alleinerziehend, Familie

Was Trennungskindern wirklich hilft – Gastbeitrag von Elterncoach Miriam Maja Gass

„Wir trennen uns – was macht das mit unseren Kindern? Wie können wir sie in dieser herausfordernden Situation gut begleiten?“ Diese Fragen stellen sich vermutlich die meisten Eltern, deren Zeit als Paar zu Ende geht. Miriam Maja Gass hilft als Elterncoach (Trennungs-) Eltern dabei, ihr Kind besser zu verstehen, selbstsicherer in ihrer Elternrolle zu sein und ihre Eltern-Kind-Beziehung zu stärken. In ihrem Gastbeitrag für mutter-und-sohn.blog beschreibt sie anschaulich, wie wir als Eltern unsere Kinder während und nach einer Trennung unterstützen können.

Drei Schlüssel für die gesunde emotionale Entwicklung deines Trennungskindes

Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich an meinem Lieblingsnaturplatz. Am Meer. 

Heute ist das Meer ruhig. Kleine Wellen, die schnell brechen und verebben. Ganz anders als beim gestrigen Sturmtag: Da war das Meer aufgewühlt – mit dramatisch hohen Wellen, die sich voller Wucht und mit lautem Getöse gebrochen haben. 

Solche Sturmtage mit intensiven Emotionen, die hohen Wellen ähneln: Du wirst sie wahrscheinlich kennen, wenn du ein Kind durch eine Trennungssituation hindurch begleitest. 

Zeiten von Veränderung und Abschied von Gewohntem – all das aktiviert starke Emotionen. Es ist völlig normal, wenn dein Kind im Zuge einer Trennung emotional aufgewühlt ist!   

Vor allem die wiederkehrenden Bindungsunterbrechungen in den Hauptbeziehungen des Kindes, die in den allermeisten Fällen mit einer elterlichen Trennung einhergehen – die machen einem Kind erstmal ganz schön zu schaffen. 

Denn: Beziehung und Nähe zu seinen Hauptbindungspersonen ist einfach das vorrangige Bedürfnis eines Kindes. Es sichert sein Überleben.

Umgekehrt fühlt sich Trennung für uns Bindungswesen einfach sehr bedrohlich an! 

Da gehören intensive Emotionen einfach mit dazu. 

Typischerweise wird dein Kind im Zuge von Trennung von drei kraftvollen Uremotionen bewegt sein: Alarm, Frustration und Streben nach Nähe.  

Heißt: Möglicherweise hast du mit einem Mal ein Kind, das ängstlicher als zuvor ist. Ein Kind, das Angst vorm Einschlafen hat, nicht mehr allein zur Toilette geht oder unter dessen Bett plötzlich Monster hausen. 

Oder dein Kind ist reizbarer als zuvor und explodiert bei der kleinsten Gelegenheit. Vielleicht klebt dein Kind auch an deinem Rockzipfel und ist ständig damit beschäftigt, dich in seiner Nähe zu halten. Der Abschied vor dem Kindergarten oder dem Schultag fällt auf einmal schwer. 

All das sind typische Emotionen und Verhaltensweisen, wenn dein Kind mit viel Veränderung und mehr Trennung als zuvor konfrontiert ist! 

Und: Je kleiner dein Kind ist, desto eher wird es von diesen Emotionen überwältigt sein. Ein kleines Kind ist einfach noch nicht in der Lage, intensive Emotionen in sich auszubalancieren oder zu mäßigen. 

Es braucht dich daher als Halt unbedingt an seiner Seite – vor allem bei hohem emotionalen Wellengang!  

Die gute Nachricht aber ist: Während dieser größere emotionale Wellengang für alle Beteiligten ziemlich anstrengend und herausfordernd sein kann – die Emotionen sind gleichzeitig auch Teil der Lösung und Heilung! 

Denn dein Kind braucht seine Emotionen, um sich zu einem resilienten und reifen Erwachsenen zu entwickeln! 

Hier sind drei Schlüssel für die gesunde emotionale Entwicklung deines Kindes: 

Bindung:

• Das Gegenmittel zu Trennung ist Bindung: Schenke deinem Kind einen warmen geborgenen Eltern-Kind-Beziehungsraum und minimiere – wenn möglich – Trennung.

• Betone, was trotz der veränderten Lebensumstände gleich bleibt.

• Biete deinem Kind immer wieder proaktiv Nähe und Bindung an, zum Beispiel durch wiederkehrende Bindungsrituale wie Kuscheln, das  Lieblingsbuch deines Kindes vorlesen, sein Lieblingsessen kochen, durch Spielerituale, etc. 

• Überbrücke Trennung, indem du dich auf den nächsten Verbindungspunkt konzentrierst. Wenn du dich zum Beispiel am Morgen von deinem Kind verabschiedest, sprich das Wiedersehen an: „Heute mittag, wenn ich dich abhole, gehen wir dein Lieblingseis essen!“ Oder gib deinem Kind etwas von dir mit, so dass es in Zeiten von Trennung an dir festhalten kann – einen kleinen Edelstein, ein Herz in der Brotbox, ein Freundschaftsbändchen oder dein Lieblingstuch.

• Erinnere dich an die Bindungshierarchie zwischen dir und deinem Kind: Du bist der fürsorgliche Erwachsene, der für das Herstellen und Nähren der Beziehung verantwortlich ist!

Raum für Emotionen & Tränen: 

• Auch wenn es für dich nicht so leicht zu ertragen ist: Lade dein Kind immer wieder mit all seinen Emotionen ein und unterstütze es dabei, seine Emotionen zu fühlen und auszudrücken. 

• Vermittle deinem Kind, dass Emotionen normal sind und sie zu uns Menschen gehören. 

• Werte es als ein gutes Zeichen, wenn dein Kind sich dir mit seinen Tränen und seiner Traurigkeit anvertraut. 

• Gerade die verletzlicheren Emotionen wie Trauer, Enttäuschung, Vermissen und Alarm sind wichtig für das weiche Herz und das Entwickeln emotionaler Resilienz. Sie lassen dein Kind mit dem sein, was sich nicht ändern lässt! 

• Tränen helfen deinem Kind dabei, angesammelten Stress, Spannung und Traurigkeit abzubauen und Verlust zu verarbeiten. Beim Weinen schwemmt dein Kind außerdem jede Menge Giftstoffe aus seinem Körper aus. 

Emotionale Spielplätze & Ruhe:

• Spiel ist die Therapie der Natur: Spiel unterstützt dein Kind dabei, seine Emotionen auszudrücken. 

• Schaffe Spielräume für dein Kind und gib deinem Kind regelmäßig und proaktiv spielerische Ventile an die Hand. Je nach Emotion kann das sein: 

• Bewegungs- und Angriffsspiele, Ballspiele (werfen, treten), Bauspiele, Schimpfwörterspiele, Boxsack, Dartspiel, Gummischwerterkampf, Tanzen und laut singen, Trampolinspringen, Kämpfen und Rangeln, Kissenschlachten bei Frustration.

• Traurige Geschichten und Musik, Höhlen und Rückzugsorte mit Decken, Tüchern und Fellen, Zuhausespiele, Rollen- und Puppenspiele, Zeichnen und Malen, Puzzlen, Kochen und Backen bei Traurigkeit und Alarm.  

• Spiel ist der Zauberweg schlechhin, um Stress-Situationen zu entschärfen und Verbindung wieder aufzunehmen und zu stärken! 

Gerade in emotional bewegten Zeiten braucht dich dein Kind an seiner Seite. Es braucht dich als Schiffskapitän auf stürmischer See! Da ruckelt es zwar zwischendurch mal ordentlich, aber es ist völlig klar, dass ihr da unversehrt durchkommt.

Du wirst sehen – je besser du verstehst, was in deinem Kind emotional vor sich geht, desto besser wirst du dein Kind mit seinen emotionalen Wellen auch begleiten können. 

Und je sicherer sich dein Kind mit dir an der Seite fühlt, desto einfacher wird es Krisen wie eine Trennungssituation emotional gut bewältigen können und in seine Resilienz hineinwachsen!

Über die Autorin:

Porträt Elterncoach Miriam Maja Gass


Miriam Maja Gass ist alleinerziehende Mutter eines 15jährigen Sohnes und arbeitet als Elterncoach online und in ihrer Praxis in Berlin-Prenzlauer Berg. Miriam hilft (Trennungs-) Eltern dabei, ihr Kind besser zu verstehen, selbstsicherer in ihrer Elternrolle zu sein und ihre Eltern-Kind-Beziehung zu stärken. Kontakt@mmg-elterncoaching.de.

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[Fotos: Miriam Maja Gass, Sofia Wagner Fotografie]

3 Gedanken zu „Was Trennungskindern wirklich hilft – Gastbeitrag von Elterncoach Miriam Maja Gass“

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