Familie, Persönliches

Partylöwen unter sich? Geburtstags-Einladungen im Kindergarten

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Wow! Gerade noch habe ich meinen Sohn aus der Babytrage geschält, da spaziert er schon vor mir her in den Kindergarten – und die erste Kindergeburtstagseinladung flattert ins Haus.
Lieber B., ich feiere meinen 4. Geburtstag und freue mich, wenn du mit dabei bist!

Wie schön! Ich fühle so etwas wie Stolz, dass unser „Großer“ offensichtlich im Kreis der Gleichaltrigen angekommen ist und dort, unabhängig von uns Erwachsenen, Freundschaften geschlossen hat. Also Geschenk verpackt, Kind aufs Rad und los zur anstehenden Geburtstagssause?!

Ganz so einfach ist es manchmal doch nicht. 

Einladung vom guten Kumpel, mit dessen Mutter wir beim Nachmittagsausflug schon die Tiere im Zoo bestaunt haben, dazu die nette Bemerkung „Du darfst gern deine Mama oder deinen Papa mitbringen“? – Alles klar, mein Sohn und ich kommen mit Freuden. Und tatsächlich: Mamas Unterstützung ist seitens Junior (3 1/2) anfangs noch sehr willkommen. Obwohl sonst nicht besonders schüchtern, soll ich in der neuen Umgebung, mit zahlreichen unbekannten Erwachsenen und Kindern, doch erst einmal in seiner Nähe bleiben. Nach dem „Ankommen“ der ersten Viertelstunde wuselt er allerdings genauso ausgelassen wie die anderen durch die Wohnung und auch ich fühle mich unter den erwachsenen Gästen erstaunlich wohl. Nach den offiziellen 2 1/2 Stunden Kinderparty (übrigens ganz ohne organisiertes Programm, die Kinder beschäftigen sich selbst), gibt es spontan Würstchen mit Salat im Familienkreis. Wir werden mit eingeladen, bleiben sitzen – nun ja, letztlich radle ich gegen halb zehn mit einem sehr müden, sehr fröhlichen Kleinkind nach Hause.

Kürzlich dann Variante zwei: ein etwas älteres Mädchen aus dem Kindergarten feiert seinen 5. Geburtstag. Wieder eine Einladung. Ich kenne das Mädchen, ebenso wie die Eltern, vom Sehen, alle machen einen netten Eindruck. Gemeinsam unternommen haben wir noch nie etwas, geschweige denn, dass wir einander zuhause besucht hätten. Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, dass das Mädchen und mein Sohn sich überhaupt besonders gut verstehen. Auf der Einladung der Hinweis, direkt nach dem Kindergarten würden alle eingeladenen Kinder gemeinsam mit dem Vater des Mädchens zu diesem nach Hause gehen, die Eltern könnten ihre Kinder dort drei Stunden später abholen. 

Auch hier freue ich mich spontan für meinen Sohn über die Einladung. Aber dann komme ich doch etwas ins Grübeln: Unser Sohn ist 3 1/2, die anderen eingeladenen Kinder werden alle mindestens ein bis zwei Jahre älter sein. Außer ihm ist nur noch ein Junge aus dem Kindergarten mit dabei, den er nach eigener Aussage nicht besonders mag, da er häufig Streit anfängt, und tatsächlich ist mir dieser Junge als ziemlich ruppig und laut aufgefallen. Das alles ist eigentlich kein Problem. Aber unseren Sohn ganz allein mit den anderen Kindern nach der Kindergartenzeit zu der Feier losziehen lassen? Der Vater des Mädchens sieht darin kein Problem, unser Sohn werde mit den anderen Kindern schon mitlaufen. Klar, denke ich: unser Sohn ist auswärts erst einmal kein Kind, das lautstark „Rabatz“ macht, wenn ihm etwas nicht gefällt oder er sich unwohl fühlt. Eher wird er still, zieht sich in sich zurück. Aber eine Geburtstagsfeier als „Selbständigkeitstest“?

Gluckenmama,  Helikoptermutti?

Unvermittelt komme ich mir genau so vor… Aber deswegen über das diffuse Unbehagen hinweggehen, das mich erfüllt, wenn ich daran denke, unseren „Kleinen-Großen“, hundemüde, wie er meist nach einem langen Kindergartentag ist, allein mit einer Gruppe älterer Kinder zu mir fast fremden Menschen nach Hause zu schicken? Klar, ich könnte die Eltern des Mädchens bitten, mich anzurufen, sollte er sich nicht wohl fühlen. Ich könnte sogar fragen, ob ich nachmittags für die ersten zehn Minuten zum „Ankommen“ mit dabei sein darf. Und vielleicht würde unser Sohn einfach Spaß haben und mir abends aufgedreht und glücklich in die Arme fallen? Vielleicht aber eben auch nicht.

Kurz gesagt, ich entscheide mich letztlich dafür, den Eltern des Mädchens abzusagen. Den Ausschlag gibt für mich, dass keiner seiner wirklich engen Freunde bei der Feier mit dabei sein wird und dass ich die Eltern des Mädchens tatsächlich kaum kenne. Mein Sohn selbst ist über die Einladung, von der ich ihm natürlich erzähle, übrigens erfreut. Seine zweite Frage unmittelbar danach aber: „Ohne Mamas?“ Der kurze Moment der Unsicherheit dabei entgeht mir nicht. Ihm darüber „hinweghelfen“ durch eine betont heiteres „Klar, ohne Mamas – ist ja schließlich ein Kindergeburtstag!“ oder ein „Probier es ruhig aus, Mami holt dich ab, wenn es dir nicht gefallen sollte!“, dazu kann ich mich nicht durchringen. Zumal ich eben nicht wirklich überzeugt davon bin, ihn mit seinen 3 1/2 schon in dieser Weise alleine losziehen zu lassen. 

Wie hättet ihr entschieden? 

Direkt nach der Absage habe ich übrigens ein schlechtes Gewissen. Bin ich zu ängstlich? Überbehütend? Eigentlich möchte ich mein Kind doch gerade seine Schwingen ausbreiten lassen, ihn nicht mit zu viel eigener Besorgnis beschränken. Darüber habe ich sogar hier im Blog schon einmal geschrieben. Andererseits wird unser Sohn noch viele Gelegenheiten haben, sich ohne meine Begleitung auszuprobieren und er wird (hoffentlich) noch zu zahlreichen Geburtstagsfeiern eingeladen sein. 

Wie hättet ihr in meiner Situation regiert? Eure Meinung interessiert mich!

Herzlichen Gruß, Sunnybee

7 Gedanken zu „Partylöwen unter sich? Geburtstags-Einladungen im Kindergarten“

  1. Meistens hat man doch ein ganz gutes Gespür für seine Kinder – wird schon richtig gewesen sein, dein Sohn scheint ja auch nicht noch mal nachgefragt zu haben.
    Mein Kleiner ist übrigens noch nie zu einem Geburtstag eingeladen worden.
    Ich weiß nicht ob ihn das schmerzt, vermutlich nicht, mich manchmal schon.
    Gruß
    Natalie

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    1. Liebe Natalie,
      ja, vermutlich war die Entscheidung nicht verkehrt, mein Sohn hat jedenfalls nicht noch mal danach gefragt. Alltag eben im Elternleben: Wo entscheide ich? Wieviel traue ich meinem Kind bereits zu? Wo ist meine Besorgnis berechtigt und wo nicht?

      Wie alt ist denn dein Sohn? Er wird sicher noch zu vielen Geburtstagen eingeladen werden in seinem Leben! Ich finde ohnehin, dass das Thema „Kindergeburtstage“ etwas hoch gehängt wird. Einladungen sind schön, aber eine Art „sozialen Wettbewerb“ a la „Wer richtet die tollste Feier aus?“ oder „Wer ist am häufigsten eingeladen?“ finde ich unnötig und möchte ich selbst nicht unterstützen.
      Herzlichen Gruß, Sunnybee

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    2. Mein Sohn ist fünf und geht seit zwei Jahren in den Kindergarten.
      Natürlich ist es albern einem „Wer wird am häufigsten eingeladen?- Wettbewerb“ zu erliegen.
      Trotzdem ist nie eingeladen Werden ein Symtom für etwas, das ich mal mangelnde „Gesellschaftsfähigkeit“ nenne.
      Er wird nicht eingeladen, weil Kinder und Eltern wissen, dass er nicht einfach ist, laut, viel kaputt macht.
      Wahrscheinlich würde ich bei einer doch stattfindenden Einladung total gestresst sein und anbieten ihn auf die Feier zu begleiten. Zu seinem eigenen Geburtstag hatte ich drei Kinder eingeladen und die Feier sehr eng moderiert, so hatten tatsächlich alle Beteiligten einschließlich meiner selbst einen wunderbaren Nachmittag.

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    3. Liebe Natalie,
      dein letzter Satz macht mich nachdenklich: offensichtlich scheint dein Sohn ja durchaus „gesellschaftsfähig“ zu sein – es scheint wohl nur auf den angemessenen, liebevollen Rahmen anzukommen!
      Ach ja, Normen und (implizite) Erwartungen, die oft schon an die Kleinsten herangetragen werden. Sei „nett“, „ruhig“, „brav“.
      Du bewirkst sicher sehr viel, indem du deinen Sohn so liebst und annimmst, wie er wirklich ist. Und seine Lieblingsmenschen wird er später sicher auch finden – muss ja nicht gleich ne ganze (Kindergarten-) Gruppe sein!
      Lieben Gruß und danke für deine Antwort, Sunnybee

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    4. Liebe Sunnybee,
      Er kann vieles, ist an vielen Dingen interessiert und kann sich auch durchaus konzentrieren.
      Wenn ich 1 zu 1 bei ihm bin imkere ich sogar mit ihm, was mir kaum jemand glaubt.
      Was ihm sehr viel schlechter gelingt als bei Kindern ohnehin, ist die Impulskontrolle.
      Also sehen, hingehen, anfassen, solange dran rummachen bis evtl. kaputt.
      oder
      Idee haben, durchführen – egal gegen welchen Widerstand; oder sich ärgern – zuschlagen.
      De facto heißt das Steuerung von außen, permanente Aufsicht. Das muss ja nicht zwingend so bleiben, aber zurzeit bin ich die personifizierte Helikoptermum bzw. die, die irgendwelche Schäden begrenzt, weil sie das Helikoptern mal wieder aus den Augen verloren hat.
      Liebe Grüße und danke für deine Gedanken
      Natalie

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    5. Liebe Natalie,
      danke auch dir nochmals für deine Antwort! Ja, das klingt durchaus anstrengend; für dich – und wohl auch für deinen Sohn? Vermutlich stößt er so manches Mal auf Abwehr oder zumindest Unverständnis, ohne klar zu wissen, was er gerade (wieder) „falsch“ gemacht haben soll.
      Mir machen deine Worte noch einmal bewusst, wie dankbar ich für all das bin, was gut bei uns läuft – wie auch ihr ja sicher diese Momente habt, in denen du mal nicht „helikoptern“ oder auf der Hut sein musst, sondern das Zusammensein mit deinem Sohn einfach nur genießen kannst. Jesper Juul hat sinngemäß, glaube ich, mal geschrieben, wir sollten unsere Kinder weniger erziehen und mehr genießen. Finde ich einen schönen Gedanken!🙂
      Herzlichen Gruß, Sunnybee

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