
Ende Mai 2022. Fast ein Jahr wohnen wir nun als Familie schon in einer hübschen Kleinstadt im Süden Deutschlands. Haben hier den (Corona-) Winter überstanden und entdecken jetzt, im Frühling, allmählich wieder, wie schön es hier eigentlich ist: die Straßencafés öffnen, Stadtfeste locken mit Musik, neuem Wein und Kinderflohmärkten. Bei aller Schönheit vor Ort zog es mich vor wenigen Tagen aber doch wieder einmal nach – Köln. Ich vermisste einfach meine langjährigen Freundinnen und Freunde dort. Wollte auch wieder einmal Stadtluft schnuppern. Ein Tapetenwechsel. Also los, unseren Jüngsten im Gepäck, für einen Wochenendtrip nach Köln!
Schön, aufregend, anstrengend, aufschlussreich
Kurz zusammengefasst: schön war es! Zum Teil anstrengend (das auch), aufregend – und wunderbar, einige meiner Freundinnen und Freunde wiedersehen zu können. Dazu überraschend und aufschlussreich. Mein Kleiner, 1 1/2, erwies sich als ebenso unkomplizierter und begeisterter „Reisebuddy“ wie unser jetzt sechsjähriger Großer. Vielleicht ja auch, weil ich das Unterwegssein mit ihm selbst so genoss. Die Fahrt mit der Bahn verlief dank getauschter Matchbox-Autos mit einer mitreisenden Familie angeregt und friedlich. Und nachdem wir endlich unser Hotel gefunden hatten, konnte auch ich durchatmen. Das Zimmer hell, sauber und gemütlich und zudem sehr zentral gelegen – genau, was wir für das Wochenende brauchten.

Vom Hotel aus traf ich gemeinsam mit meinem Sohn Freundinnen und Freunde – und lernte am dritten Tag meine Mitautorin kennen, mit der ich gerade mein zweites Buch plane. Sehr schön, sich nach zahlreichen E-Mails und Telefonaten auch einmal persönlich zu treffen. Gab mir ganz viel Motivation, unser Buchprojekt jetzt intensiv weiter zu verfolgen!
Als (Neu-) Landei in der Stadt…
Daneben bemerkte ich: au weia – nach einem Jahr bin ich offenbar bereits ziemlich zum Landei geworden – oder lebe gerade einfach so, wie es mir in dieser Phase meines Lebens am meisten entspricht. Denn Menschenmengen überall, Lärm und Trubel und einige ziemlich schmuddelige Ecken Kölns vermisse ich ganz sicher nicht. Andererseits sah ich im Park einen Künstler, der in den Stamm eines der dort stehenden Bäume eine Skulptur schnitzte – und spürte, wie gut mir die Anregung, das etwas Verrückte und Kreative der großen Stadt tat. Und natürlich das Zusammensein mit Freundinnen und Freunden, die ich zum Teil schon fast 20 Jahre kenne. Schön, sich so vertraut zu sein, miteinander zu lachen und sich endlich auch wieder einmal in den Arm nehmen zu können!
… nicht alles läuft wie geplant
Eine meiner langjährigen Freundinnen traf ich diesmal allerdings leider nicht. Erst traute sie sich wegen des für den Tag angekündigten Unwetters in NRW nicht mit ihrer kleinen Tochter in die Stadt, dann kapitulierte ich selbst auf halber Strecke in der proppenvollen U-Bahn, mit der ich zu ihr und ihrer Familie in einen Kölner Vorort fahren wollte. Gesicht an Gesicht mit hunderten fremden Menschen war mir nach zwei Jahren Pandemie doch nicht wirklich wohl. Wieder einmal merkte ich: Reisen allein mit Kind muss auch immer ein Reisen sein, das dir selbst Kraft gibt. Und so endete dieser Nachmittag mit einem spontanen Aufenthalt allein mit meinem Sohn am Rheinufer. Mein Kleiner sammelte Steinchen und ich genoss bei einem Kaffee Ruhe und Sonnenschein.

Was mich außerdem die knapp drei Tage „on tour“ lehrten
- Alltag, Kleinstadt, Vertrautes ja – aber richtig glücklich bin ich, wenn ich auch immer wieder einmal meine Flügel ausbreiten kann. Neues ausprobieren, wieder einmal die eigenen Kräfte und Möglichkeiten spüren: tut gut!
- Das Neue, Ungewohnte zeigte mir andererseits auch, was ich am Altbekannten schätze. Und so bin ich glücklich und mit neuer Energie zurückgekehrt. Schön, zuhause auch wieder freudig empfangen zu werden. Und ebenfalls schön, sich gegenseitig Neues zu erzählen zu haben. Erfrischt: Die Familie, die Partnerschaft. Zu schätzen, was da ist, weil es gerade nicht immer da ist!
- Und nicht zuletzt: Reisen, Entdecken, eine Auszeit vom Alltag, ist auch mit (kleinem) Kind möglich. Es braucht vielleicht ein wenig mehr Organisation und ein gutes Gespür für den Rahmen, der auch mit Kind Entspannung möglich macht. Hier habe ich bereits einmal Tipps für das alleine Reisen mit Kind gesammelt. Aber möglich ist es. Und es kann leicht, anregend und unbeschwert sein, etwas, was der Alltag mit Kind in seiner Pausenlosigkeit doch manchmal vergessen lässt.
Für einen unabhängigen, neugierigen Geist wie mich ist so ein Kurztrip einer der Wege, mich wieder lebendig zu fühlen, bei mir anzukommen, wieder meine Offenheit für die Welt und das Leben zu genießen. Und ich hatte den Eindruck, meiner Familie – unserem Jüngsten, aber auch meinem Partner und dem Großen – hat diese Auszeit auch gut getan.
Daher: Seid mutig! Zieht los, auch als Eltern, auch mit Kind und erlaubt euch zu tun, wozu euer Herz euch gerade rät. Es lohnt sich!🙂
Herzlichen Gruß, Sarah Zöllner (mutter-und-sohn.blog)
Die Autorin ist Lehrerin, Autorin für Familienthemen und Mutter eines Babys sowie eines Kindergartenkindes.
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[Fotos: privat]
Das 9-Euro Ticket ist bereits gekauft und es gibt zwei Wunschziele. Monschau, die kleine Stadt in der Eifel. Dorthin führte die Klassenreise des Novemberkindes vor zwei Jahren und seitdem möchte sie sie mir zeigen. Köln ist mein Wunsch. Mein Sohn lebt seit zehn Jahren dort, doch meistens reist er zu uns. Wir leben autofrei und der ÖPNV ist nicht wirklich günstig. Daher nutzen wir die Möglichkeit.
Liebe Grüße
Britta
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Das klingt sehr gut. Herzlich schöne Reise(n)!😊
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Oh wie schön! Köln ist ja auch meine alte Hood und ich bin immer mal wieder gerne da.
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Ja – wobei diesmal klar das Wiedersehen mit meinen Freund/innen im Vordergrund stand. Und ich nochmal dachte, dass ich mich – zumindest momentan – in der Kleinstadt sehr wohl fühle. Nach fast 20 Jahren Köln ein Schritt, den ich nicht bereue!🙂 Lg, Sarah
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