
Dieses Bild, das die Heinrich-Böll-Stiftung zum Tag der Deutschen Einheit auf einem ihrer Social-Media-Kanäle gepostet hat, hat mich gerade wirklich berührt.
Vielleicht, weil es meinen tiefen Glauben anspricht, dass wir selbstwirksam sind und dass sich auch große, sogar gesellschaftliche, Veränderungen über viele individuelle Schritte in unserem persönlichen Wirkungsbereich realisieren lassen.
- Wie wir täglich mit unseren Kindern sprechen und umgehen, bestimmt darüber, wie wiederum sie sich ihren Kindern gegenüber verhalten und die Gesellschaft der nächsten Jahrzehnte prägen werden.
- Wie wir täglich mit uns selbst sprechen, welche Beziehungen wir führen, wie wir mit unserem Umfeld in Interaktion treten, bestimmt, welches Frauen- und Männerbild sich in unserer Gesellschaft etabliert, welche Werte sich verfestigen, in welcher Form von Gemeinschaft wir uns wiederfinden.
- Wir entscheiden täglich neu: ziehen wir uns zurück oder gehen wir auf andere zu? Kritisieren und bewerten wir oder zeigen wir uns offen für andere Standpunkte? Handeln wir fürsorglich und (auch) auf das Wohl anderer bezogen, oder vor allem auf unser eigenes?
Im persönlichen Kreis, innerhalb unserer Familien, im Freundeskreis, an unserem Arbeitsplatz und ja, auch im (gesellschafts-)politischen Feld, können wir viel bewegen. Wir sind tatsächlich selbstwirksam.
… und zugleich ist genau diese Selbstwirksamkeit ein Privileg. Bedeutet sie doch, dass wir in Besitz von Gesundheit, einem Grundmaß an Sicherheit und sozialer Absicherung sowie im Besitz demokratischer Rechte sind. All das ist nicht für alle Menschen selbstverständlich.
Selbstwirksamkeit hat also dort ihre Grenzen, wo Diskriminierung, Ausgrenzung, Gewalt und Willkür auf Menschen wirken, ebenso wie persönliche Einschränkungen, die uns nicht mehr länger im Besitz unserer vollen körperlichen, geistigen oder emotionalen Kräfte sein lassen.
Selbstwirksamkeit als Privileg wertzuschätzen und zugleich als Prämisse des Menschseins („Du hast die Wahl“), erinnert mich gerade an Tagen wie heute daran, welche Verantwortung damit einhergeht, dass wir so grundsätzlich frei in unserer Handlungsmöglichkeit sind und eine solche Gestaltungsmacht haben.
Wer will, findet Wege… Wählen wir diese Wege dankbar und bewusst!
Herzlich, Sarah Zöllner (mutter-und-sohn.blog)
Die Autorin ist freie Journalistin, Autorin für Familien- und Gesellschaftsthemen sowie Mutter eines Kindergarten- und eines Grundschulkindes.
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[Foto: Rolf Zöllner/Imago]
