Kunst, Persönliches

30 Jahre nach der Wiedervereinigung – Was wäre, wenn berühmte Liebespaare nie getrennt worden wären

Gerade hatte ich das Buch „Salz auf unserer Haut“ von Benoît Groult wieder einmal in der Hand. Die Geschichte einer leidenschaftlichen Liebe zwischen einer Pariser Schriftstellerin und einem bretonischen Fischer. Eine Amour fou, die gerade durch die Unterschiedlichkeit der beiden und ihre räumliche Distanz ihre Leidenschaft behält. Der Klappentext des Buches stellt die Frage: Romeo und Julia, Tristan und Isolde, Orpheus und Eurydike – was wäre aus den großen Liebespaaren der Weltliteratur geworden, hätten ihre Erfinder sie gemeinsam alt werden lassen? Hier die – nicht ganz ernst gemeinte – Antwort!

Romeo, Julia und die Eifersucht: „Deine Kumpels sind dir wichtiger als ich!“

„Romeo! Romeooo!“

„Was ist, holde Rose meiner schlaflosen…“

„Bleib mir weg mit den schlaflosen Nächten, du Schuft! Wenn du dir hier mit jemandem die Nächte um die Ohren schlägst, dann wohl mit deinen Kumpels von der Montague-Gang!… Immer höre ich nur Montague hier, Montague da – manchmal denke ich, du bist mit deinen Cousins verheiratet statt mit mir -“

„Bloß weil ich mit meinen Kumpels gern Zeit verbringe -“

„Jeden Abend! Wann bist du das letzte Mal zu meinem Zimmer über den Balkon hochgeklettert? Wann hast du mir zum letzten Mal ewige Liebe geschworen, wolltest dir mit mir zusammen das Leben nehmen?“

Romeo (seufzt leise): „Vor ziemlich genau 30 Jahren…“ (laut): „Julietta, mein Augenstern, ich war jung und ungestüm. Warum sollte ich zu dir über den Balkon klettern, wo ich jetzt den Haustürschlüssel habe?“

„Das ist es ja: du bist alt und bequem -“

„Sei nicht ungerecht!“

„Du liebst mich nicht mehr…“

„Ach, Julietta…“

Abgang Julia. Tür knallt.

Tristan, Isolde und die Treue: „Was war das mit der jungen Deutschen?“

„Isolde?“

„Ja, mein Schatz?“

„Ich muss demnächst wieder auf Geschäftsreise nach Deutschland. Erbschaftsangelegenheiten, du weißt schon.“

„Aber dass du mir diesmal treu bleibst!“

„Warum sollte ich nicht?“

„Na ja… du weißt schon, meine Namensvetterin mit den weißen Händen, Isolde aux mains blanches, das deutsche Fräulein. Immerhin hast du dich damals in sie verliebt, kaum hattest du England verlassen…“

„Ach, die. Das hatte nichts zu bedeuten.“

„Sah sie wohl anders. Oder wieso hätte sie dich täuschen und dir bei eurer Rückkehr nach England meinen Tod vorspielen sollen?“

„Du meinst, die Sache mit dem Segel am Boot meines Boten, dessen Farbe mir zeigen sollte, ob er dich zu mir bringt? Zum Glück bin ich darauf nicht reingefallen. Sonst wären wir jetzt nicht schon seit über 30 Jahren zusammen, oder?“

„Aber treu warst du mir auf deiner Reise trotzdem nicht.“

„Pfff… dass du so nachtragend sein musst!…“

Orpheus und Eurydike: Immer Ärger mit der Unterwelt…

„Orphy? -“

„Ich mag es nicht, wenn du meinen Namen verniedlichst, Eurydike. Immerhin bin ich der größte Lyriker der Antike. Bis heute erhellt meine Lyra symbolisch als Sternbild jeden Abend das Firmament!“

„Dafür, dass du so großartig bist, bist du aber ganz schön doof.“

„Wie meinst du das?“

„Sonst hättest du dich damals beim Aufstieg aus der Unterwelt sicher nicht nach mir umgedreht. Das war schließlich das Einzige, was du nicht tun solltest!“

„Ich wollte einfach sicher gehen, dass du mir folgst.“

„Warum hätte ich das nicht tun sollen? Denkst du, ich wollte auf ewig in der Schattenwelt versauern?“

„Dafür, dass wir jetzt doch noch vereint sind, bist du aber ziemlich schlecht gelaunt…“

„Du bist ja auch immer nur mit dir selbst beschäftigt: Größter Dichter aller Zeiten, Sänger, der sogar die Sirenen übertönt, der Götter wie Menschen betört – immer dieselbe Leier…“

„Sei nicht undankbar, Eurydike. Immerhin darfst du als meine Frau seit 30 Jahren meiner Lyra lauschen!“

„Manchmal wünsche ich mir einfach nur, du wärst mal still…“

Wie seht ihr das?

Ach ja… ob sie wohl so barsch und lieblos miteinander sprächen, die Paare der Weltliteratur? Oder ist das zu pessimistisch gedacht? Was meint ihr?

Ein heiterer Gruß und erhaltet euch eure Liebe im Herbst 2020!

Herzlich, Sarah (mutter-und-sohn.blog)

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[Fotos: Wikipedia Commons]

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