
Kürzlich hat mein älterer Sohn mich sehr gerührt. Er, der sonst nicht gerade seine Leidenschaft fürs Basteln zeigt, brachte aus der Schulbetreuung mehrere selbstgeknüpfte Freundschaftsarmbänder mit. Für seinen Bruder, für mich, für seinen Papa und auch für seine Großmutter, seine Tante, seinen Onkel, seinen Cousin und seine Cousine.
Das bringt mich zu der Frage: Wie ist das für Kinder, wenn die Menschen, die sie lieben, nur noch wenig Kontakt miteinander haben? Nach einer Trennung als Eltern ein Team oder gar innerlich verbunden zu sein, ist wünschenswert, aber es gelingt längst nicht immer. Parallele Elternschaft mit klaren Absprachen, aber ohne viele weitere Berührungspunkte kann dann eine Lösung sein. Manchmal die einzig praktikable. Kinder jedoch müssen dadurch damit leben, dass die zwei Menschen, denen sie sich (oft) am verbundensten fühlen, kaum noch in Kontakt miteinander sind.
Das ist tatsächlich schwer. Hier gilt es, auch als Elternteil Brücken zu bauen:
- Spielzeug oder ein Kuscheltier, das ohne spitze Bemerkungen oder Kritik von einem Elternhaus zum anderen mitgenommen werden darf.
- Ungestörte Telefonate des Kindes mit dem abwesenden Elternteil, falls das Kind das wünscht.
- Kleine Rituale, die dem anderen trotz Abwesenheit seinen Platz im Herzen des Kindes zugestehen. Indem für ihn eben an Weihnachten auch ein Geschenk gebastelt, er in ein Gebet eingeschlossen, von ihm, auf die Vergangenheit bezogen, positiv gesprochen wird.
- Ein Foto des anderen, das das Kind in seinem Zimmer aufhängen oder mit sich tragen kann.
- Dass Geschenke und Mitbringsel des anderen wertschätzend behandelt und nicht negativ kommentiert werden.
- Verbindliche Absprachen, die den Kontakt zwischen dem Kind und dem anderem Elternteil garantieren.
- Keine Anfeindungen und Konflikte bei den Übergaben.
- Keine (abwertende) Kritik am anderen dem Kind gegenüber.
Das alles sind Wege, deinem Kind zu zeigen: Du darfst uns beide lieben und wir sind beide für dich da – auch wenn unsere Leben als Erwachsene getrennt verlaufen. Dass unsere Liebe und Zuneigung zueinander erloschen ist, bedeutet nicht, dass du, unser Kind, deine Zuneigung verleugnen musst.
Sind wir nicht dieses Mindestmaß an Kooperation unseren Kindern schuldig, schon allein, weil wir sie lieben?
Wie seht ihr das – und wie handhabt ihr eure Ebene als Eltern nach der Trennung?
Herzlichen Gruß, Sarah Zöllner (mutter-und-sohn.blog)
Die Autorin ist freie Journalistin, Autorin für Familien- und Gesellschaftsthemen sowie Mutter eines Kindergarten- und eines Grundschulkindes.
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[Foto: privat]
