alleinerziehend, Familie, Partnerschaft

Sex… äh, Zoo mit dem Ex

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Über Sex mit dem Ex gibt es (online) gefühlt mehrere Ratgeberregalmeter: „Bringt nix: (selbst-) verletzend.“ – „Warum nicht?“ – „Bloß nicht!“

Über Zoo mit dem Ex konnte ich bisher nichts finden. Dabei kann die Frage durchaus relevant werden, jedenfalls, wenn man als Paar getrennt, jedoch nicht völlig zerstritten und Eltern eines gemeinsamen Kindes ist.

Alternativ zu „Zoo“ könnte ich einsetzen:
– Geburtstagsfrühstück mit Ex und (Geburtstags-) Kind
– Spiel(viertel)stunde des Ex mit Kind in ursprünglich gemeinsamer Wohnung im Kontext der Übergaben
– Abendliche Telefonate von Ex zu Ex.

Kein Sex. Aber – ja, ja, ja – Intimität. Weil sich ein Zoobesuch, ein Jahr nach der Trennung und harmonisch verlaufend, wie „Familie sein“ anfühlt und die Sehnsucht danach auf einmal wieder da ist? Weil das bei einem Geburtstagsfrühstück oder spontaner Spiel(viertel)stunde des Ex in der ehemals gemeinsamen Wohnung nicht anders ist, dazu jedoch noch das Konfliktpotential hinzukommt: „Du hast schon wieder…“ „Das ist wie damals, als…“, „Immer musst du…“. Und zuletzt, weil abendliche Telefonate naturgemäß dann stattfinden, wenn beide Parteien, erschöpft vom Tag, tendenziell offen und anlehnungsbedürftig, aber auch dünnhäutig und gereizt sind und dementsprechend auf mögliche aufkommende (Ex-) Beziehungsthemen reagieren.

Position 1: „Bringt nix: (selbst-) verletzend. Bloß nicht!“

Aus oben genannten Gründen: solange noch Wehmut über das Ende – oder gar Hoffnung auf ein Neuaufleben – der Beziehung besteht, Finger weg von allen Aktivitäten, die sich auch nur entfernt „beziehungsartig“ anfühlen! Ebenso, wenn noch ungeklärte Konflikte bestehen, die in den oben genannten Situationen allzu leicht wieder hochkochen können. Guter Indikator, ob man dem Ex-Partner wirklich neutral gegenüber steht: fühlen sich solche Momente der Nähe – denn das sind sie natürlich – einfach entspannt und freundschaftlich an? Oder ist da noch eine Spannung irgendwelcher Art (egal ob Anziehung oder Gereiztheit) und bleibt nach der Begegnung ein Gefühl von Verwirrung oder gar Sehnsucht – dann bist du noch nicht wirklich über den/die Ex hinweg. Aktivitäten wie die oben beschriebenen reißen dann nur Wunden auf, die sich gerade erst geschlossen haben und hindern dich am „Weitergehen“ zu einer möglichen neuen, hoffentlich freudvolleren, Beziehung. In all diesen Fällen: Sorge gut für dich – und lass es sein!:-)

Position 2: „Warum nicht?“

Ja, warum eigentlich nicht? Selbst wenn noch nicht alles 100% bereinigt, geklärt und neutral zwischen euch ist? Wird es das denn je sein – vor allem mit gemeinsamem Kind, das euch von Anfang an eine vollständige Trennung nicht möglich gemacht hat? Ist es da vielleicht sogar sinnvoll, den Umgang mit aufkommenden ambivalenten Gefühlen sozusagen zu „üben“? Die Konfrontation auch mit eigenen, noch bestehenden Sehnsüchten und Wünschen: bin ich nach einem „familienähnlichen“ Zoobesuch traurig, zeigt mir das eben, dass ich tatsächlich betrauere, dass mein Ex-Partner, unser Kind und ich nie (wieder) eine „heile Familie“ sein werden, als Vater-Mutter-Kind… und will ich mit meinem Ex-Partner tatsächlich eine Freundschaft aufbauen, ist vielleicht genau dieses Gefühl – und das Gespräch darüber – eine Basis dafür.

Ein schmaler Grat

Der berühmte schmale Grat wohl zwischen – tatsächlich – Selbstverletzung und vielleicht auch Selbstbetrug („so tun, als ob alles gut sei“) – und großer Offenheit sich selbst gegenüber und dem, was möglich ist. Dann kann „Zoo mit dem Ex“ freudvoll sein und doch Anlass zu einer Spur Wehmut geben – und beides ist okay. Beides ist auch erhellend in der Phase des Übergangs, in der die Beziehung klar beendet ist, die Gefühle jedoch sich erst endgültig sortieren müssen – auf beiden Seiten.

Hast du eine Meinung dazu? Ich freue mich über deinen Kommentar!

[PS. Wem’s aufgefallen ist: „Ex, Ex, Ex“ – Tribut an die Melodie des Textes, nicht mein persönlicher Sprachgebrauch… Zum Thema „Wie spreche ich über meine/n Nicht-Mehr-Partner/in“ habe ich hier mehr geschrieben:-)]

4 Gedanken zu „Sex… äh, Zoo mit dem Ex“

  1. Ein sehr guter Text. Denn vor allem die Kinder profitieren ja, wenn ihre getrennten Eltern es schaffen, gut miteinander umzugehen. Das ist oft nicht leicht, weil so viele verletzte Gefühle im Spiel sind, aber die müssen Eltern dann zugunsten ihres Kindes einfach mal zurückstellen. Schön, dass ihr diesen Zoobesuch hingekriegt habt. Euren Sohn hat es sicher sehr gefreut.

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  2. Seit der Veröffentlichung dieses Artikels ist etwa 1/2 Jahr vergangen und mir hat sich seitdem bestätigt, was ich damals noch nicht fühlen konnte: je weiter auch die innere Trennung vom Ex-Partner vorangeschritten ist, umso neutraler fühlt sich der Umgang mit ihm tatsächlich an. Inzwischen kann ich nachvollziehen, dass ggf. sogar ein Urlaub mit dem ehemaligen Partner möglich sein kann, auf rein freundschaftlicher Basis, wie ihr es in dem Blog-Artikel „Urlaub mit dem Ex-Partner – Kann das gut gehen?“ meiner Mit-Bloggerin Christina (http://www.getrenntmitkind.de) lesen könnt. Herzlichen Gruß, Sunnybee

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  3. Danke dir für die Verlinkung auf den Artikel in meinem Blog.

    Was ich in diesem Zusammenhang noch wichtig finde: Wenn es nicht geht, sollte man es aber auch lassen.

    Wenn die Spannungen zu groß sind, wenn ein Ex-Partner es immer noch nicht schafft, respektvoll mit dem anderen umzugehen, wenn immer wieder Vorwürfe und Beleidigungen hoch kommen, dann machen gemeinsame Unternehmungen, geschweige denn Urlaube, auch für das Kind keinen Sinn. Dann kann selbst ein gemeinsames Frühstück zu viel sein, denn das Kind wird diese Spannungen ganz deutlich spüren.

    Und dann hat keiner der Beteiligten etwas davon.

    Viele Grüße,
    Christina

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    1. Liebe Christina, da stimme ich dir natürlich zu. Und selbst wenn der Umgang wieder einigermaßen friedlich ist, muss gemeinsamer Urlaub ja nicht unbedingt sein… 😉 Aber schon spannend, zu sehen, dass sogar das unter Umständen möglich sein kann… Lg, Sunnybee

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