Familie, Gesellschaft

Wir müssen draußen bleiben. Wie es sich gerade anfühlt, in Deutschland nicht gegen Covid-19 geimpft zu sein 

Junger Mann sitzt auf Stuhl neben Ärztin, die eine Spritze in der Hand hält.

Herbst 2021: Nieselregen. Es ist empfindlich kalt. Mit meinem einjährigen Sohn stehe ich vor unserem Lieblingscafé. Sein Bewegungsdrang ist groß, unabhängig vom Wetter. Ich selbst würde mich jetzt gern bei einer Tasse Kaffee im Lokal aufwärmen. Aber wie überall in der Gastronomie gilt auch hier seit Mitte Oktober 3G („Zutritt nur für Geimpfte, Getestete und Genesene“). Ich bin bisher nicht gegen Covid-19 geimpft. Entsprechend der Bestimmungen in unserem Bundesland dürfte ich das Lokal somit aktuell nur mit rund 100 € teurem PCR-Test betreten. Selbst finanziert, obwohl ich damit, genau wie mit der Impfung, meine Mitmenschen schützen würde. Ich gehöre damit zu den rund 30% nicht gegen Covid-19 Geimpften über 12 Jahren in Deutschland, auf die aktuell massiver gesellschaftlicher Druck ausgeübt wird.

Massiver Druck auf Ungeimpfte – Was rechtfertigt diesen?

Dieser Artikel richtet sich nicht gegen die Covid-19 Impfungen an sich. Ich finde es gut, dass die Möglichkeit der Immunisierung und damit eines gewissen Schutzes für alle, die diesen wünschen, verfügbar ist. Aber was soll der massive Druck auf Ungeimpfte, zumal inzwischen doch fast 70 Prozent der Bevölkerung immunisiert und damit eigentlich geschützt sein sollten? Warum reicht es plötzlich nicht mehr aus, sich durch PCR- oder Antikörper-Schnelltest die eigene Gesundheit bestätigen zu lassen?

In Bayern sind aktuell selbst 12- bis 17-Jährige trotz regelmässiger Tests in den Schulen von kulturellenVeranstaltungen und Indoor-Sportangeboten ausgeschlossen, wenn sie nicht geimpft sind. Ein Vorgehen, das dem Wunsch der Ständigen Impfkommission (StiKo) ausdrücklich widerspricht, die sich im Rahmen ihrer Impfempfehlung dafür aussprach, bei Kindern und Jugendlichen eine Impfung gerade NICHT zur Voraussetzung sozialer Teilhabe zu machen. Wie Stiko-Vorsitzender Thomas Mertens Ende September mit Blick auf eine mögliche Impfung für unter 12-Jährige in naher Zukunft betonte, sei die Gefahr für Kinder und Jugendliche, schwer an Covid-19 zu erkranken, auch ungeimpft deutlich geringer als bei betagten, geimpften Personen; zusätzlich sei die bisherige Datenlage für diese Altersgruppe nicht ausreichend, um gefährliche Nebenwirkungen der Impfung verlässlich auszuschließen. Warum werden also sogar Kinder und Jugendliche nun so massiv unter Druck gesetzt, sich impfen zu lassen? In Berlin fordert SPD-Landesvorsitzende und Ex-Familienministerin Giffey fast zeitgleich, dass nur noch Geimpfte und Genesene (2G) Zutritt zu Krankenhäuser und Pflegeheimen haben sollten. Ungeimpft dürfte ich dann meine nächsten Angehörigen dort nicht mehr besuchen?

Geimpfte sind nach aktuellem Kenntnisstand zwar besser davor geschützt, schwer an Covid-19 zu erkranken, sich mit dem Erreger infizieren und die Erkrankung weiter tragen können sie aber sehr wohl immer noch. „Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass Menschen nach Kontakt mit SARS-CoV-2 trotz Impfung PCR-positiv werden und dabei auch infektiöse Viren ausscheiden“, formuliert inzwischen selbst das Robert-Koch-Institut auf seiner Seite. Gleichzeitig dürfen Veranstalter Angebote für Geimpfte und Genesene (2G) ohne Maske und Abstand mit normaler Besucherzahl anbieten, für Geimpfte, Genesene und Getestete (3G) jedoch weiterhin nur mit reduzierter Besucherzahl, Abstand und Maske. Es dürfte klar sein, welche Variante aus rein ökonomischer Sicht reizvoller sein dürfte, aus epidemiologischer Sicht erscheint mir der Sinn dahinter weit weniger klar.

Was belastet unser Gesundheitssystem wirklich?

Angesichts des massiven Drucks, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen und der immer wieder wiederholten Begründung, Krankenhäuser und Intensivstationen dürften nicht überlastet werden, frage ich mich zudem schon, was davon zu halten ist, dass Kliniken auf Beschluss des Gesundheitsministeriums 2020 zwar offenbar pro freiem Intensivbett einen Zuschuss von 50.000 Euro erhielten, allerdings reichte dafür das Vorhandensein von Bett und intensivmedizinischer Ausstattung. Dass Intensivpatient/innen auch durch geschultes Pflegepersonal betreut werden müssen, bedachte offenbar niemand. So kam es mitten in der Pandemie zur absurden Situation, dass im Herbst 2021 um die 4000 Intensivbetten weniger als noch 2020 zu Verfügung stehen, weil das für sie benötigte Pflegepersonal schlicht weiter unter miserablen Arbeitsbedingungen tätig ist und die Betten aufgrund von Überlastung und Personalmangel nicht betreuen kann. Seit Beginn der Corona-Pandemie sollen Krankenhäuser zudem Betten für Covid-Patienten freihalten: Dafür gab es die so genannte Freihaltepauschale. Sie sollte Einnahmeausfälle ausgleichen, die etwa durch verschobene Operationen entstanden sind. Bis Ende September 2020 zahlte der Bund bis zu 760 Euro pro Bett pro Tag, insgesamt knapp neun Milliarden Euro. Dies führte aber wohl absurderweise dazu, dass Kliniken zwar freie Betten an das deutschlandweite Intensivbettenregister meldeten, um die Pauschale zu kassieren, am Personal, das die Betten betreuen konnte, fehlt es jedoch weiterhin. Ein Fehlanreiz, der die Lage auf den Intensivstationen kaum verbesserte, obwohl dabei enorme Kosten entstanden.

Mit Blick auf diese selbst von Fachleuten kritisierten politischen Fehlentscheidungen und eine jahrelange Ökonomisierung der Pflege davor, erscheint es mir doch reichlich scheinheilig, nun die Minderheit der (noch) nicht gegen Covid-19 Geimpften für die Belastung der Intensivstationen verantwortlich zu machen und so massiv unter Druck zu setzen, wie es aktuell geschieht.

Klärt endlich, was wirklich hilft – und schützt die, die unseren Schutz brauchen!

Ich fordere: es muss endlich – ohne Angstmacherei und Übertreibung, aber auch ohne falsche Beschwichtigung – auf einer breiten empirischen Basis geklärt werden, was die Pandemie effektiv bekämpft und was nicht. Inklusive valider, groß angelegter und unabhängiger Studien, die zeigen, wie wirksam die Impfungen gegen Covid-19 in Deutschland tatsächlich sind. Denn diese werden seit Jahresbeginn ja als quasi alleiniger Ausweg aus der Pandemie kommuniziert. Wie lange schützen die Impfstoffe – und gibt es verlässliche Hinweise, falls die Wirksamkeit nach einiger Zeit nachlässt? Warum und wie oft gibt es außerdem sogenannte „Impfdurchbrüche“, Fälle also, in denen bereits gegen das Virus Geimpfte dennoch erkranken oder auch ohne Symptome den Erreger weiterverbreiten?

Das alles müsste sich doch bei Millionen Geimpften, bei Hunderttausenden mit und ohne Impfung an Covid-19 Erkrankten und wieder Genesenen auch in Deutschland empirisch belegen lassen. Frankreich macht es mit dieser Studie vor. Was sich jedenfalls bereits abzeichnet: die Impfung schützt und ist vor allem für Hochbetagte und Menschen mit Vorerkrankungen tatsächlich sinnvoll. Aber auch wer geimpft ist, kann noch schwer an Covid-19 erkranken oder sogar daran versterben und auch andere anstecken. Besonders gefährdet, wie auch bereits vor der Impfung: Alte und Menschen mit Vorerkrankungen. Das alles war schon vor Beginn der Impfkampagnen klar. Dennoch wird erst JETZT darüber diskutiert, ob sich Geimpfte zumindest testen lassen müssen, wenn sie in Kliniken oder Seniorenheimen mit besonders verletzlichen Menschen zusammenkommen. Gleichzeitig sind Nicht-Geimpfte – darunter inzwischen auch Kinder und Jugendliche – immer massiveren Restriktionen ausgesetzt.

Politischer Aktionismus seit Pandemiebeginn

Als Mutter bin ich es gewohnt, Verantwortung zu tragen und Fürsorge für andere (konkret: meine zwei Kinder) zu übernehmen. Immer wieder bin ich dabei auch mit Entscheidungen konfrontiert, die meine Gesundheit und die meiner Kinder betreffen. Dabei habe ich gelernt, meine spontanen Impulse zu hinterfragen und mich nicht unreflektiert von meinen Gefühlen leiten zu lassen. Zugleich vertraue ich aber sehr wohl meiner Intuition und inneren Stimme, wenn mir etwas dauerhaft wichtig und richtig erscheint. 

Im Fall dieser Pandemie fiel mir von Beginn an die bis dato unbekannte Radikalität politischer Entscheidungen auf und parallel die wirklich Vertrauen zerstörende Art und Weise, mit der diese kommuniziert und umgesetzt wurden. Das massive Gegensteuern zu Beginn der Pandemie in Form von Lockdowns, Kita- und Schulschließungen empfand ich als Mutter im Frühjahr 2020 wie Millionen anderer Familien als sehr belastend. Die anschließend fast im Wochentakt wechselnden und sich zum Teil widersprechenden Vorgaben, deren Wirksamkeit vielfach nicht einmal empirisch belegt wurde, und die immer wieder viel zu kurzfristige Information der von diesen Maßnahmen Betroffenen in Schulen, Kindergärten und Krankenhäusern, in der Gastronomie, der Kulturbranche oder auch im Einzelhandel, nicht weniger.

All das mag anfänglich noch durch die Akutheit und Neuartigkeit der Bedrohung zu rechtfertigen gewesen sein. Ebenso wie der fast schon zwanghafte mediale Fokus auf Fallzahlen, durch Covid-19 verursachte Todesfälle und negative Folgen der Pandemie für unser Gesundheitssystem. Jetzt, fast zwei Jahre nach dem ersten Auftreten des Virus in Deutschland, ist es das meiner Meinung nach nicht mehr. Und doch sind wir genau damit in diesem Herbst – trotz Impfung und mitten in der inzwischen vierten Welle der Pandemie – schon wieder konfrontiert.

Wir dürfen draußen bleiben – Alltag für Ungeimpfte

Ungeimpft stehe ich im Herbst 2021 mit meinen Kindern an der Hand wie eine Aussätzige vor Lokalen oder Veranstaltungsorten, die 2G fordern. Je nach „Warnstufe“ werde ich in mehreren Bundesländern durch Kontaktbeschränkungen und Lockdown-Regelungen nur für Ungeimpfte wieder massiv in meinem Alltagsleben eingeschränkt. Selbst an Elternabenden und Beratungsgesprächen im Kindergarten unseres Sohnes darf ich erst teilnehmen, nachdem ich mich auf eigene Kosten habe testen lassen. Da können je nach gefordertem Test (Antigen-Schnelltest oder gar der deutlich teurere PCR-Test) monatlich schnell über Hundert Euro zusammenkommen. Für Geringverdiener ein Ausschlusskriterium. Veranstaltungen der Musikschule, an denen mein Kind teilnimmt oder der Besuch der städtischen Bibliothek bleiben mir aktuell ohne Test – und vielleicht bald ganz – verwehrt. „Wir dürfen draußen bleiben!“ Realität für Menschen wie mich in Deutschland im Jahr 2021.

3G, 3GPlus, 2G Forever? Bitte nicht.

Das alles empfinde ich ehrlich gesagt schlicht als diskriminierend und durchaus auch als bedenklich für unsere Demokratie. Denn – nur zur Erinnerung – eine Impfpflicht gibt es in Deutschland zum jetzigen Zeitpunkt weiterhin offiziell nicht. Vom epidemiologischen Nutzen dieser sozialen Ausgrenzung ganz zu schweigen, da diese bei Geimpften zu einem Gefühl trügerischer Sicherheit führt, während nicht-Geimpfte das Vertrauen in die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung womöglich noch weiter verlieren. Interessanterweise ergab Mitte Oktober 2021 eine vom Bundesgesundheitsministerium in Auftrag gegebene Studie, dass der massive soziale Druck auf Ungeimpfte deren Bereitschaft, sich doch noch impfen zu lassen, sogar verringert statt erhöht.

Was also bewirken wir als Gesellschaft durch eine solche, auf Druck und Überredung basierende, Strategie? Eine zunehmende Spaltung? Die weitere Radikalisierung verschwörungsnaher Impfgegner/innen? Einen Alltag, in dem Gesundheit dauerhaft als etwas verstanden wird, das nur durch medizinische Eingriffe (Stichwort „Boosterimpfungen“) erreichbar ist? Eine Gesellschaft schließlich, in der soziale Teilhabe ad ultimum an die Impfung gegen Covid-19 gekoppelt bleibt?

3G, 3GPlus, 2G Forever? Ganz ehrlich – mich schüttelt es, wenn ich mir das als unsere „neue Normalität“ mit dem Virus vorstelle. 

Wie seht ihr das? Ich freue mich wie immer über wertschätzende, gern auch kritische, Kommentare!

Interessant hierzu auch dieser Beitrag, der meiner Meinung nach die Kurzsichtigkeit bisheriger Pandemiepolitik treffend und zugleich gänzlich unpolemisch auf den Punkt bringt, besonderes in Bezug auf den Umgang mit Kindern und Jugendlichen. Jan-Martin Wiarda, ehemaliger ZEIT-Redakteur, schreibt über “Die Folgen einer schiefen Debatte“.

Sarah Zöllner (mutter-und-sohn.blog)

Die Autorin ist Lehrerin, Autorin für Familienthemen und Mutter eines Babys sowie eines Kindergartenkindes.

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13 Gedanken zu „Wir müssen draußen bleiben. Wie es sich gerade anfühlt, in Deutschland nicht gegen Covid-19 geimpft zu sein “

  1. Hi Sarah, ich bin ja bei dir, dass man das eigentlich alles fundierter, langfristiger auswerten müsste, aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir den Impfstoff erst seit Weihnachten haben. Wo soll da die Langfristigkeit herkommen? Und wenn ich mir die Inzidenzen aktuell so anschaue, ist doch 3G, 2G das einzige was kurzfristig, was hilft, wenn auch nicht 100% .

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    1. Danke für deinen Kommentar. Wie bei vielen der vorherigen Maßnahmen fehlt mir auch hier der Blick auf die sozialen „Nebenwirkungen“. Schulschließungen haben in der ersten Welle vielleicht die Übertragung des Virus eingedämmt (wirklich empirisch belegt ist das meines Wissens nach immer noch nicht). Die psychischen Folgen und Wissenslücken vor allem sozial schwacher Schüler/innen bleiben aber… Ähnlich jetzt bei der Impfung: es mag ja sinnvoll sein, soziale Kontakte einzuschränken, aber zu welchem Preis? Dem Ausschluss ganzer Bevölkerungsteile (und jetzt wieder mal der Kinder und Jugendlichen)?! Wie ich es im Artikel zu zeigen versuche, ist das nicht nur sozial und verfassungsrechtlich bedenklich; auch der epidemiologische Nutzen ist mehr als fraglich.
      Ich persönlich wäre für 1G („verpflichtender kostenfreier PCR-Test“) unabhängig vom Impfstatus, überall, wo Menschen auf besonders verletzliche andere Menschen treffen (Krankenhäuser, Pflegeheime), von mir aus auch eine Weile am Arbeitsplatz und bei Großveranstaltungen, parallel zur Möglichkeit, sich impfen zu lassen, wenn man das möchte. Wer sich durch die Impfung schützen möchte, kann es inzwischen tun, eine Herdenimmunität ist, wie ich es verstanden habe, ohnehin nur schwer erreichbar – also müssten sonst 2G, 3G ad ultimum beibehalten werden. Soll das unser zukünftiges Leben mit dem Virus als Gesellschaft sein? Mich macht diese Entwicklung einfach besorgt (und würde es auch, wenn ich bereits geimpft und damit gar nicht persönlich betroffen wäre).
      Herzlichen Gruß und bleibt gesund!
      Sarah

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    2. Danke, Sarah, für die ausführliche Antwort. Mich sorgt das auch. Kein Ahnung, ob Impfung = Standard und Test = Option oder andersrum der richtige Ansatz ist. Meine Sorge ist, dass sich ein Teil der Mitbürger zu nichts dergleichen motivieren lässt und damit alle anderen in Geiselhaft nimmt und das Krankenhaus-Personal bewusst ans Limit geschrubbt wird, und die mehr und mehr ihre Jobs hinschmeißen. Gut bezahlt oder schlecht bezahlt …

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    3. Ergänzend dazu vielleicht noch: Bessere Löhne allein werden unser Gesundheitssystem nicht retten. Dazu müsste dort ein echtes Umdenken stattfinden, weg von (vorwiegend) wirtschaftlicher Kalkulation, hin zur Orientierung an den Bedürfnissen der Menschen, die dort arbeiten oder gepflegt werden. „Pflege“, die aus ökonomischen Gründen in Minutenhäppchen abgerechnet werden muss und Behandlungen, die sich für die Kliniken lohnen müssen, gab es schon weit vor Corona. Die Pandemie macht jetzt nur allzu deutlich, wo es brennt und wie stark am Limit das Ganze kalkuliert ist.

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  2. Die Politik ist der miserabelste Dolmetscher, wenn es darum geht, herauszufinden, was das Virus von uns will….
    Ich empfehle die direkte Kommunikation mit dem kleinen Mistvieh: He, was kannst du und was machst du hier?
    „Ah, du bist ein durch deine individuelle Kreativität jetzt noch ansteckender gewordenes Biest, das in Aerosolen wohnt und sich für meine verschiedenen Organe interessiert? Du hast es auf die Schwachen abgesehen, bist aber auch irgendwie launisch und suchst dir ab und zu ne aufregende Abwechslung in deinem Virusalltag? Du willst allen Ernstes ein paar von uns killen, den anderen das Gehirn vernebeln oder auch einfach gar nix anrichten? Na, du bist mir ja ein Drecksding, völlig unberechenbar! Mit dir will ich lieber nix zu tun haben…“

    Innengastronomie bei Inzidenz Drölfhundert? Ohne mich. Da hilft auch keine Impfung.
    Aber du, Sarah? Lust auf nen Kaffee? Oder essen gehen? Vielleicht nen Malworkshop? Komm nach Berlin, da kontrolliert keiner. Zumindest bis vor Kurzem… G wie: „G-erne bedienen wir Sie ohne auch nur im geringsten an eine Pandemie zu denken“.

    Überhaupt empfehle ich statt des unsäglichen G-wurschtels meine persönlichen drei „T“:
    T-hermoskanne für Kinderpunsch (kein Witz, habe ich noch vom letzten Lockdown und werde ich definitiv wieder brauchen)
    T-ests (bevorrate ich mir trotz Impfung)
    und T-ermin für Booster zu geg. Zeit, Grippeimpfung u.s.w.
    Alles Gute!

    Ps: PCR am Arbeitsplatz, das wär’s ja, wenn das ginge. In den Massen!

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    1. Danke, Frau LifeScience, fürs Lesen und Antworten! Wenn ich‘s unter der Ironie richtig verstehe, ist dein Kommentar ein Plädoyer für den gesunden Menschenverstand?!🙂 Also z.B. nicht mitten in der Pandemie mit 10.000 Jecken in der Arena schunkeln (auch nicht geimpft und mit politischer Genehmigung), wie es rund um den 11.11. dieses Jahr wieder passierte, sondern das Leben mit entsprechender Vorsicht genießen?
      Bleibe allerdings dabei: Kinder – und überhaupt Menschen – zu einem körperlichen Eingriff zu drängen, hinter dem sie vielleicht gar nicht stehen, ist auch nix Gutes. Und soziale Ausgrenzung sowie Dauerbeschallung mit Schreckensmeldungen hat meiner Meinung nach auch noch nie wirklich zu körperlicher und geistiger Gesundheit beigetragen.
      Aber vermutlich wird dieser Winter genau das für meine Familie und mich mit sich bringen: viel frische Luft, herzliche Umarmungen im kleinen Kreis und ansonsten eine respektvolle Vorsicht vor Mr. Virus, dem tatsächlich unberechenbaren Schei**erchen…
      Herzlichen Gruß nach Berlin!

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  3. Ich mag die Demokratie und Politik in einer Demokratie trifft aus der Gesellschaft heraus Entscheidungen.
    Die Entscheidung, ob man auf einem Rad einen Helm trägt oder nicht, trifft jeder selbst. Manche Dinge regelt eine Gesellschaft selbst durch Gesetze etc..
    Ich gehe im Moment, trotz Impfungen, nicht ins Fussballstadion. Meine Entscheidung.
    Ich denke, die Menschen dieses Landes sind die Politik, sie ist nicht getrennt zu betrachten.
    Und so wie es unterschiedliche Meinungen gibt, so gibt es eine Vielzahl von Regelungen, den Einen erscheinen diese ungerecht, den Anderen nicht streng genug.
    Politik ist ein Abbild der jeweiligen Gesellschaft in einer Demokratie. Eine Pandemie ist im Grunde eine recht einfache Sache, aber die Nebenwirkungen nicht immer.
    Ich denke ein sinnvoller Baustein ist die Logik und der Menschenverstand. So kann man Pandemien sicher durchqueren.

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    1. Danke für deinen Kommentar. „ Ich denke ein sinnvoller Baustein ist die Logik und der Menschenverstand. So kann man Pandemien sicher durchqueren.“ Du sagst es. Leider leben wir aber nicht in der besten aller demokratischen Welten. Daher kommen zu Logik und Menschenverstand auch immer finanzielle Interessen sowie die Frage, wer hat die Macht, wer wird gehört und wer nicht, wer darf die Prioritäten setzen. Wenn dann 10.000 geimpfte Fußballfans zusammen feiern, aber zwei ungeimpfte Teenager zwar nebeneinander in der Schule sitzen, nachmittags aber nicht zusammen ins Kino gehen dürfen, wie ab 1.1.22 in Bayern geplant, entbehrt das meiner Meinung nach sowohl der Logik als auch des gesunden Menschenverstands.
      Herzlichen Gruß, Sarah

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    2. Das entscheidet jedes Bundesland und teilweise jede Region, was in Hinblick auf die jeweilige örtliche Situation Sinn ergibt. NRW führt jetzt ebenfalls 2 G ein.
      Hinzu kommt für mich die persönliche Logik, ich könnte ins Stadion, aber ich gehe in dieser Situation nicht. Die Prioritäten setze ich für mich selbst.
      Das Kinobeispiel ist recht anschaulich, im Kino sitzen nicht nur Mitschüler, die zu einer Kohorte gehören, sondern auch andere Menschen. Pandemie ist im Grunde recht einfach🤷‍♂️.
      Aber im Grunde ist Politik oft ein Ventil für den Bürger, speziell in einer Demokratie, allgemein gesehen.
      Ich denke, dass Kapitalzuwachs einen höheren Stellenwert in Deutschland hat als Menschenleben, zumindest in den gesellschaftlichen „Eliten“ , die über das Kapital die Politik maßgeblich beeinflussen.

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  4. Liebe Sarah,
    bei alledem ist mir immer noch nicht klar geworden, warum Du Dich selber nicht impfen lässt. Du schreibst ja selbst, dass Du das Argument des Schutzes für Dich selbst und andere durchaus siehst. Und Du würdest viel Geld sparen, denn die Impfung ist kostenlos – die Tests im Übrigen auch längst wieder. Also wo liegt das Problem? Dass wir alle die Pandemie satt haben und die Politik es nicht so richtig geregelt kriegt, ist leider Fakt, aber darüber zu lamentieren, bringt die Gesellschaft leider nicht weiter. Momentan ist das Einzige, was jedes Individuum tun kann, sich und andere durch die Impfung so weit zu schützen, wie der Schutz eben reicht. Ein 100%iger Schutz wurde uns nie versprochen, es war immer klar, dass die Impfstoffe nur zu einem bestimmten Prozentsatz schützen und nach wie vor Abstände und Masken sehr nützlich sind. Dein Beitrag wirkt auf mich ein wenig so, als wolltest Du Dich nur aus einer Protesthaltung heraus nicht impfen lassen, und das kann ich mir bei einer so klugen Person wie Dir nicht vorstellen.
    herzliche Grüße
    Lea

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    1. Danke Lea, für die Auseinandersetzung mit meinem Beitrag und deine klaren Worte! Tatsächlich habe ich mich selbst schon gefragt: warum habe ich mich bisher eigentlich nicht gegen Covid-19 impfen lassen? Ich bin der Meinung, meine Gründe sind – wie bei dir und allen, die sich für oder gegen die Impfung entschieden haben – meine Privatsache. Darum schreibe ich in meinem Artikel auch nicht darüber.
      Solange ich andere und mich selbst vor einer potentiellen Infektion durch Tests und Hygienemaßnahmen so gut wie möglich schütze, sollte die Impfung meine persönliche Entscheidung bleiben. Und zwar ohne, dass ich sozial ausgegrenzt werde, wenn ich mich gegen sie entscheide.

      Du sagst es selbst: Die Impfungen gegen Covid-19 schützen nicht zu 100 Prozent, also auch Geimpfte erkranken, stecken potentiell andere an und landen sogar auf den Intensivstationen. Deren Aus- und Überlastung ist daneben, wie ich im Artikel zu zeigen versuchte, noch durch eine Menge anderer Faktoren bedingt und ich empfinde das Argument, sich aus Solidarität impfen zu lassen daher tatsächlich als vorgeschoben, um andere, tieferliegende Ursachen für die Überlastung unseres Gesundheitssystems nicht angehen zu müssen.

      Lasse ich mich „aus Protest“ nicht impfen? Nein. Aber ich protestiere ganz entschieden gegen die Stigmatisierung und soziale Ausgrenzung von nicht gegen Covid-19 geimpften Menschen. Das Virus ist unser Problem, nicht die Menschen, die eine andere Haltung zur Impfung haben als die Mehrheit.

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  5. Montag Morgen. Das Kind (frisch in der ersten Klasse) muss zur Schule gebracht werden. Im Bus ist 3G, mein Mann dann noch nicht getestet, weil er bis Sonntag in Quarantäne ist, also fahre ich sie hin, statt direkt zur Arbeit zu gehen. Stress! … Nachmittags muss ich die Kinder abholen, denn mein Mann arbeitet montags bis 18 Uhr. Minusstunden für mich, weil ich morgens später gekommen war. Und Weihnachtsgeschenke kaufen? Übernehme auch ich, weil sogar 2G, da hat er keine Chance. … Es nervt mich.

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