
Was Frauen zum Teil hören müssen, wenn sie täglich Enormes leisten – als liebevolle, verantwortungsvolle Mütter, als Alleinerziehende, als wertvolle Mitglieder unserer Gesellschaft – und einfach für den Moment keine Energie mehr haben.
- Komm aus deiner Opferrolle!
- Dann hättest du wohl kein (zweites/drittes) Kind haben dürfen!
- Du hast dir diesen Partner ausgesucht.
- Mein Mann war/ist unter der Woche auch oft nicht da. Ich habe das auch geschafft/schaffe das auch.
- Ich bin zufrieden mit dem Leben, das ich habe (anders als du!)
Was ist daran grundfalsch?
Hör zu, wenn du Sätze wie diese zu deiner Freundin, deiner Tochter, deinem erwachsenen Enkelkind sagst:
Die Wahrheit ist:
Als Mutter kannst du dankbar sein und dich zugleich in der ein oder anderen Situation – oder auch über längere Zeit – überlastet fühlen!
Dass eine Situation für dich persönlich nicht belastend ist, bedeutet nicht, dass dasselbe für andere gilt. Abgesehen davon, dass deine Situation vielleicht ganz anders ist als die deiner Freundin oder Tochter. Allein, weil ihr unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen seid.
Dass eine Mutter sich phasenweise müde, erschöpft, traurig oder genervt von ihren Kindern fühlt, heißt nicht, dass sie ihre Kinder grundsätzlich wegwünscht oder keine Mutter sein möchte.
Ja, und es heißt auch nicht, dass sie grundsätzlich überfordert damit ist, Mutter zu sein.
Und nein, ein anderer Mann würde die Situation nicht automatisch besser machen. Abgesehen davon, dass Menschen ihre Entscheidungen aus der Vergangenheit nicht ändern können. Wir können nur entscheiden, was wir JETZT und in der Zukunft wollen.
Hör zu: Ich will das nicht!
Verweise Menschen, die dir auf diese Weise sagen: Du machst Dinge falsch, fühlst falsch, bist falsch, klar in ihre Grenzen. Sprich so nicht mit mir!
Spiegle ihnen: Was du sagst, ist abwertend, unfair und verletzend. Ich will das nicht!
Frage dich selbst und sie: Woher kommen solche Sätze? Warum ist für dein Gegenüber in diesem Moment eine solche Abwehr nötig? Was für ein Problem hat er oder sie mit deinem Gefühl?
Denn dass du dir Unterstützung, Hilfe und die liebevolle Akzeptanz deiner Gefühle wünschst, ist vollkommen in Ordnung. Auch noch, wenn du selbst längst kein Kind mehr bist und für eigene Kinder sorgst. Das ist, was uns Menschen von Maschinen unterscheidet:
Wir brauchen einander.
Besonders, wenn wir mal nicht stark sein können.
Dass andere mit Abwehr und Bewertung oder sogar Verurteilung auf deinen Schmerz reagieren, ist ihr Problem, nicht deines. Kein Mensch hat das verdient.
Dein Gegenüber sollte an sich arbeiten, um dich in Momenten wie diesen nicht abwehren oder gar abwerten zu müssen. Nicht du musst an dir arbeiten, um deine Gefühle möglichst gut vor anderen zu verstecken.
Lass uns den Kreis aus tief verinnerlichter Lieblosigkeit – uns selbst und anderen gegenüber – durchbrechen. Jeder Mensch verdient es, angenommen zu werden mit allem, was ist. Fröhlich und traurig! Überfordert und voller Energie. Stark und schwach!
Hast du ähnliche Erfahrungen schon gemacht? Was hast du gefühlt und wie auf Sätze wie die oben genannten reagiert? Schreib es gern in die Kommentare!
Herzlich, Sarah Zöllner (mutter-und-sohn.blog)
Die Autorin ist freie Journalistin, Autorin für Familien- und Gesellschaftsthemen sowie Mutter eines Kindergarten- und eines Grundschulkindes.
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[Foto: Pixabay]

Solche blöden Kommentare bedeuten ja häufig vor allem: „Ich will mich nicht mit deinen Sorgen beschäftigen“. Es reizt Menschen, wenn man versucht authentisch zu leben = etwas, was sie selbst nicht geschafft haben oder sich nicht zugestehen. Und deshalb sollen es andere doch gefälligst auch nicht leichter haben als sie. Sollen wir deshalb lieber verstummen, und wie sie über unsere Empfindungen himweggehen? Nein, ich denke nicht. Wobei ich mittlerweile schon sehr wählerisch bin, mit wem ich über was spreche.
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Danke für deinen Kommentar! Ist die grundsätzliche Bereitschaft da, zuzuhören, kann auch die klare Ansage helfen: „Du verletzt mich mit dem, was du sagst! Ich will das nicht.“ Geht es allerdings wirklich nur um die (innere) Distanzierung (und das womöglich unbewusst), wird der/die andere dadurch kaum erreichbar sein. Empathie kann man anderen nicht verordnen, nur sich selbst (und anderen) schenken.🤷♀️
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