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Erziehung zählt nicht – Wie Mütter von Altersarmut getroffen werden

Alte Frau mit Rollator

„Ich schreibe auf meinem Blog Windeln & Workouts für berufstätige, sportliche Mamas, die versuchen, alles unter einen Hut zu bringen – ich selbst bin Mama, vollzeitberufstätig und Athletin.“ So stellte sich mir Katharina Püschel bei ihrer Anfrage zu einem Gastbeitrag vor. Ich wurde neugierig. Und ihr Thema passt tatsächlich perfekt in meinen Blog. Lest hier!

Rente – irgendwie ist das ja, egal wie alt man ist, immer ziemlich weit weg. Insbesondere junge Mütter haben andere Sorgen, als sich mit dem noch 30 oder 40 Jahre entfernten Ruhestand zu beschäftigen. Ich kann das gut verstehen. Als ich das erste Mal überlegte, wann ich in Rente gehe und wie das wohl sein wird, hatte ich noch mehr Arbeitsjahre vor mir als ich bisher Lebensjahre gemeistert hatte. Aber wir müssen uns damit beschäftigen. Gerade wir Mütter. Denn bei uns sieht es meist eher mau aus. Statt Rentnerparty auf Kreuzfahrtschiffen spricht das durchschnittliche Rentenkonto von Frauen eher für Altersarmut. Mütter sind besonders häufig betroffen, Alleinerziehende erst Recht. Zeit also, sich mit dem unliebsamen Thema Vorsorge auseinander zu setzen.

Teilzeit und Altersarmut

Es gibt im Fachjargon sogar einen Begriff dafür, dass Mütter abgestraft werden. „Child Penalty“ – „Kinderstrafe“ nennt man dies. Sind junge Frauen, was das Gehalt angeht, zu Beginn der Karriere meist noch relativ nah an ihren männlichen Kollegen in gleichen Berufen, ändert sich dies schlagartig mit den Kindern. Im ersten Jahr nach der Geburt fällt das Durchschnittseinkommen bei Müttern um rund 60%, im Zweiten nochmal 20 Prozentpunkte weiter. Im Schnitt hat eine Mutter also nur noch 20% ihres ursprünglichen Gehaltes übrig, wenn das Kind zwei Jahre alt wird; während die Väter im Schnitt bei ihrem vorigen Gehalt bleiben. Diese Lücke ist – auch weil viele Frauen nach der Geburt der Kinder in Teilzeit weiterarbeiten – nicht mehr aufzuholen. Langfristig bleiben Mütter rund 60% hinter den Vätern zurück. (Die genauen Zahlen könnt ihr in meinem Post zu Child Penalties lesen.) Für alleinerziehende Väter sieht es wohl ähnlich übel aus, das wurde in der Studie nicht betrachtet.

Das wirklich Gemeine an der Geschichte ist: Durch das niedrigere Gehalt, insbesondere bei sehr geringer Stundenzahl, werden auch entsprechend weniger Punkte auf dem Rentenkonto gesammelt. Zwar gibt es pro Kind drei Rentenpunkte auf drei Jahre verteilt (ein Rentenpunkt entspricht den Einzahlungen eines deutschen Durchschnittsverdieners), aber das rettet einen leider nicht. Im „schlimmsten“ Fall (für das Rentenkonto – es gibt gute Gründe für diese Familienkonstellation) bleibt eine Mutter (oder ein Vater) zweier Kinder noch bis weit in die weiterführende Schule komplett zu Hause, bekommt aber nur für die ersten 6 Jahre etwas für die Rente gutgeschrieben. Danach nichts. Gar nichts. Das führt zu einer enormen „Rentenlücke“ – also der Differenz zwischen dem Geld, das man vor der Rente für seinen Lebensstandard zu Verfügung hat, und was man in der Rente noch bekommt.

Abhängigkeiten vom Partner

Ob gewollt oder eher ungewollt: viele Mütter gehen somit in eine Abhängigkeit vom Partner. Deshalb ist es wichtig, das Thema Altersvorsorge gleich anzusprechen, wenn man überlegt, wie bei den gemeinsamen Kindern die Elternzeit aufgeteilt werden soll. Es gibt Umstände, die es unumgänglich machen, länger zu Hause zu bleiben oder in Teilzeit zu arbeiten. Diese möchte ich gar nicht in Frage stellen – das ist eine sehr persönliche Entscheidung. Vielmehr geht es darum, die Person, die zu Hause bleibt, entsprechend zu entlohnen. Am besten in Form einer privaten Altersvorsorge.

Kinderbetreuung, Haushalt, Erziehung, Unterstützung, Mama-Taxi – das alles kostet Zeit und ist de facto Arbeit. Arbeit, die nicht wirklich entlohnt wird, die man aus Liebe macht. Dafür dann aber im Rentenalter abgestraft zu werden, obwohl genau die Kinder, die man großgezogen hat, dann dafür sorgen, dass überhaupt noch Geld in die Rentenkassen fließt… nun, das ist unfair. Und da hilft nur private Vorsorge. (Die braucht man sowieso, die staatliche Rente reicht nie, um den Lebensstandard zu halten; aber Eltern brauchen sie umso mehr.)

3 Vorschläge für gerechte Altersvorsorge

1) Elternzeit und Erziehungszeiten teilen. Ab einem gewissen Punkt kann das Kind durch den Partner oder die Partnerin genauso gut versorgt werden wie durch die leibliche Mama. Meistens ist das mit Ende des Stillens der Fall. Wenn nicht beide Vollzeit arbeiten können oder wollen – warum dann nicht beide in Teilzeit? So verdienen beide Elternteile Geld, teilen die Einbußen durch Teilzeit, und können beide entsprechend ihrer Rentenlücken privat aus ihrem Gehalt vorsorgen.

2) Der Vollzeit-arbeitende Partner zahlt für den Elternteil in Teilzeit in eine private Vorsorge ein. Das kann ein selbstgeführter ETF Sparplan sein, eine Fondspar-Rente oder eine vermietete Immobilie, die abbezahlt wird. Das muss sicherlich in jeder Situation entsprechend ausgerechnet werden, aber Optionen gibt es viele.

3) Die eigene, selbstbewohnte Immobilie nicht 50/50 im Grundbuch eintragen, sondern zum Beispiel 80/20 oder 100/0. Dazu einen passenden Ehevertrag. Ja, klingt unromantisch, aber seht es mal so: Wer sich einigt, wenn er sich einig ist, hat im Streit (in der Scheidung) nichts zu verlieren.

Für Alleinerziehende ist es leider umso schwieriger. Die Möglichkeiten, die Arbeitsstunden zu steigern oder zu reduzieren, sind oft durch externe Umstände extrem begrenzt. Das Geld ist oft knapp. Trotzdem hilft auch hier nur ein ungeschönter Blick auf die Tatsachen. Die Rentenlücke auszurechnen ist unangenehm, aber der erste Schritt. Wie viel Geld fehlt mir im Alter? Wieviel muss ich bis dahin ansparen? Und sobald man das weiß, muss man sich den Zinseszins so gut es geht zunutze machen. Gerade, wer nur wenig zur Seite legen kann, sollte sofort damit anfangen – Die Zeit ist auf deiner Seite. Bereits mit 25€ im Monat kann man bei den meisten Banken einen ETF- (mehr Risiko, mehr Durchschnittsrendite) oder Festgeldsparplan (weniger Risiko, weniger durchschnittliche Rendite) einrichten.

Finanzen sind nicht kompliziert

Entgegen der landläufigen Meinung sind Finanzen und Vorsorge nicht kompliziert. Oder besser: Sie müssen es nicht sein. Die Informationen sind frei verfügbar, Sparpläne sind einfach einzurichten und kostengünstig. Aber man muss sich die Mühe machen und einmal genau hinschauen. Nur der klare und ungeschönte Blick auf die Tatsachen bewegt einen dazu, etwas anzugehen. Auf geht’s!

Wer schreibt?

Katharina, 35 Jahre alt, aus der Gegend von Köln, schreibt auf ihrem Blog „Windeln & Workouts“ über das Dasein als Mama, die trotz Schwangerschaft und Elternzeit in Sport und Beruf weiter erfolgreich ist. Vor kurzem hat sie Statistiken zu Frauen und Finanzen gesehen und deshalb auf ihrem Blog die Artikelserie „Mamas Sparschwein“ gestartet. Sie will insbesondere Müttern die Angst davor nehmen, die eigenen Finanzen in die Hand zu nehmen.

Lust auf euren eigenen Gastbeitrag?

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