantragen. Was ich davor nicht wusste: das Kind muss bei Beantragung dabei sein und auch für Babys und Kleinkinder sind inzwischen biometrische Passfotos erforderlich. Diese Ämtergänge sowie ggf. den Gang zum Fotografen also rechtzeitig (und mit genügend Zeit) einplanen! Bei mir nahm das Prozedere einen ganzen Vormittag in Anspruch, zum Glück verschlief mein Sohn einen Teil der Wartezeit im Amt…

Darüber hinaus ist bei gemeinsamem Sorgerecht die Einverständniserklärung des anderen Elternteils zur Reise sinnvoll. Einen entsprechenden Vordruck bietet z.B. der ADAC. Bei alleinigem Sorgerecht bestätigt eine „Negativbescheinigung“ des Jugendamts, dass der andere Elternteil bei der Ausreise des Kindes nicht zustimmen muss. Welche weiteren Dokumente für alleinreisende Eltern sinnvoll, bzw. notwendig sind, fasst meiner Meinung nach ein Artikel der Website kidsaway.de sehr anschaulich zusammen. 

Sicherheit mit kleinem Kind

Bei meinen Reisen allein oder mit Freunden musste ich nur für mich selbst sorgen. Allein unterwegs mit Kind, erst recht (relativ) weit weg von Zuhause im Ausland, bekommt das Thema Sicherheit auf einmal ein ganz anderes Gewicht. Wie ist das Klima am Urlaubsziel und gibt es dort Krankheiten, gegen die ich mein Kind und mich durch eine Impfung schützen muss? Ist das Wasser aus dem Hahn trinkbar? Was mache ich, wenn einer von uns doch krank werden oder sich verletzen sollte? Ich gebe zu, auch zu diesem Thema recherchierte ich diesmal deutlich mehr als bei meinen bisherigen Reisen. Empfehlen kann ich das übersichtliche BüchleinAllein mit Kind unterwegs“ der Journalistin und Bloggerin Angela Misslbeck, die seit Jahren allein auf Reisen mit ihrem Sohn geht und auch für kleinere Katastrophen wie diese brauchbare Tipps gibt. Sinnvoll ist, will man alleine mit Kind verreisen, sicher auch eine Reisestorno- und Reisekrankenversicherung (mit Rücktransportmöglichkeit ins Heimatland) sowie eine gut bestückte Reiseapotheke mit Medikamenten in kindgerechter Dosierung (hier eine Checkliste der wichtigsten Medikamente). Auch hier gilt wieder: Zeit einplanen für Recherche und Organisation (v.a. beim ersten Mal), aber auch nicht verrückt machen lassen. Gegen Sonnenbrand und Durchfall kann man sich durch entsprechenden Sonnenschutz und das Vermeiden von offen angebotenen Getränken oder geschältem Obst unterwegs zumindest ein Stück weit schützen. Und Hausmittel wie eine Zwiebel lassen Bienenstiche auch im Urlaub abschwellen.

Geschickt und platzsparend packen

Ich gebe zu, das Packen war diesmal eine Herausforderung für mich. Zwar bin ich grundsätzlich gut darin, platzsparend zu packen und mich auf das Nötigste zu beschränken, aber da wir bei dieser Reise mit dem Flugzeug unterwegs sein würden (und zusätzlich nur mit Handgepäck), würden auch die Sicherheitsbestimmungen und Größen- und Gewichtsvorgaben der Airlines eine Rolle spielen. Was also sollte – und durfte – in den einen kleinen Koffer, den Rucksack und die Handtasche, die ich mitnehmen wollte? Auch hier half mir die Recherche im Netz weiter. Hilfreich fand ich z.B. die praktischen Tipps auf der Seite hand-gepaeck.de sowie die Information der Fluglinien selbst. Kurz zusammengefasst: Kleider rollen statt falten und allen Platz, z.B. in Schuhen, innerhalb des Koffers gut nutzen. Schwere Kleidung (geschlossene Schuhe, Pullover, Jacke) während des Flugs direkt am Körper tragen. Sich informieren, was am Urlaubsort vorhanden ist und z.B. Handtücher und Fön zuhause lassen. Zwiebellook planen und Kleidung mitnehmen, die gut untereinander zu kombinieren ist. Flüssigkeiten wie Shampoo, Sonnencreme, Reisewaschmittel in 100ml-Flaschen umfüllen (gibt’s im Drogeriemarkt) oder gleich in Reisegröße kaufen. Vorsicht: pro Person sind bei Flugreisen meist nur Flüssigkeiten mit einer Gesamtmenge von 1 Liter pro Person erlaubt. Für Babynahrung und Flaschenmilch gilt diese Beschränkung jedoch nicht. Allerdings sollte man diese im Handgepäck nur in einer Menge mit sich führen, die offensichtlich zum Verzehr während des Fluges gedacht ist. Weitere Infos hier.

Tja, und dann ging’s los. Vor Abflug am besten zwei Stunden für Check-In und Sicherheitskontrolle einplanen. Wichtig auch: wie komme ich sicher und rechtzeitig zum Flughafen? Uns hat zum Glück mein Ex-Partner früh morgens zum Check-In gebracht. Mit Vorlaufzeit von zwei Stunden ist eben auch ein Start um 9.30 Uhr noch recht früh, zumal, wenn der Abflug-Flughafen etwa eine Stunde vom Wohnort entfernt ist. Aber schließlich war es tatsächlich soweit: Abflug versus Lanzarote. 

Was uns während der Reise widerfuhr und ob sich die ganze Planung gelohnt hat, erfahrt ihr im 2. Teil dieses Beitrags – nächsten Mittwoch hier im Blog!🙂

Herzliche Grüße, Sarah

[Fotos: privat. Dieser Beitrag enthält Links zu externen Seiten. Diese sind persönliche Empfehlungen und somit Werbung, für die ich keine Vergütung erhalte.]

5 Gedanken zu „Meine erste Fernreise allein mit Kind. Organisation, Flug und Unterkunft (Teil 1)“

  1. Lieben Dank dafür, dass du meine Anbieter-Übersicht und mein Buch empfiehlst! Ich hoffe, diese Anbieter-Liste ist noch halbwegs vollständig und bin immer dankbar für Feedback und weitere Hinweise – und jetzt schon total gespannt, wie euch Lanzarote gefallen hat!
    Liebe Grüße
    Angela

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    1. Liebe Angela, dein Buch hat mir bei der Vorbereitung auch wirklich geholfen, also ehrliches Kompliment und gern geschehen!🙂 Ja, am Mittwoch kommt Teil zwei des Reiseberichts. Wenn ich darüber nachdenke habe ich irgendwie schon wieder Lust, loszuziehen!… Lg, Sarah

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