
Manche Großeltern gehen mit ihren Enkeln Eisessen. Andere zimmern Baumhäuser. Philips Großvater schenkt seinem Enkel – einen Fluss. Gemeinsam begleiten die beiden „ihren“ Fluß von der Quelle bis zu der Stelle, an der er zum Bach wird, zum Strom und schließlich ins Meer mündet.
Das Kinderbuch „Philip und sein Fluß“ beschreibt ihre Erlebnisse in ruhiger, klarer Sprache. Die an naive Malerei erinnernden Bilder ergänzen die Erzählung. Besonders gefällt mir, dass sich der Text nicht bemüht, ‚kindgerecht’ zu sein, sondern in komplexer Weise Sinneseindrücke und Gedanken der beiden Entdecker wiedergibt. Eine Referenz an die Schönheit der Natur und an die ganz besondere Beziehung zwischen einem Großvater und seinem Enkelkind.
Leseprobe:
„‚Wollen wir die Quelle suchen?‘ fragt der Großvater. Sie steigen über große Steine und kleine Steine. Sie steigen über eine umgefallene Tanne. Sie steigen über einen kleinen Tümpel. Auf dem Tümpel laufen Wasserläufer. Sie laufen sehr schnell mit ihren dünnen Beinen. Eine Brombeerranke kratzt Philip am Knöchel. Ein spitzes Steinchen sticht seine Fußsohle. Die Sonne brennt. Philip ist nicht mehr sicher, ob er noch zur Quelle will. Aber der Großvater nimmt seine Hand, und sie steigen weiter. Plötzlich stehen sie vor einer hohen Tanne. Unter ihren Wurzeln sprudelt die Quelle aus den Steinen. […] Philip schnippt Quellwasser in die Luft. Die Tropfen leuchten und glitzern. Plötzlich schimmert ein Regenbogen in dem dünnen Wasserstrahl. ‚Unsere Quelle‘, sagt Philip. ‚Deine und meine. Weil wir sie gefunden haben.‘“
Pieter Kunstreich und Renate Welsh: Philip und sein Fluß. Ravensburger-Verlag. (Ab 4)