alleinerziehend, Familie

Eltern bleiben nach der Trennung – wie das geht, wenn ihr nicht gut miteinander reden könnt

Paar, das streitet.


In guter Weise Eltern bleiben nach einer Trennung heißt: Ihr könnt Belange, die euer Kind betreffen, möglichst einvernehmlich und in seinem Sinn regeln. Ihr grenzt euch in gesunder Weise ab, geht aber auch aufeinander zu. Das ist das Ziel. Und es ist doch allzu oft nur schwer zu erreichen. Erst recht, wenn ihr kaum noch miteinander redet, oder bei jedem Gespräch in Streit geratet und einander mit Vorwürfen überhäuft.

Wie kann es anders gegen? 

Fakt ist: Wir bleiben tatsächlich ein Leben lang gemeinsam Eltern. Im Guten wie im Schlechten. Sogar, wenn wir uns entscheiden, den Kontakt zum Kind oder zu unserem Expartner oder unserer Expartnerin abzubrechen. Wie wir die Ebene als Eltern eines gemeinsamen Kindes leben, entscheidet maßgeblich darüber, wie es uns und unserem Kind geht. Die beste Motivation, dazu eine klare Haltung zu finden, oder?

Was genau also gilt es als getrennt lebende Eltern zu klären?

Ich unterscheide dabei drei Ebenen:

  • die praktische Organisation des Alltags (Umgangsregelungen, finanzielle Verantwortung, Regelungen in Notsituationen wie z.B. Krankheit)
  • den Austausch über die Bedürfnisse des Kindes
  • den Austausch als Expartner und Individuen

Funktionieren alle drei Ebenen, sind wir auch nach der Trennung als Eltern „ein Team“, wie es zum Beispiel Marianne Nolde in ihrem Buch „Eltern bleiben nach der Trennung“ sehr schön beschreibt. 

Realistischerweise hakt es aber allzu oft auf mindestens einer und oft auf mehreren der genannten Ebenen. 

1) Praktische Alltagsorganisation

Funktioniert die praktische Alltagsorganisation nicht, werden Umgangszeiten nicht verlässlich eingehalten, Unterhalt wird nicht oder nicht in vollem Umfang gezahlt, Absprachen werden nur widerstrebend oder erst nach langer Auseinandersetzung getroffen. 

Oft steht dahinter der Wunsch, „sich jetzt nichts mehr gefallen zu lassen“, die eigenen Grenzen zu wahren. Auch: Gewinner eines Konflikts zu werden oder einen Verlust zu kompensieren, den man durch den anderen erlitten hat oder erlitten zu haben meint. Dass es dabei letztlich nur Verlierer geben kann, ist eigentlich klar, hindert Paare aber häufig nicht daran, über diese Fragen – oft auf dem Rücken ihrer Kinder – bis aufs Blut zu streiten. 

Wie kann es besser gehen?

  • Choose your fights! Was ist dir im Kern wichtig und wo sind Kompromisse möglich?
  • Was ist dein eigentliches Ziel? Z.B. mit deiner Familie zur Ruhe zu kommen oder wieder glücklich zu sein? Was kannst du tun, um dies unabhängig von deinem Expartner oder deiner Expartnerin zu erreichen? 
  • Was brauchst du selbst, um in deiner Kraft zu bleiben oder wieder zu Kräften zu kommen?

2) Austausch über die Bedürfnisse des Kindes

Ist die Alltagsorganisation halbwegs stabil geregelt, kann dies die Möglichkeit schaffen, sich als Eltern über die Bedürfnisse des Kindes auszutauschen. Diese bleiben nämlich nicht gleich und eigentlich könnten sich getrennt lebende Eltern, gerade, weil sie relativ unabhängig voneinander die Beziehung zu ihrem Kind gestalten, dabei wichtige Impulse geben. Eigentlich. Denn allzu oft wird die Deutungshoheit darüber, was das Kind angeblich braucht und will, zum Machtspiel – und das Kind damit Stellvertreter/in für eigene (unerfüllte) Bedürfnisse, die nicht klar kommuniziert werden. Oder aber die Kommunikation findet, über ein Minimum an Alltagsorganisation hinaus, gar nicht mehr statt, was den offenen Austausch über die Bedürfnisse des Kindes natürlich auch erschwert. 

Was kannst du tun?

  • Sei selbst aufmerksam den Bedürfnisse deines Kindes gegenüber und sorge dafür, dass es diese dir gegenüber ohne Angst äußern kann und dass du sie im Rahmen deiner fürsorglichen und klaren Begleitung soweit wie möglich erfüllst.
  • Löse dich von dem Gedanken, den anderen Elternteil ändern zu können. Ändert er oder sie sich, dann, weil er oder sie Dinge neu bewertet und sie selbst ändern will, nicht, weil du sie ihm vorhältst.
  • Wende dich den Schmerzpunkten zu, die das Verhalten des anderen in dir anstößt. Wo möchtest du dein Kind vor Dingen beschützen, die – vielleicht aus deiner eigenen Kindheit – noch in dir schmerzen? Wo geht es tatsächlich um dein Kind, wo um dich? 
  • Vertraue in die Resilienz- und Heilungskräfte deines Kindes. Es kann mit mehr Dingen im Leben gut zurechtkommen, als du vielleicht denkst, solange es mindestens eine verlässliche und einfühlsame Bezugsperson an seiner Seite weiß. 
  • Stärke dich selbst, damit du die Kraft hast, dein Kind als eine solche fürsorgliche Bezugsperson zu begleiten.

3) Austausch als Expartner und Individuen

Im Idealfall wächst in getrennt lebenden Eltern nach einiger Zeit das Bewusstsein, als Paar zwar auseinandergegangen zu sein, als Eltern aber auf Dauer einen essentiellen Unterschied im Leben des anderen zu machen. Schließlich verdankst du diesem Menschen dein wunderbares Kind – und er oder sie es dir ebenso. Das wahrzunehmen und wertzuschätzen ist eine riesige Chance – und lässt dich manche Verhaltensweise vielleicht milder betrachten. Aber was, wenn der andere dich und dein Kind missachtet, vielleicht sogar offen abwertet oder bedroht? 

Wie kann es besser gegen?

  • Werde dir bewusst, wie du selbst Beziehungen gestalten willst, also z.B. respektvoll, Grenzen wahrend, mit Blick auf deine und die Bedürfnisse anderer. Du hast immer die Möglichkeit, so zu handeln. Und sei es, dass du der Grenzüberschreitungen des anderen ein klares Nein entgegensetzt. Aber aus Liebe zu dir selbst, nicht, um den anderen abzuwerten oder zu „bestrafen“.
  • Lerne dich besser kennen: Was brauchst du, um dich sicher zu fühlen? Was bringt dich auf die Palme? Wodurch schöpfst du Kraft? Je mehr du mit dir und deinem Leben in Einklang bist, umso weniger brauchst du deinen Expartner oder deine Expartnerin dafür. 
  • Nimm an, dass ihr vielleicht nie „Freunde“ werdet oder euch überhaupt nur gut versteht. Manche Verhaltensweisen (z.B. Gewalttätigkeit, psychische Manipulation) sind objektiv inakzeptabel. Es ist gesund, wenn du dich davor schützt. 
  • Auch hier gilt: Komme mit dir ins Reine, nimm dich selbst an mit allem, was da ist. Der erste Schritt, Liebe zu erfahren, ist, dass du dich selbst liebst.

Eltern bleiben nach einer Trennung – wie geht das also?

Einerseits geschieht das Eltern bleiben nach einer Trennung „einfach so“. Wie es dir – und damit auch deinem Kind – damit aber letztlich geht, bestimmst du selbst. Durch die Haltung, die du dir, eurem Leben und deinem Expartner oder deiner Expartnerin gegenüber entwickelst – und durch die daraus resultierenden Handlungen. 

In diesem Sinn: Sorge gut für dich und dein Kind und lass den anderen los. Dein Ziel ist, (wieder) glücklich zu werden. Was du dafür tun kannst, tue. Was der andere tut, ist erst einmal seine Sache. Eltern bleiben nach einer Trennung kann auch bedeuten, genau das zu akzeptieren.

Von Herzen alles Gute!

Sarah Zöllner (mutter-und-sohn.blog)

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[Foto: Pixabay]

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