alleinerziehend, Gesellschaft, Hochsensibilität, Persönliches

Schneckentage

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Immer wieder einmal überkommt es mich und ich spüre: es ist Zeit für einen „Schneckentag“.

Nach Phasen großer Aktivität, in denen ich viel Kontakt zu Menschen hatte, zuweilen über das Maß hinaus, das mir gut tut, wache ich morgens auf – und nichts geht mehr. Buchstäblich im Schneckentempo beginne ich meinen Tag, sage Termine und Verpflichtungen ab; wenn es gar nicht anders geht, melde ich mich für einen Tag krank. Oft geht dieses „schneckige“ Gefühl mit den Symptomen einer mehr oder weniger starken Erkältung einher, manchmal zeigt es sich mir aber auch direkt als starkes Bedürfnis nach Rückzug und Ruhe – ein Tag (oder ein Vormittag), nur für mich. Einige Stunden, in denen ich mich, äußerlich fast unbewegt, in Jogginghose und Pullover, der Welt entziehe. 

Mein Weg zu mir

Diese Zeiten bieten zugleich die Möglichkeit, dass ich meine „innere Welt“ betrete: bewusst, genussvoll und forschend begegne ich der „Welt in mir“. Gerade, wenn die äußere Anstrengung und auch Ablenkung davor lange andauerte, brauche ich zuweilen erst einen Tag oder zwei, um auch körperlich die Energie für diese Reise aufzubringen. Meist zwingt mich dann ein Schnupfen oder eine grippeartige Erkältung zur Ruhe. 

Manchmal jedoch spüre ich direkt das Bedürfnis dahinter: ich will den Raum zur Reflexion, zur Betrachtung meines Innen-Lebens. Das äußerliche „Nichtstun“ schafft mir die Möglichkeit, mich – zumindest für eine gewisse Zeit – ganz im „Innen“ zu verlieren, dort all die Dinge zu klären und zu sortieren, die sich in den Tagen und Wochen zuvor angesammelt und sozusagen wahllos in mir aufgetürmt haben. 

Mit wachen Sinnen begegne ich mir selbst und all dem, was mir widerfahren ist, was seinen „Ein-druck“ in mir hinterlassen hat. In einer Gesellschaft, die Ruhepausen nur zu festgelegten Urlaubszeiten vorsieht, die Innenschau rasch als Selbstbezogenheit und Egozentrik diskreditiert, empfinde ich diese „Zeiten für mich“ als beinahe frivol. Tatsächlich kämpfe ich manchmal mit schlechtem Gewissen, wenn ich sie mir gönne. Was gäbe es nicht alles zu erledigen in der Außenwelt? Darf ich das? Bin ich nicht zu pflichtvergessen?

Nun ja – an diesen Tagen folge ich der Verpflichtung, gut zu mir selbst zu sein: 

„Du musst wissen, dass du nichts musst.“

Dieser Satz, den ich in einem Buch Jorge Bucays fand, begleitet mich an solchen Tagen und hilft mir – auch über sie hinaus – im Sturm äußerer Ereignisse ruhig und sicher bei mir selbst zu bleiben. Schneckentage sind meine „Medizin“ gegen ein allzu schnelles Leben – und mein Weg, wie ich in diesem gesund und glücklich bleibe. 

In diesem Sinn auch dir keine Angst vor den stillen Zeiten! Sie bergen die Kraft, die es braucht, sich dem Trubel davor und danach zu stellen.

Herzlichen Gruß, Sunnybee

2 Gedanken zu „Schneckentage“

  1. Danke für diese „Innenansichten“ von dir. Ich sehe es genau so, finde auch, dass diese ruhigen Tage ohne Hektik und Termine, das Gehen und Schauen nach innen, total wichtig sind. Leider schaffe ich das momentan nicht so häufig, wie ich das gerne möchte. Toll dass du dir diese Zeiten regelmäßig nimmst. Der Satz „Du musst wissen, dass du nichts musst“ passt perfekt dazu.
    Hab ein tolles, sonniges Wochenende.
    Christina

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