
Batman und Robin, Sancho Panza und Don Quijote – und von mir aus auch Joko und Klaas oder Söder und Spahn, wie die BILD kürzlich titelte: Männliche „Dreamteams“ begleiten uns in der Literatur und seit einigen Jahrzehnten auch in den Medien. Über Frauen, die einander bestärken, sich gegenseitig in ihren beruflichen und privaten Vorhaben unterstützen und tolle Dinge auf die Beine stellen, hört man (und frau) noch immer seltener. Dabei gibt es genügend solcher weiblicher „Dreamteams“. Fünf davon stelle ich hier vor.
Mama Meeting – das Business-Netzwerk für berufstätige Mütter: Weil wir auch mit Kind eigene Pläne haben!
Anfang 2018 veranstalteten Juliane Schreiber und Sarah Drücker das erste Event von Mama Meeting, einem Business-Netzwerk speziell für berufstätige Mütter. Als Journalistinnen und Mütter kleiner Kinder kennen sie den Spagat zwischen Beruf und Familie aus eigener Erfahrung. Warum nicht genau dieses Wissen nutzen? Regelmäßiger Austausch, der Aufbau hilfreicher Business-Kontakte, gegenseitige Unterstützung unter berufstätigen (meist selbständigen) Müttern? Und nebenbei noch eine Menge Spaß miteinander? Die Idee zu den Mama Meeting Netzwerktreffen in Köln und Hamburg war geboren. Inzwischen gibt es (on- und offline) regelmäßige Treffen und Events, ein eigenes Buch („Momtastic. Frau sein, Mama werden. Cool bleiben“) und den Mama Meeting Business-Club, in dem noch mehr gezielte Vernetzung möglich ist. „Mama Meeting ist eine Eventreihe, bei der wir Müttern verbieten über Babythemen zu reden“, so Juliane und Sarah scherzhaft: „Statt dessen gibt es zu jedem Meeting Input von einer erfolgreichen Frau, die auch Mutter ist und/oder einer Expertin für elternrelevante Themen. Es geht zum Beispiel darum, wie du dein eigenes Unternehmen aufbauen kannst, den Quereinstieg in einen eigenen Job schaffst oder endlich im bestehenden durchstartest. […] Wir wollen dich dabei unterstützen, deinen Weg zu gehen und dir dafür erfolgreiche Praxisbeispiele und Motivation geben.“ Der Erfolg, mit dem sie dieses Projekt neben ihrem sonstigen Beruf und der Familie gemeinsam am Laufen halten und erweitern, gibt ihnen recht.
Eine Trennung als Chance: Allein- und getrennt erziehend mit ganz schön viel Power!
Mit ähnlich viel Energie setzen sich Christina Rinkl, Silke Wildner und Sarah Zöllner für die Unterstützung anderer Frauen und Männer in ihrer Situation ein. Christina ist von Haus aus ebenfalls Journalistin (u.a. für die Zeitschrift ELTERN und ihren Blog getrenntmitkind.de), Sarah Lehrerin in der Erwachsenenbildung und Silke Grafikdesignerin. Alle drei erlebten zwischen 2015 und 2017 die Trennung vom Vater ihrer Kinder. Heute nutzt Christina als Trennungs-Coach ihre Erfahrungen, um andere Frauen in einer ähnlichen Situation zu unterstützen. Ich selbst schreibe seit 2018 auf meinem Blog mutter-und-sohn.blog über soziale und familienpolitische Themen sowie über das Leben als berufstätige, getrennt erziehende Mutter eines Kindergartenkindes. Seit Mitte 2018 organisieren Christina und ich in Köln regelmäßig einen Stammtisch für Allein- und Getrennterziehende. In meinem Buch „Alleinerziehend – und nun? Texte der Stärkung bei Trennung und Verlust“, das im April 2020 erschien, schreibe ich auch darüber, warum ich Vernetzung und gegenseitigen Austausch gerade unter Allein- und Getrennterziehenden besonders wichtig finde.
Silke Wildner wiederum betreibt seit 2018 sehr erfolgreich ihren Blog gut-alleinerziehend, inklusive Buch, Podcast und Facebook-Gruppen. Im August 2020 veranstalten sie und Christina gemeinsam ihr zweites „Mind and Money“-Seminar für Allein- und Getrennterziehende. Ich war bei der Premiere des Seminars im Februar 2020 dabei und kann es nur empfehlen!
Den Tango im Blut: Zwei Frauen tanzen den Tango Argentino und machen damit ihre Leidenschaft zum Beruf
Ein ebenfalls beeindruckendes Team mit einem ganz anderen Schwerpunkt sind Andrea Tieber und Sigrid Mark. Sie tanzen (und leben) seit mehr als 13 Jahren gemeinsam eine besondere Leidenschaft: den argentinischen Tango. Ursprünglich tätig als Lehrerinnen, machten sie ihr Hobby 2015 zum Beruf, treten inzwischen mit ihrem Programm unter dem Namen „Adanzas“ öffentlich als Straßentänzerinnen auf (hier eine Auswahl ihrer Tango-Performances) und bieten Tango-Workshops sowie Seminare zu beruflicher Führung an.
Auf ihrer Website adanzas.at stellen sie nicht nur ihr aktuelles Programm und ihre Workshops vor, sondern schreiben auch über Themen wie das „Führen auf Augenhöhe in Tanz und Beruf“ und weibliche wie männliche Stereotypen in der Tango-Szene. Schon allein die Tatsache, dass sie den argentinischen Tango als Frauenpaar tanzen, macht ihre Interpretation spannend. Wer führt, wer folgt? Ihr spielerischer Umgang mit Geschlechter-Rollen und dem Wechsel von Führen und Geführt-Werden macht den Reiz ihrer Performances aus. Das gemeinsame Tanzen ist dabei für sie weit mehr als ein Beruf. Ein Zitat der Tanzpädagogin Bilge Jeschin auf ihrer Website bringt dies zum Ausdruck: „Tanze, solange in deinen Adern das Blut vibriert,/ tanze, bis das Eis siedet, bis die Sonne gefriert…/ Tanze aus Liebe, Freude oder aus Trauer, aus Wut./ Doch tanze mit deinen ganzen Körper und aus der Seele mit tiefster Glut.“ Adanzas Arbeit ist für mich ein Beispiel dafür, welche Kräfte freigesetzt werden können, wenn wir als Frauen unserer Berufung folgen und dabei gegebenenfalls ganz neue Wege einschlagen. Ein beeindruckendes Team – nicht nur auf dem Tanzparkett!
Das Leben schätzen während der Beschäftigung mit dem Tod: Ein Café, in dem der Tod kein Tabu ist.
Ebenfalls beeindruckend finde ich zwei Frauen, die sich mit ihrer Arbeit in Grenzbereiche des Lebens hineinwagen. Petra Schuseil, Sterbe- und Trauerbegleiterin, und Annegret Zander, Theologin, organisieren, gemeinsam mit einer befreundeten Pfarrerin, in Richterswil und Zürich etwa einmal pro Monat das „Café Totenhemd“, eine Veranstaltung, bei der sich Menschen nach eigener Aussage „zum Sprechen über den Tod“ treffen können. Daneben schreiben sie in ihrem „Totenhemd“-Blog über Dinge, die andere lieber vergessen wollen: Patientenverfügungen, die Begleitung Sterbenskranker auf ihrem letzten Weg oder auch den eigenen Tod. Ihre Auseinandersetzung mit dem Tod ist allerdings alles andere als morbide oder deprimierend. Vielmehr beeindruckt mich die Offenheit und Lebensfülle, mit der die beiden ihren Leser/innen und Besucher/innen den Raum geben für all das, was uns am Ende unseres Lebens – und oft ja auch weit davor – beschäftigen mag. Gerade in der Corona-Krise, in der ein Virus und seine sozialen Folgen uns mit unserer Sterblichkeit, Verletzlichkeit und unseren Lebenssehnsüchten konfrontieren, ein tolles und wichtiges Projekt!
Begleitung bei den ersten Schritten ins Leben: vier Doulas unterstützen „ihre“ Frauen bei der Geburt
Kerstin Fuchs und ihre drei Kolleginnen Franziska, Patricia und Miriam wiederum begleiten Neugeborene während ihrer ersten Lebensstunden. Sie sind Doulas, erfahrene Frauen und Mütter, die Gebärenden während der Entbindung zur Seite stehen. Im Raum Karlsruhe haben sie sich als „Kleine-Wunder-Doulas“ zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen und sind damit Teil des deutschlandweiten Netzwerks Doulas in Deutschland (e.V.). Ihr Selbstverständnis formulieren sie auf ihrer Website: „Das Wort Doula kommt aus dem Altgriechischem und bedeutet „Dienerin der Frau“; und genau als das verstehen wir uns auch. Wir sind für euch da, damit ihr eure optimale Geburt erleben und euren eigenen Weg gehen könnt. Wir übernehmen keine medizinischen Aufgaben, unterliegen keinem Schichtwechsel und können uns deshalb voll und ganz auf euer Wohlbefinden als Gebärende und als Paar konzentrieren.“ Dabei übernimmt die Doula bei der Geburt Aufgaben, welche die im Kreißsaal arbeitenden Hebammen aufgrund von Schichtbetrieb und Dokumentationspflicht oft nicht mehr leisten können, nämlich eine 1:1-Betreuung der Gebärenden und ihres Partners, bei alleinstehenden Müttern gegebenenfalls als einzige verlässliche Begleitperson.
Wie bedeutend eine solche Betreuung für einen guten und medizinisch komplikationslosen Geburtsverlauf sein kann, darin sind sich Hebammen, Mediziner und sonstige Fachleute einig. Dennoch wurden freischaffende Hebammen durch horrende Haftpflichtversicherungsbeiträge in den letzten Jahren weitgehend aus der Geburtshilfe verdrängt, viele freie Hebammen betreuen Frauen nur noch vor der Geburt und im Wochenbett. Manche Frau, die sich eine Hausgeburt zutrauen oder gerne in einem hebammengeleiteten Geburtshaus entbinden würde, erhält keine Möglichkeit mehr, dies zu tun. Die Doulas schließen somit eine Lücke, die ein vorwiegend auf ökonomische Ziele ausgerichtetes Gesundheitssystem überhaupt erst geschaffen hat.
13 Frauen und ihr Engagement – gemeinsam können wir viel bewegen!
Frauen gemeinsam haben Power. Wenn wir miteinander arbeiten und dabei unsere Kräfte entfalten und unseren Horizont erweitern, kommt das längst nicht nur uns selbst zugute, sondern auch unseren Kindern und Partnern und den Menschen, für die wir uns in unserer Arbeit einsetzen. Also schafft euch eure eigenen Netzwerke, beäugt euch nicht misstrauisch, sondern werdet miteinander aktiv! Wir Frauen können uns gerade durch unsere Verschiedenheit unterstützen – und dann können wir, wie die oben genannten Beispiele beweisen, Beeindruckendes erreichen. Als echte „Dreamteams“ eben!
Kennt ihr weitere interessante, von Frauen geleitete, Projekte? Ingenieurinnen, Medizinerinnen? Finanzexpertinnen oder Frauen in der Politik? Dann schreibt mir an kontakt@mutter-und-sohn.blog oder hinterlasst einen Kommentar auf meiner Facebook-Seite. Vielleicht schreibe ich dann bald hier im Blog über euer ganz persönliches „Frauen-Dreamteam“! 🙂
Herzlichen Gruß, Sarah
[Fotos: mobilekino.de, stadtlandmama.de, mutter-und-sohn.blog, trennungs-coach.de, gut-alleinerziehend.de, adanzas.at, Totenhemd Blog (FB), kleine-wunder-doulas.de; Die Links in diesem Beitrag sind persönliche Empfehlungen und somit Werbung, für die ich nicht bezahlt werde.]