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#bloggersforfuture: Mein Selbstversuch im Supermarkt

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Greta Thunberg startete Mitte letzten Jahres von Stockholm aus die freitäglichen Fridays for Future-Demonstationen, auf denen sich Schüler/innen und Studierende für den Klimaschutz einsetzen. Alexandra von livelifegreen.de machte mich mit ihrer Blogparade noch einmal darauf aufmerksam:
aus Solidarität zu den demonstrierenden Jugendlichen habe ich daraufhin selbst einen Blogartikel verfasst. Wenn ihr mögt, könnt ihr in hier noch einmal lesen!

Mein Selbstversuch im Supermarkt

Während des Schreibens wurde mir auch noch einmal klar: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“. So abgegriffen der Spruch auch ist, so viel Wahrheit steckt doch in ihm. Wer Greta zuhört, z.B. beim Stockholmer TED-Talk Ende 2018, ist nicht nur beeindruckt von ihren Englischkenntnissen, sondern merkt schnell: Sie will einfach nicht mehr hinnehmen, dass bloß GEREDET, aber all die Klimaabkommen, Emissionspläne und guten Vorsätze nicht in die Tat umgesetzt werden. 

Also los! Wie steht es um meine ganz persönlichen guten Vorsätze? Jede Woche trage ich (mindestens) eine große Tüte Plastikverpackungen hinunter in den Keller, wo sie (für mich) auf Nimmerwiedersehen in der Gelben Tonne verschwinden. Das sollte heute, beim Einkauf im Supermarkt, anders sein. 

Ich muss dazu sagen, ich war einfach nur beim Lebensmittelhändler um die Ecke, in diesem Fall ein Netto, der Ort, wo ich im Alltag unter Zeitdruck oft noch schnell ein paar Lebensmittel einkaufe, schlicht, weil der Laden zu Fuß in fünf Minuten erreichbar ist. 

Was habe ich gelernt?

  1. Will ich Gemüse tatsächlich unverpackt kaufen, bleibt mir in einem „Normalo-Supermarkt“ wie Netto nicht gerade viel Auswahl: hier gibt es zwar wie überall mehrere Sorten Kartoffeln, Tomaten oder Paprika, aber fast alles ist in Plastik eingeschweißt. Ich entscheide mich für die einzigen Paprika, die unverpackt zu haben sind, ebenso für die einzigen unverpackten Tomaten und die nicht-eingeschweißten Gurken. Kartoffeln gibt es hier nur im Netz aus Kunststofffäden, ich müsste sie also z.B. auf dem Markt besorgen, wollte ich wirklich konsequent auf Verpackungsmüll verzichten und paradoxerweise sind auch die Bio-Karotten und Bio-Gurken in diesem Laden nur verpackt zu haben. Karotten kaufe ich diesmal trotzdem, da es schlicht keine unverpackte Alternative gibt. Jedenfalls weiß ich jetzt, welches Gemüse ich hier auf keinen Fall unverpackt bekomme.
  2. Milchprodukte sind in einem Supermarkt wie Netto ohne Frischetheke ebenfalls nur in Plastik verpackt zu haben. Käse eingeschweißt, Joghurt, Sahne und Crème fraîche im Kunststoffbecher. Auch Milch und Saft gibt es nicht in (Mehrweg-) Glasflaschen. Ich verzichte diesmal auf den Einkauf und mache mir innerlich eine Notiz, diese in Zukunft in einem weiter entfernten Supermarkt zu kaufen, der Milchprodukte auch im Glas anbietet. Allerdings habe ich kein Auto, werde also sehen müssen, wie ich das Problem mit dem Pfand löse. Vermutlich gebe ich die Glasflaschen dann bei Netto zurück…🙂
  3. Fisch, Wurstwaren und Fleisch kaufe ich persönlich selten und bei Netto so gut wie nie. Zwar gibt es dort inzwischen eine eigene hauseigene Bio-Marke, aber die Auswahl bei tierischen Produkten ist gering – immerhin Bio-Hackfleisch finde ich, allerdings lediglich zertifiziert nach EU-Bionorm. 
  4. Eier gibt es – immerhin in EU-Bio-Qualität – in der Pappschachtel. Für alle weiteren Wünsche (Regionalität, keine standardmäßige Tötung männlicher Küken) müsste ich in einem anderen Supermarkt oder auf dem Markt einkaufen.
  5. Reis, Nudeln, Bohnen, Linsen: NUR in der Plastiktüte zu haben. Hier mache ich mir innerlich die Notiz, diese Produkte tatsächlich einmal im „Unverpackt“-Laden zu besorgen. Bei uns im großstädtisch ökobewussten Viertel gibt es seit Kurzem sogar einen…
  6. Aus Bequemlichkeit kaufe ich noch eine Fertigpizza (verpackt in der Pappschachtel und eingeschweißt in Plastik), für den Genuss etwas Schokolade (Pappschachtel und Alufolie) und für den Haushalt neues Waschmittel. Bei Süßigkeiten und Hygiene- sowie Reinigungsprodukten das wahre (Verpackungs-) Elend: zumindest bei Netto nur Einweg-Plastikflaschen und Plastikverpackungen, in denen Bonbons oder Spülmaschinentabs oft noch einzeln verpackt sind. Also Waschpulver, Spülmittel und Co künftig auch nur noch im „Unverpackt“-Laden besorgen? Selbst in anderen Supermärkten und Drogeriemärkten habe ich hierzu noch nicht viele Alternativen gefunden. Für Hinweise bin ich dankbar – auch ohne mein Spülmittel gleich selbst mixen zu müssen…

Mein Fazit nach 20 Minuten im „Normalo“-Supermarkt?

  1. Es ist einerseits verdammt schwer verpackungsfrei einzukaufen – zum Teil tatsächlich unmöglich, da es die Produkte nur plastikumhüllt gibt. Andererseits entfällt die „Qual der Wahl“ zumindest bei Obst und Gemüse, da es schlicht meist nur eine Sorte gibt, die unverpackt zu haben ist.
  2. Auf Verpackung zu verzichten kann sich mit anderen Vorsätzen „beißen“, also z.B. in Bio-Qualität oder regional produziert einzukaufen. Das war mir schon früher bewusst, wenn ich z.B. im März aus Neuseeland importierte „Bio“-Erdbeeren bewusst liegen ließ. In eine Zwickmühle gerate ich, wenn ausgerechnet das Bio-Gemüse nur eingeschweißt zu haben ist…
  3. Lebensmittel mit möglichst wenig Verpackung sowie tierische Produkte in Bio-Qualität zu kaufen, erfordert eine gewisse Planung. Einfach mal eben schnell im nächsten Supermarkt bekommt man, wie ich bei meinem Selbstversuch gemerkt habe, schlicht nicht alles. Bei allen „Trockenprodukten“ wie Nudeln, Reis und Keksen sowie allen Reinigungsmitteln und Hygieneartikeln bieten oft selbst Bio-Läden nur in Plastik verpackte Produkte. Offensichtlich lohnt sich hier tatsächlich das Einkaufen in Unverpackt-Läden oder auf dem Markt, wo man ggf. eigene Behälter mitbringen kann. 
  4. Alle Spontankäufe („Coffee to go“) und Convenient-Food wie der fertig zubereitete Salat, der Smoothie im Plastikfläschchen oder die Tiefkühlpizza produzieren extrem viel Verpackungsmüll. Ein weiterer Grund (neben Gesundheit und Geldbeutel), tendenziell darauf zu verzichten?

Ich jedenfalls habe mir diesmal auf dem Weg nach Hause keinen Coffee-to-go aus dem Automaten gelassen und werde mir jetzt WIRKLICH einen Mehrweg-Kaffeebecher kaufen, da ich mir oft unterwegs einen Kaffee oder Tee auf die Hand gönne. Wirklich schwierig erscheint es mir nicht, umweltbewusst(er) einzukaufen – aber Konsequenz und etwas zusätzliche Planung erfordert es schon – nun ja, die ist definitiv gut investiert!🙂

Mich würde sehr interessieren, welche Erfahrungen ihr mit dem Umsetzen eurer eigenen guten Vorsätze bisher gemacht habt. Oder ist euch das ganze Thema letztlich doch nicht so wichtig? Ich freue mich über eure Kommentare!

Herzlichen Gruß, Sunnybee

PS. Wie es auch gehen kann: Der Thornton’s Budgens-Supermarkt in London wurde innerhalb von 10 Wochen komplett plastikfrei. Einen Bericht darüber findet ihr hier.

5 Gedanken zu „#bloggersforfuture: Mein Selbstversuch im Supermarkt“

  1. Mmh, wie mache ich das? Fußläufig gibt es einen Rewe-Markt, dort bekomme ich einige Gemüsesorten unverpackt. Zwiebeln, Paprika, Kopfsalat (woher auch immer), Gurken, sowohl Bio, als auch konventionell. Naturjoghurt im Glas. Käse an der Frischetheke. Einmal in der Woche radel ich auf den Markt mit Dosen bestückt. Dort gibt es dann Geflügel und Käse unverpackt, Obst und Gemüse regional und von weit her. Fisch unverpackt. Glutenfreies Brot bekomme ich nur mit sehr viel Plastik beim Supermarkt oder DM. Waschmittel kaufe ich in Kartons, Hygieneartikel mit viel Plastik. Zur Zeit esse ich keine Knabbereien oder Süßigkeiten, da fällt auch einiges an Plastik weg. Mein Duschgel oder Waschmittel möchte ich nicht selber herstellen, daher versuche ich mit offenen Augen durch die Märkte zu gehen und halte Ausschau nach Alternativen. Einen Unverpacktladen gibt es in Aachen, eine 3/4 Stunde Busfahrt, den schaue ich mir im April mal an.
    Liebe Grüße, Britta

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    1. Hey Britta,
      danke für deine Schilderung! Spannend zu hören, welche Erfahrungen du bisher gemacht hast. Und ich finde schon interessant, dass erst jetzt in breiteren Kreisen darüber geredet wird, wie viele – oft unnötige – Verpackungen überall zu finden sind. Mich hat das früher selbst nicht gestört. In ein paar Jahren ist in Plastik eingewickeltes Gemüse dann vielleicht so „bäh“ und kaum noch vorstellbar wie heute bereits das Rauchen im Flugzeug, im Restaurant oder in öffentlichen Behörden… Mal sehen!😉
      Herzlichen Gruß, Sunnybee

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  2. Huhu, wie du kaufen wir auch immer in einem Discounter ein und produzieren dadurch so viel Müll… Ja, es tut weh. Hin und wieder gehen wir zum Markt, aber der Unverpacktladen ist zu weit weg, um ihn Routine werden zu lassen. Zudem auch zu teuer leider. Denn letztlich spielt auch das Geld eine Rolle: die Glasflaschen sind viel teurer und leider auch nicht unbedingt umweltbewusst. Wir verzichten auf viele Dinge und kaufen bewusst ein – aber für uns ist es noch eine riesige Baustelle und eine Lösung, die uns zufriedenstellt, haben wir leider nicht…

    Gefällt 3 Personen

    1. Hey Nadine,
      danke für deinen Kommentar!
      Wie ich auch im Artikel schrieb: im Alltag ist meiner Meinung nach oft nur EINES von mehreren Zielen wirklich umsetzbar, z.B. ENTWEDER regional ODER unverpackt ODER Bio-Qualität.
      Erhellend – und auch erschreckend – an dem Selbstversuch fand ich, dass wirklich SEHR viele Produkte nur dick verpackt erhältlich sind, was oft wirklich nicht nötig wäre.
      Warum z.B. nicht auch im ganz normalen Supermarkt Müsli, Knabberzeug oder auch Waschmittel zum Selbstabfüllen, zumindest als Alternative? Klar, immer die Frage der Hygiene, aber Backwerk gibt es ja oft auch zur Selbstbedienung und das wird auch gut angenommen.
      Ich bin durchaus dafür, dass die Gesetzgebung an dieser Stelle in unser (Alltags-) Leben eingreift, z.B. durch ein viel rigideres Plastikverbot – dann müssten nämlich die Märkte reagieren und nicht wir als Verbraucher auf komplizierten Wegen unsere Einkäufe „zusammensuchen“.
      Herzlichen Gruß, Sunnybee

      Gefällt 1 Person

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